Die Monatsbotin: Notizen aus dem vierten Stock // Oktober 2014

Hier kommt die dreizehnte Ausgabe der Monatsbotin von Karen-Susan Fessel – mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg!

Wem sie gefällt: liebend gern weiterempfehlen! Wer aber versehentlich auf dem Verteiler gelandet ist oder schon viel zu viel zu lesen hat: Eine kurze Mail mit dem Hinweis „Keine weiteren Einsendungen gewünscht“ an kontakt@karen-susan-fessel.de – und schon herrscht gespenstische Ruhe im virtuellen Briefkasten …

Viel Spaß beim Lesen wünscht Karen-Susan Fessel!

Was war?

Der September begann mit einer langersehnten, wunderschönen und dazu noch erholsamen Arbeitsreise in meine ausländische Lieblingsstadt Visby. Auf Gotland, der „Insel der Rosen und Ruinen“ in der Ostsee gelegen, ist die alte Hafenstadt mit engen Verbindungen zu meiner Geburtsstadt Lübeck nicht nur das Ziel zahlreicher Kreuzfahrtschiffe, sondern auch vieler Schriftsteller und Übersetzer. Denn Visby beherbergt nicht nur zahlreiche Kirchenruinen und mittelalterliche Gebäude, sondern seit 1993 auch das „Baltic Centre for Writers and Translators“ (BWCT), in dem Schriftsteller und Übersetzer vorrangig aus Ostseeanrainerstaaten bis zu einen Monat lang in Ruhe wohnen und arbeiten dürfen, einige als Stipendiaten verschiedener Programme. Von den elf Zimmern mit Dusche und WC bietet die Hälfte sogar einen unmittelbaren Blick auf die Ostsee, denn das „Författarcentrum“ liegt hoch auf den Klippen und direkt vor der einzig erhaltenen Kirche der Stadt, der Domkirche St. Maria. Die anderen Zimmer blicken wiederum auf die vollständig erhaltene Stadtmauer aus hellem Kalkstein mit ihren fünfzig Türmen und Toren, die eine umwerfende mittelalterliche Stadtanlage mit über 200 Steinhäusern aus der Hansezeit umschließt – Unesco-Weltkulturerbe seit 1995; bereits seit 1805 bereits steht die gesamte Innenstadt unter Denkmalschutz.

Schon zum achten Mal seit 2002 hatte ich das Vergnügen, mich im liebevoll „Huset“ genannten Författarcentrum aufzuhalten  – zwar nur eine Woche, aber die hatte es in sich: als alte Langschläferin stand ich jeden Morgen früh auf, um nur keinen kostbaren Moment zu verpassen, einmal sogar um 5.36h (!), schwang mich nach dem Frühstück aufs Fahrrad und radelte zwischen zwei und fünf Stunden über die Insel, um danach mehrere Stunden zu schreiben. Erst zum Sonnenuntergang, der sich trefflich von der Klippe vorm Haus beobachten lässt, wahlweise auch von der Ringmauer oder der Strandpromenade aus, verließ ich wieder mein minzgrün gestrichenes Zimmer, dessen Nordfenster aufs Meer und die nördliche Altstadt zeigte und dessen Ostfenster auf die Ringmauer. Auch ein Tagesausflug mit meinen Mitstipendiaten aus Spanien, Slowenien und Berlin sowie Lena, der überaus freundlichen und humorvollen Leiterin des Hauses, auf die vorgelagerte Insel Farö mit ihren weltweit einzigartigen Kalksteinrauten stand auf dem Programm. Das schöne am „Huset“ ist übrigens auch, dass man ganz nach Gusto viel oder wenig Kontakt zu den anderen SchriftstellerInnen und ÜbersetzerInnen suchen kann – aber immer sitzt jemand in der großen Küche im Gemeinschaftshaus, mit dem sich plaudern oder kochen lässt – nachdem man natürlich erstmal die Sprache herausgefunden hat, in der man am besten kommuniziert. Man kann, aber man muss nicht – perfekt, finde ich!

Höchst beglückt, inspiriert und erholt stieg ich also acht Tage später wieder in das kleine Propellerflugzeug, das mich nach Stockholm brachte, von wo ich zurück nach Berlin flog – im Gepäck unzählige Notizen, Tagebuchseiten und knapp vierzig Seiten Rohfassung des gerade in Arbeit befindlichen Romans mit dem Arbeitstitel „Spinner“.

Und wer es jetzt noch nicht gemerkt hat: Gotland ist wirklich eine Reise wert! Wie schön, dass ich im nächsten Jahr wieder dort verweilen werde, für gleich zwei Wochen, diesmal aber nicht allein im „Huset“, sondern in zwei Ferienhäusern bei Tofta, begleitet gleich von mindestens sechs mir sehr lieben Menschen und einem sehr kleinen Hund …

So, genug geschwärmt. Aber die Schwärmerei bietet Anlass für das nächste Preisrätsel, das ja mal langsam wieder fällig ist. Die Preisfrage diesmal lautet:

Zwei meiner Bücher spielen großenteils auf Gotland. Welche sind es?

Wer die Preisfrage als Erste/r richtig beantwortet, erhält ein signiertes Exemplar eines dieser beiden Bücher und darf selbst auswählen, welches!

Na, ist das nicht verlockend? GewinnerInnen eines vormaligen Preisrätsels sind übrigens von der Teilnahme ausgeschlossen. Schließlich sollen alle mal drankommen dürfen!

Zurück in Berlin, ging es fleißig an die Arbeit, immerhin waren noch fast sechzig Seiten zu schreiben. Das gelang auch fast bis zum Monatsende – Seitenstand am 30. September: 204! Fast geschafft, ein paar Seiten Rohfassung fehlen noch, aber fristgerecht noch im Oktober wird das überarbeitete Manuskript dann an meine Lektorin im Kosmos-Verlag gehen.

Unterbrochen habe ich die Schreibarbeit jedoch noch einmal für einige Lesungen, das aber gern: Zunächst las ich am 19. September im Sonntags-Club aus „Bronko, meine Frau Mutter und ich“, und wieder einmal war Luki, das lebendige Vorbild für Bronko, hier auch mit von der Partie. Die Besucherinnenzahl ließ ein wenig zu wünschen übrig, lag es vielleicht an der Tatsache, dass wir in Berlin den letzten richtig warmen Sommerabend genießen durften?  Luki störte es jedenfalls nicht, er wurde ausgiebig gestreichelt und liebkost; desgleichen einige Tage später im Schnelldorfer Hotel, wohin ich ihn kurzerhand mitgenommen hatte – eigentlich als Notlösung, da in Berlin ein böser Virus wütete; aber Luki entpuppte sich wieder einmal als höchst angenehme Reisebegleitung. Von Schnelldorf (Bayern) aus ging es drei Tage zu Lesungen in die nahegelegene Hohenlohe (Baden-Württemberg): In Bühlertann, Schwäbisch Hall und Ilshofen las ich in den dortigen Schul(zentr)en aus verschiedenen Kinder- und Jugendbüchern vor SchülerInnen der Klassenstufen 5 bis 10. Ein höchst abwechslungsreiches Programm, das mir ungemein viel Spaß machte – wiederum mit viel Einsatz organisiert von einer sehr engagierten Lehrerin aus Bühlertann.

Ich bin immer wieder erstaunt und dankbar darüber, was manche Menschen mit ihrem Engagement in die Wege leiten können. Die meisten Lesungen kommen ja zustande, indem einzelne Schulen aus einem angebotenen Programm der Bibliotheksverbände auswählen oder für eine Lesewoche nach einem passenden Autor Ausschau halten. Aber es geht eben auch anders – wenn eine engagierte Lehrerin einfach Kontakt aufnimmt und dann ihr Schulkollegium überzeugt und dazu noch andere Schulen ins Boot holt. Danke dafür!

Und was kommt?

Erstmal der Endspurt: die Rohfassung von „Spinner“ wird in diesen Tagen fertig, dann lasse ich sie eine gute Woche liegen, um sie danach zu überarbeiten und an meine Lektorin beim Kosmos-Verlag zu schicken. Und dann nehmen die Dinge ihren weiteren Verlauf, über den ich zu gegebener Zeit berichten werde!
Dazwischen aber steht noch eine Reihe von interessanten Veranstaltungen an: Am 7. Oktober lese ich auf Einladung von LesLie e.V. zunächst in der Buchhandlung „prolibri“ in Mönchengladbach, wo ich bereits letztes Jahr mit „Leise Töne“ zu Gast war. Danach warten vom 13. bis 16. Oktober in Geislingen an der Steige mehrere Lesungen und zwei ganztägige Schreibwerkstätten in der Schubart-Realschule und dem Helfenstein-Gymnasium, organisiert von der Stadtbücherei in der MAG, und unmittelbar danach geht es nach Zürich, wo ich vom 17. bis zum 19. Oktober letztmalig in diesem Jahr den Schreibworkshop „Mein Buch“ für Frauen, die ein Buch in Planung oder Arbeit haben, anbiete. Noch sind Restplätze frei – Informationen dazu weiter unten.

Volles Programm also im Oktober, gefolgt vom Einstieg in das nächste Buch. Und auch meine beiden „Privatprojekte“ warten auf mich – mehr dazu aber in der nächsten Monatsbotin.

Fürs Erste wünscht einen schönen restlichen Altweibersommer – soviele Spinnennetze wie in den letzten Tagen sah ich nie zuvor …! – herzlich, Karen-Susan Fessel!

Öffentliche Termine im Oktober:

7. Oktober, Mönchengladbach, Buchhandlung prolibri, Schillerstraße 22: Lesung aus „Bronko, meine Frau Mutter und ich“ /  17.  bis 19. Oktober, Zürich, Zentrum Karl der Große //  Informationen und Anmeldung unter www.karen-susan-fessel.de und kontakt@karen-susan-fessel.de