Die Monatsbotin Februar 2016 // Notizen aus dem vierten Stock

Hier kommt die neunundzwanzigste Ausgabe der Monatsbotin von Karen-Susan Fessel – mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg!

Wem sie gefällt: liebend gern weiterempfehlen:  Eine kurze Mail mit dem Hinweis „Monatsbotin gewünscht“ an kontakt@karen-susan-fessel.de – und schon liegt sie Monat für Monat im virtuellen Briefkasten ​…

 

Viel Spaß beim Lesen wünscht Karen-Susan Fessel!

Was war?

Wie der Dezember flog auch der Januar nur geradezu an mir vorbei. Als alte Statistikliebhaberin schrieb ich mir diesmal ganz genau auf, woran ich wie lange arbeitete – um festzustellen, dass ich meine für den Monat hoch gesteckten Ziele nicht ganz erreicht habe. Aber immerhin ist doch einiges geschafft: Als Erstes galt es, das Lektorat für das neue Buch der „Hundeflüstererin“ Maike Maja Nowak fertigzustellen. Spontan war ich anstelle der eigentlichen Lektorin, die Ende November in Mutterschutz ging, eingesprungen, und nun galt es, die versierte Autorin („Wanja und die wilden Hunde“) konzeptionell zu beraten und die am Ende gut 350 Seiten sorgfältig zu lektorieren. Das machte mir viel Spaß, und ich freue mich auf den 11. April – dann nämlich erscheint „Abenteuer Vertrauen“ im Mosaik Verlag.

Noch ein weiteres Lektorat galt es endgültig abzusegnen; mehr dazu im nächsten Monat, und natürlich nahmen auch die Online-Workshops einige Zeit in Anspruch. Neben dem Kreativ-Quickie läuft gerade der Workshop „Biografisches Schreiben“; ein weiterer Kreativ-Quickie ist in einen Kreativ-Langzeitworkshop mit fünfmonatiger Laufzeit verlängert; auch das ist also möglich!

Geschrieben habe ich zunächst – ein lustiger Zufall – ein Nachwort für die Lehrerhandreichung zur Neuausgabe von „Ein Stern namens Mama“ und ein Vorwort für die Neuausgabe von … ja, genau, von „Bilder von ihr“. Und das genau ist dann auch die Lösung für das Preisrätsel der Januar-Monatsbotin, das diesmal ein großes Echo fand. Am schnellsten lagen Alexandra B. aus Hannover, Susanne G. aus München und Heidi K. aus Berlin richtig: 1996 erstmalig veröffentlicht, wird der „Klassiker“ der Frauen- und Lesbenliteratur in diesem Frühling im Berliner Querverlag neu aufgelegt, mit neuem Cover, einem Vorwort der Autorin und einem Nachwort der Verlegerin. Und noch dazu als Taschenbuch und eBook zugleich – perfekt also für den Osterurlaub!

Weiterhin habe ich wie angekündigt die Arbeit an meinem privaten Buchprojekt für Erwachsene wieder aufgenommen. Fast ein Dreivierteljahr hat das Projekt zwischenzeitlich auf Eis gelegen, jetzt aber habe ich in diesem Monat knapp 20 Seiten verfasst, bis spätestens Ende Juni soll das Buch fertig sein.

Der Vertrag für das neue Kinderbuch ab 8 Jahren (Arbeitstitel: Frieda Fricke – unmöglich!) ist unterschrieben, voraussichtlich im nächsten Frühjahr wird es im Kosmos-Verlag erscheinen. Wann ich es schreibe? Noch in dieser ersten Jahreshälfte, also ebenfalls bis Ende Juni …

Und was kommt?

… womit ich ja schon wieder in der Zukunft angelangt bin. Aber erstmal schreiben wir nun Februar, und der beginnt mit einer Bildungsreise nach Krakau und Auschwitz. Zwar taten wir uns ein wenig schwer mit der Entscheidung, ins zunehmend in restriktive politische Verhältnisse zurückfallende Polen zu reisen, aber nachdem ich mich nun über ein Jahr lang intensiv noch einmal mit dem Nationalsozialismus und seinen katastrophalen Auswüchsen in Gestalt der Konzentrationslager befasst habe, muss die Fahrt einfach sein. Gemeinsam mit meinem guten Freund, dem Kunsthistoriker und Galeristen Stefan Rasche, der mich schon 2011 anlässlich meiner Recherchefahrt zum Grenzgänger-Stipendiums-Roman „Schattenblicke“ nach Serbien und im letzten Jahr nach Breslau begleitet hat, werde ich während der kommenden fünf Tage viele Eindrücke gewinnen. Aus Kostengründen ist unsere aus fünf mir sehr lieben Personen bestehende Breslau’sche Reisegruppe nun auf uns beide zusammengeschrumpft, aber nächstes Jahr geht es dann wieder in der Stammbesetzung in eine weitere europäische (ehemalige Kulturhaupt-)Stadt.

In der zweiten und vierten Februarwoche werde ich dann hoffentlich an die vierzig Seiten des o.e. Romans zu Papier bringen, dazwischen dann aber eine Lesereise nach Schleswig-Holstein unternehmen. Gleich vier Lesungen stehen an, zwei davon aus „Bronko, meine Frau Mutter und ich“, und zwar in den Stadtbüchereien Leck, Heide und Husum; in beiden letzteren trage ich zusätzlich an zwei Vormittagen aus „Liebe macht Anders“ und weiteren Titeln vor – das alles im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Westküste denkt queer“, einer Initiative äußerst engagierter Privatpersonen und Institutionen – u. a. dabei: pro Familia, die Gleichstellungsstelle der Stadt Heide und das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Wissenschaft und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein. Dennoch hatte die Initiative mit tüchtig Gegenwind zu kämpfen: So war es nicht möglich, auch nur eine einzige Buchhandlung in den entsprechenden Städten für eine Lesung mit mir zu gewinnen. „So ein Publikum haben und wollen wir nicht“, lautete eine der Absagen, bei der den Veranstaltern und mir im Jahre 2015 dann doch die Ohren schlackerten. Gut, dass zumindest die Büchereien und Bibliotheken anders denken, und hoffen wir auf möglichst viel Publikum, um ein Zeichen zu setzen!

Einen anregenden Februar wünscht Karen-Susan Fessel!

Öffentliche Termine im Februar:  16. Februar, Leck, Gemeindebücherei, Hauptstr. 21, 25917 Leck, 19h: Lesung aus „Bronko, meine Frau Mutter und ich“  //  17. Februar, Stadtbücherei Heide, Himmelreichstr. 10, 25746 Heide, 11h: Lesung aus „Liebe macht Anders“ und anderen Büchern // 17. Februar, Stadtbücherei Heide, Himmelreichstr. 10, 25746 Heide, 18.30h: Lesung aus „Bronko, meine Frau Mutter und ich“ // 18. Februar, Stadtbibliothek Husum, Herzog-Adolf-Str. 25, 25813 Husum, 11h: Lesung aus „Liebe macht Anders“ und anderen Werken.

 

Onlineworkshops: Die nächsten Kreativ-Quickies starten am 29. Februar und am 4. April. Weitere Informationen und Anmeldung auch für die Workshops „Mein Buch“ und „Biografisches Schreiben“ sowie Einzelcoaching unter www.karen-susan-fessel.de/seminare

Ausgelesen: Sascha Mounk: Echt, du bist Jude? / Sascha Mounk, in den achtziger und neunziger Jahren in Deutschland aufgewachsener Sohn einer jüdischen Mutter, lebt heute in New York und fühlt sich erst dort nicht mehr als „anders“, nämlich als vorrangig durch seine jüdische Herkunft definiert. Gekonnt führt er seiner Leserschaft ihre Unfähigkeit, „normal“ mit ihren jüdischen Mitbürgern umzugehen, vor Augen. Das liest sich amüsant und treffend, aber als Mounk sich dann allzu weitschweifig über die politische Weltsituation auslässt und ausgedehnte Lösungsvorschläge unterbreitet, erlahmte mein zuvor reges Interesse doch deutlich. Hier wäre ein bisschen weniger Zeigefingermentalität dem Stoff gut bekommen. // Camilla Läckberg: Die Schneelöwin. / Als Schwedenfan lese ich Camilla Läckbergs nahe Göteborg angesiedelte Krimis eigentlich gern, aber langsam reicht es dann doch. Nicht nur die alberne Darstellung des Polizeichefs wird hier überstrapaziert, auch die spinnerte Handlung und ihre entnervende Lösung kommen mir geradezu an den Haaren herbeigezogen vor. Unglaubwürdig von vorne bis hinten; dass ich das Buch zu Ende gelesen habe, lag vorrangig an der immer noch lesenswerten Gestaltung der Hauptfigur und ihres Ehegatten. Ade, du spannende Krimireihe! // Verena Lueken: Alles zählt. / Wieder mal ein Tipp aus dem letztjährigen Harenberg Literaturkalender, der mir ein wunderbares Leseerlebnis beschert hat. Verena Luekens unter die Haut gehender Bericht über eine Krebserkrankung, von der die mittelalte Hauptperson bei einem Auslandsaufenthalt erwischt wird, hat mich wirklich gefesselt. Klug, bewegend, exakt formuliert. Ein Genuss. // Thomas Harding: Hanns und Rudolf. Der deutsche Jude und die Jagd nach dem Kommandanten von Auschwitz. / Die perfekte Reisevorbereitung für meine Fahrt nach Auschwitz – und ein gut zu lesender Roman, der zugleich die gesamte Geschichte des größten Vernichtungslagers der Nationalsozialisten komplett von hinten aufrollt. Auch wenn die Figur des in den dreißiger Jahren aus Deutschland gerade noch rechtzeitig emigrierten Hanns Alexander, der im Auftrag der britischen Militärregierung den untergetauchten Rudolf Höß aufspürt, ein wenig blass bleibt und manche Fragen dazu offen – dies glänzend recherchierte Werk bringt die gar nicht so weit zurückliegende Geschichte wieder ganz nah an die Leserschaft heran.