Die Monatsbotin Februar 2023 // Notizen aus dem vierten Stock

Hier kommt die hundertfünfte Ausgabe der Monatsbotin von Karen-Susan Fessel – mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg!

Wem sie gefällt: liebend gern weiterempfehlen! Eine kurze Mail mit dem Hinweis „Monatsbotin gewünscht“ an kontakt@karen-susan-fessel.de – und schon liegt sie Monat für Monat im virtuellen Briefkasten … Wer lieber Ruhe wünscht, desgleichen!

Viel Spaß beim Lesen wünscht Karen-Susan Fessel!

Was war?

Na, allerhand los war in den letzten beiden Monaten – denn die Januarmonatsbotin musste ja leider coronabedingt ausfallen. So überrascht war ich in meinem Leben wirklich selten, als ich pünktlich am ersten Weihnachtsfeiertag auf das positive Corona-Testergebnis starrte. Nach fast drei Jahren, in denen ich um eine Infektion herumgekommen war, hatte es mich dann also doch noch erwischt. Und so war ich fast drei Wochen lahmgelegt mit großer Schwäche, Husten, Schnupfen und Kopfschmerzen. Puh! Keine angenehme Erfahrung, sondern eine, auf die ich liebend gern verzichtet hätte – und die Familienmitglieder, die ich dann unwissentlich angesteckt hatte, natürlich ebenfalls.

Davor aber hatte ich einen recht produktiven Dezember hinter mich gebracht, mit viel Schreibarbeit an meinem in Arbeit befindlichen neuen Roman, zwei Lesungen – am 12. Dezember beim Lesefest in der Berliner Johanna-Eck-Schule, deren noch im Aufbau befindliche Schulbibliothek ja eines Tages meinen Namen tragen wird – und am 13. Dezember in der Pankower Janusz-Korczak-Bibliothek für die 8. Klassen des Rosa-Luxemburg-Gymnasiums, dazu ein ganztägiger Workshop für Elftklässler*innen in der Braunschweiger Wilhelm-Bracke-Gesamtschule. Dann begannen die Feiertage, die dann jedoch bekanntermaßen abrupt ins Wasser fielen.

Aber Ende des Monats war ich dann zum Glück wieder fit genug für meine schon lang geplante Kurzreise nach Kiruna in Schwedisch-Lappland,

In Abisko, im Hintergrund Lapporten, die berühmte „Lappenpforte“

in die Stadt, die großenteils bis spätestens 2028 drei Kilometer nach Westen umziehen muss, um neuen Abbaugebieten der städtischen Erzmiene Platz zu machen. In den beiden Tagen bin ich dreißig Kilometer gewandert, zweimal mit dem Bus um und durch die ganze Stadt gefahren und mit dem Zug nach Abisko

Polarexpress von Stockholm nach Narvik (Norwegen)

weiter im Norden und wieder zurück. Drei Schneehasen habe ich gesehen, eine Handvoll Rentiere,

Schneehase in Kiruna

Unmengen an Schnee, ein Dutzend leergezogene Hochhäuser und, das erste Mal in meine bisher fünf Besuchen in Lappland, Nordlichter in den verschiedensten Facetten – am Ende der Nacht in Form eines strahlenden weißen Vorhanges, der die gesamte Region taghell erschienen ließ.

Lapporten

 Danach ging es dann fast 3.000 Kilometer nach Süden, um in Kloten am Sekundarschulhaus Spitz für alle 7. Klassen aus meinen Jugendbüchern zu lesen. Anschließend kamen die 5. und 6. Klassen im Primarschulhaus Wollerau dran, bevor ich mit einer 9. Klasse am Schulhaus Wydenhof in Ebikon einen vierstündigen Workshop abhielt, um meinen viertägigen Schweizaufenthalt schlussendlich, wie die Schweizer sagen, mit einer Lesung an der Luzerner Kantonsschule Musegg vor einer 10. Klasse zu beschließen.

Aussicht vom Kloster Kappel am Albis

Die Luzerner Bergwelt wirkt ganz anders als die in Lappland, ist aber ebenfalls wunderschön. 

Meine achttägige Reise liegt also jetzt gerade hinter mir, ein sehr schönes, beeindruckendes Erlebnis und der Grund dafür, warum die Monatsbotin nicht wie sonst spätestens am 3. des Monats erscheint.

Wer übrigens noch mehr von mir lesen möchte als die Monatsbotin und meine Bücher und bisherigen Texte, der kann sich nun auch noch zwei weitere Texte zu Gemüte führen, die in den letzten Wochen erschienen sind: Zum einen mein Beitrag „Wie geht es weiter mit Grate? Post von Lesenden“ im Band 4/2022 der Reihe „kjl&m“, zum anderen den Text „Traumjob“ in „Mein lesbisches Auge 22“.

Und was kommt?

Ein ganzer Monat, in dem ich mich vorrangig meinem in Arbeit befindlichen Roman widmen werde, der bereits zur Hälfte geschrieben ist. Außerdem bin ich mit einer Filmproduktionsgesellschaft  über eine mögliche Zusammenarbeit im Hinblick auf eines meiner Bücher im Gespräch; das Exposé dazu habe ich im Dezember geschrieben, nun wird es in mehreren Sitzungen besprochen. Mehr dazu, wenn die Gespräche Erfolg gezeitigt haben. Und dazu beginnt in den nächsten Tagen der neue Onlineworkshop „Mein Buch“. Langweilig wird mir also bestimmt nicht!

Einen munteren Februar wünscht Karen-Susan Fessel!

Online-Workshops: Der nächste Kreativ-Quickie startet am 6. März; Informationen und Anmeldung auch für die neuen Onlineworkshops „Mein Buch“ und „Biografisches Schreiben“ und das Einzelcoaching unter www.karen-susan-fessel.de/seminare

Ausgelesen: Daniela Dröscher: Zeige deine Klasse. Die Geschichte meiner sozialen Herkunft. Hoffmann und Campe, Hamburg 2018 / Mit Freuden habe ich mich in die brillante Analyse der Herkunft der Berliner Autorin vertieft. Dröscher seziert in dieser detaillierten Studie ihrer eigenen Familiengeschichte die Wechselwirkung zwischen Klasse, Schicht und Herkunft auf eine so fesselnde und oft auch amüsante Weise, dass ich das Gefühl hatte, einen sehr gut aufgebauten Roman zu lesen. Ein Buch, das nicht nur gut unterhält, sondern auch wirklich zum Nachdenken anregt und das nur modern anmutende Thema Klassismus auch vor soziologisch wenig vorgebildeten Menschen nachvollziehbar ausbreitet. // Marion Brasch: Ab jetzt ist Ruhe. Roman meiner fabelhaften Familie. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2013. / Marion Brasch, Berliner Journalistin und Moderatorin, ist mit gerade mal 40 Jahren als letztes Mitglied ihrer Familie übriggeblieben. Noch als Kind verliert sie ihre jüdische Mutter, dann nacheinander Vater und alle drei Brüder, zuletzt den bekanntesten davon, den berühmt-berüchtigten Autor Thomas Brasch. Das allein würde schon reichen für eine ausgiebige Biografie, aber Brasch ist es daran gelegen, nicht nur über sich zu schreiben, sondern die Wechselwirkungen zwischen dem Dasein als Schwester und Tochter und den Verirrungen, Unzulänglichkeiten, Problemen und Eigenarten ihrer Eltern und Brüder zu erzählen.  Das ist hochspannend und bewegend, ein Text, der Leerstellen offenlässt und sie nicht etwa zu füllen versucht. Klasse!

 

Unter der Lupe: Meine Werke

Nr. 4: Sirib, meine Königin (1997)

Ein Fantasyroman? Danach werde ich immer mal wieder gefragt, vorrangig von Jugendlichen. Und ja, ich habe in der Tat einen geschrieben, in meinen Anfangsjahren, das heißt, eine „Phantastische Erzählung“: „Sirib, meine Königin“ erzählt von einer fantasierten Welt, in der die Königinnen kraft ihrer Gedanken goldene Kugeln schleudern und damit Missliebige und Ungehorsame töten können. Im Schatten dieses grausamen Matriarchats entwickelt sich eine verbotene Liebe, die alle, die davon wissen, ins Verderben reißen kann … Na, klingt das nicht spannend? Ist es auch. Aber leider fanden das seinerzeit nicht genug Lesende, denn „Sirib, meine Königin“, zu dem die Hamburger Malerin Josephin Böttger zahlreiche wunderbare Illustrationen beisteuerte, gilt als mein am schlechtesten verkauftes Buch, leider.

Dennoch bin ich Claudia Gehrke, meiner Konkursbuch-Verlegerin, immer noch dankbar dafür, dass sie dieses schmale, aber schön anzusehende Buch in ihr Programm aufgenommen und dann auch lange darin belassen hat. Und danach dauerte es dann geschlagene 21 Jahre, bis das nächste Buch von mir im konkursbuch Verlag erschien …

Karen-Susan Fessel: Sirib, meine Königin. Phantastische Erzählung mit Illustrationen von Josephin Böttger. konkursbuchverlag Claudia Gehrke, Tübingen 1997, 95 Seiten. Nur noch wenige Exemplare zum Direktverkauf über den Verlag oder auf Anfrage über meine Website erhältlich.