Die Monatsbotin September 2016 // Notizen aus dem vierten Stock

Hier kommt die fünfunddreißigste Ausgabe der Monatsbotin von Karen-Susan Fessel – mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg!

Wem sie gefällt: liebend gern weiterempfehlen:  Eine kurze Mail mit dem Hinweis „Monatsbotin gewünscht“ an kontakt@karen-susan-fessel.de – und schon liegt sie Monat für Monat im virtuellen Briefkasten …

Viel Spaß beim Lesen wünscht Karen-Susan Fessel!

Was war?

Ziemlich viel los in den Monaten Juli und August, so viel sogar, dass die Augustmonatsbotin in diese Ausgabe verschoben werden musste. Das lag an organisatorischen Gründen: Zwischen meinen drei Schreibworkshops in der Akademie Waldschlösschen und dem zweiwöchigen Schwedenurlaub blieb einfach keine Zeit für eine ausgiebige Rück- oder Vorschau.

Jetzt aber – zunächst zur Schreibarbeit: Als Erstes lag „Frieda Fricke“, Ende Juni in der Rohfassung fertiggestellt, Anfang Juli zur Überarbeitung auf meinem Schreibtisch. Eine Woche später war das Manuskript auch schon unterwegs zum Kosmos Verlag, der in der Zwischenzeit auch schon erste Coverentwürfe geschickt hatte, die mir ziemlich gut gefallen. Das ist natürlich schön, denn „Frieda“ ist für LeserInnen ab 8 Jahren und wird deshalb auch mit Illustrationen versehen – eine Premiere, denn nach „GG – das Grundgesetz erklärt“, meinem 2009 erschienenen Sachbuch zum Grundgesetz (mit Manfred Schwarz), ist der Kinderroman mein erstes illustriertes Buch!

Am 5. Juli unterbrach ich meine Schreibtätigkeit, um in der Zentralbibliothek Schöneberg im Rahmen des Projekts „Büchertürme“ zwei fünfte Klassen mit einer Lesung aus „Hiphop, Hund und Herzgehüpfe“ zu erfreuen. Gleich danach befasste ich mich nochmals ausführlich mit dem Erstlektorat der spannenden Autobiografie eines vielversprechenden Autors, die ich gerade in Arbeit habe. Diese erste Fassung schickte ich punktgenau an dem Tag ab, an dem ich zum 80. Geburtstag meiner werten Frau Mutter ins heimatliche Meppen reiste. Für sie hatte ich ein ganz besonderes Geschenk im Gepäck: ihre Biografie, verfasst von ihrer jüngsten Tochter. (Das bin übrigens ich.) Die Freude war groß, und das zweihundert Seiten umfassende Bändchen hat mittlerweile schon kräftig die Runde gemacht. Mal sehen, was weiter daraus wird …

Von Meppen aus ging es in die Akademie Waldschlösschen, und zwar gleich zweimal hintereinander: zunächst leitete ich einen Schreibworkshop für die TeilnehmerInnen des Bundesweiten Positiventreffens, gleich danach für die Teilnehmer der nun schon im sechsten Jahr laufenden Sommerakademie. Das machte ungemein viel Spaß und ließ nicht nur die TeilnehmerInnen, sondern auch mich beschwingt wieder davonreisen – und zwar mit einem kleinen Umweg über Berlin und Kiel schnurstracks nach Schweden, um dort zwei Wochen „in Familie“ zu verbringen. Vier Erwachsene, eine Jugendliche, ein Knabe und ein kleiner Hund vergnügten sich zunächst in einem wunderschön am See gelegenen Haus zwischen Vänern- und Vätternsee, dann in einem tief in der unzugänglichen Wildnis Västra Götalands verstecktem alten Bauernhaus. Dort machte der Hund zunächst Bekanntschaft mit einer gleichaltrigen Zwergschnauzerdame, dann mit schwedischen Würmern, die wir bei aller Tierliebe dann doch umgehend medikamentös bekämpfen mussten. Und einen Elch sahen wir dann tatsächlich auch noch! Der Arme wurde allerdings gleich nach seiner Entdeckung durch lautes, aufgeregtes Schreien aus unserer Mitte sofort wieder vertrieben. Berliner Touristen sind eben noch nicht so recht elchfest.

Direkt nach der Rückkehr reiste ich dann nochmals ins Waldschlösschen, um einen dritten Workshop zu leiten, diesmal im Rahmen des bundesweiten Treffens HIV-positiver Frauen. Zum 13. Mal hatte ich das Vergnügen, mit einem Dutzend Teilnehmerinnen zu arbeiten, und diesmal hatte ich mir eine besondere Herausforderung ausgedacht: Die Teilnehmerinnen schrieben gemeinsam eine Geschichte, die im Waldschlösschen beim Frauentreffen spielte und die Lebenswege dreier fiktiver HIV-infizierter Frauen thematisierte. Den so entstandenen Text werde ich demnächst überarbeiten und dann entweder zum Download als Ebook oder als book on demand gegen einen geringen Betrag einstellen, der wiederum der AIDS-Hilfe zu Gute kommen wird. Näheres dazu folgt!
Eine besondere Veranstaltung an diesem Wochenende war dann allerdings die Lesung, die ich aus „Bronko, meine Frau Mutter und ich“ hielt – auf Einladung des Netzwerkes LiN – Lesbisch in Niedersachsen. LiN feierte parallel zum Frauentreffen ein rauschendes Sommerfest und hatte mich angefragt; der Zufall wollte also, dass ich schon vor Ort war. So mischten sich dann die beiden Gruppen auch bei der späteren Party – ein rundum gelungenes Wochenende!

Und was kommt?

Zunächst einmal meine jährliche Lesung in der nahegelegenen Kreuzberger Lenau-Schule: die ehemalige Klasse meines nicht mehr an der Schule verweilenden Stiefsöhnchens werde ich am 9. September mit einer Lesung aus „Hiphop, Hund und Herzgehüpfe“ beglücken, dem Buch über die ungleichen Berliner Zwillinge, das ich ebenjenem jungen Mann gewidmet habe.

Dann geht es weiter ans Lektorat, und „Frieda Fricke“ muss, mittlerweile von meiner Kosmos-Lektorin gegengelesen, noch einmal überarbeitet werden. Erscheinungstermin nun definitiv: März 2017.

Auch mein privates Buchprojekt braucht in diesem Monat noch den letzten Schliff, bevor es in kompetente Hände geht. Ja, das klingt geheimnisvoll, aber so soll es auch klingen … zum Jahresende hin kann ich sicher mehr darüber erzählen!

Und bevor wir dann tatsächlich schon ins vierte Quartal starten, darf ich am 29. September noch einmal mehrere Schulklassen in Berlin-Lübars mit „Hiphop, Hund und Herzgehüpfe“ bekannt machen, quasi der Auftakt zu den ausgedehnten Lesereisen in den Monaten Oktober und November.

Einen milden September wünscht Karen-Susan Fessel!

Leider keine öffentliche Termine im September! Dafür aber neue Onlineworkshops: Sommerpause – die nächsten Kreativ-Quickies beginnen am 5. September und 4. Oktober! Informationen und Anmeldung, auch für die Workshops „Mein Buch“ und „Biografisches Schreiben“  sowie Einzelcoaching, unter www.karen-susan-fessel.de/seminare

Ausgelesen: Anna Katharina Hahn: Am schwarzen Berg / Für mich ist diese Autorin eine der wichtigsten Entdeckungen der letzten Jahre, und dieses überaus intensive Porträt zweier Ehepaare, deren Denken und Trachten sich um ein einziges Kind rankt, das als Erwachsener jegliche innere Stabilität vermissen lässt, dieses wunderbar tiefgründige Buch ist ein weiterer Beweis dafür. // Shani Boianjiu: Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst / Enttäuschend hingegen dieses interessant klingende Buch, das drei israelische Freundinnen, die zum Militärdienst eingezogen werden, skizziert. Hochgelobt, aber auf mich leider viel zu  konstruiert wirkend. Der erhoffte Einblick in die Gedankenwelt junger Israelis blieb für mich aus. // Geir Lippestad: Ich verteidigte Anders BreivikWarum?/ Ja, warum nur schrieb der Mann dieses Buch? Im Kielwasser meiner Begeisterung für die Bücher der mutigen Journalistin Seierstad quälte ich mich dann auch noch durch dieses seltsam schmalbrüstige Machwerk. Lippestad hat nicht viel zu erzählen, aber das breitet er dann auf 221 Seiten aus. Puh. Ein dreispaltiger Artikel im Feuilleton einer Zeitschrift hätte es auch getan. // Andrea Strunk: Beslan, Requiem. / Ebenfalls im Kielwasser des Eindrucks, den Seierstad hinterlassen hatte, las ich dann diese durchaus solide Abhandlung über den Massenmord am 3. September 2004 während der Einschulungsfeier in der ossetischen Kleinstadt Beslan, zugleich iene gute Einführung in die wichtigsten Hintergründe des immer noch schwelenden Kaukasienkonflikts. // Andreas Steinhöfel: Anders / Ein richtig gutes, fantasie- und anspruchsvolles Jugendbuch ist meinem Kollegen Steinhöfel da gelungen mit der Geschichte um den elfjährigen Felix Winter, der in Folge eines nahezu absurden Unfalls nach 263 Tagen wieder aus dem Koma erwacht und von nun an anders ist – und sich Anders nennt … Aber ob das Buch für andere Elfjährige schon gut lesbar ist, darüber lässt sich durchaus diskutieren. // Kerstin Ekman: Schwindlerinnen / Die „Grande Dame“ der schwedischen Literatur hat ihrem umfangreichen epischen Werk hier ein heiteres Krönchen aufgesetzt, das klug zu unterhalten vermag: Lillemor Troj, gefeierte Autorin, wird auf dem Höhepunkt ihres Schaffens dann doch noch von der dicken, unansehnlichen „Leiche“ eingeholt, die sie nicht gut genug im Keller vergraben hatte. Sehr vergnüglich! // So, und nun hier ganz am Ende wie angekündigt das Entschädigungs-Preisrätsel für die Mini-Monatsbotin im August: Wer schrieb das Nachwort zur aktuellen Neuausgabe von „Bilder von ihr“? Die ersten beiden richtigen Antworten (bitte an: kontakt@karen-susan-fessel.de) erhalten je ein signiertes Exemplar der gebundenen, mittlerweile vergriffenen Ausgabe! Und die dritte richtige Antwort erhält eine 60-g-Tafel original schwedischer Kex-Schokolade!