Die Monatsbotin Oktober 2018 // Notizen aus dem vierten Stock

Hier kommt die neunundfünfzigste Ausgabe der Monatsbotin von Karen-Susan Fessel – mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg!

Wem sie gefällt: liebend gern weiterempfehlen! Eine kurze Mail mit dem Hinweis „Monatsbotin gewünscht“ an kontakt@karen-susan-fessel.de – und schon liegt sie Monat für Monat im virtuellen Briefkasten …

Viel Spaß beim Lesen wünscht Karen-Susan Fessel!

Was war?

Ein wunderschöner, spannender und auch anstrengender Monat September, prall gefüllt mit Veranstaltungen, Arbeit, Höhen und Tiefen, liegt hinter mir. Der mit einer einwöchigen Lesereise in den Norden begann: Zunächst stand am 1. September eine Lesung aus „Mutter zieht aus“ in der Hamburger Frauenbibliothek an, im Rahmen der fünften Langen Nacht der Literatur. In den am Ende einer steilen Treppe in den ersten Stock gelegenen Räumen las ich anno 2009 schon einmal, damals vor eher spärlichem Publikum aus „GG – das Grundgesetz erklärt“. Diesmal aber strömten die Zuhörerinnen so zahlreich herbei, dass irgendwann die Tür zubleiben musste – aber nicht, bevor ich nach einer letzten kleinen Runde vor Lesungsbeginn nicht noch einer älteren Dame den Rollator hochgetragen hatte. Das passte natürlich perfekt zum Thema, und das Publikum diskutierte hinterher auch noch lange und mit viel Elan über das Älterwerden und seine Tücken – aber auch Möglichkeiten …

Nach diesem gelungenen Auftakt ging es in rascher Folge weiter: Am 4. las ich in Mildstedt im Kirchspielkrug, wo mir ein monatlicher Bridge-Abend im selben Hause zunächst starke Konkurrenz zu machen schien, aber dann füllte sich das Restaurant doch noch zur Gänze. Tags drauf ging es nach Heide in die Museumsinsel Lüttenheid, ein sehr schöner, historischer Ort, an dem ich dann am folgenden Morgen auch noch zwei Schulklassen mit „Frieda Fricke“ beglücken durfte. Die Schleswig-Holsteiner Dritt- und Viertklässler*innen konnten dann auf den Bildtafeln im Lesesaal alte Fotos von ebensolchen Reetdachhöfen bestaunen, wie sie von Frieda und Mitja in den beiden Büchern bewohnt werden. Eine wunderbar passende Kulisse also!
Weiter ging es am 6. in die Bücherei Leck, wo ein volles Haus wieder „Mutter zieht aus“ lauschte. Im nachfolgenden Gespräch zeichnete sich ab, was ich auf den ersten Lesungen und aus sonstigen Rückmeldungen bereits erfahren habe: Die einen bewegt das Buch, weil sie – oder ihre Mütter und Väter – ähnliche Kriegskind- und Fluchterfahrungen gemacht haben, andere machen aus genau denselben Gründen einen Bogen darum, weil es ihnen zu nahe kommt. Und viele Zuhörer*innen kaufen das Buch, um es ihren betagen Müttern zu schenken, oft mit einem mulmigen Gefühl: Wird sie sich darin wiederfinden – und deshalb gar ein wenig Trost finden? Oder weckt das Buch womöglich unliebsame eigene Erinnerungen?

Ich freue mich über jedwede Resonanz und bin noch nie so gespannt darauf gewesen, das stelle ich jetzt schon fest. Sicher, weil „Mutter zieht aus“ eben auch einen ganz persönlichen Bezug hat.

Alle Lesungen im Kreis Nordfriesland übrigens wurden von den Gleichstellungsbeauftragten der jeweiligen Städte und Kreise organisiert, teils in Kooperation – in Heide mit der VHS, in Leck der Landfrauenverein und in Westerland auf Sylt, der letzten Lesung der Rundreise, die Bücherei. Hier fand sich dann am 7. September zwar nur ein knappes Dutzend Zuhörer*innen ein, aber das tat der angenehmen Atmosphäre keinen Abbruch.

Das war dann in Haren/Ems am 20. auch der Fall, diesmal aber wieder vor zahlreichem Publikum. In die Buchhandlung Kremer passte kein weiterer Stuhl mehr hinein, und die Zuhörer*innen, darunter der von der Buchhandlung initiierte Lesekreis, der das Buch vorab gelesen hatte, hatten sichtlich Freude an der Lesung und dem langen, sich daran anschließenden Werkstattgespräch.

Wiederum nur ein Dutzend Zuhörer*innen lauschten dann bei der letzten Lesung des Monats in der Berliner Stadtteilbücherei Marienfelde den Auszügen aus „Mutter zieht aus“; der Abend war dennoch dank der vielen Fragen ein rundum gelungener.

Fazit: Die Anzahl der Zuhörer*innen lässt sich weder voraussagen noch ist sie entscheidend für die Wirkung einer Lesung. Aber das ist keine neue Erkenntnis – schon vor knapp 30 Jahren, als ich den kürzlich verstorbenen Berliner Professoren und Autoren Horst Bosetzky (Pseudonym: -ky) im Auftrag des Berliner Stadtmagazins Zitty interviewte, klagte er, der sonst stets vor vollem Hause las, über eine kurz zurückliegende Lesung in den (damals noch „neuen“ Bundesländern, bei der kein einziger Zuhörer kam, die herbeigeeilte Journalistin wieder ging und zu allem Überfluss der junge Buchhändler noch ausgiebig mit Bosetzkys mitgereister Ehefrau flirtete. Wenn es also solch arrivierten Autoren passiert, dass niemand zu ihren Lesungen kommt, dachte ich damals und denke es noch heute, dann muss ich mich über derlei Erlebnisse niemals grämen.

Volles Haus hatte ich aber dann auch noch ein weiteres Mal, und zwar bei zwei Lesungen in der sehr schön gestalteten Stadtbibliothek Eberswalde, wo vier achte und neunte Klassen der Jugendakademie interessiert Auszügen aus „Und wenn schon“, „Steingesicht“, „Alles ist echt“ und der soeben im Querverlag neu erschienenen Taschenbuchausgabe von „Liebe macht Anders“ lauschten. 

Und sonst? Natürlich machte ich auch das, was die Grundlage meines Berufes bildet: Schreiben! An meinem neuen Roman, dem ich mittlerweile den dritten Arbeitstitel gegeben habe – genauso, wie nun sämtliche Hauptpersonen andere Namen tragen. Das steht sicherlich symptomatisch für den sehr anspruchsvollen und nicht einfachen Schreibprozess; gut sechzig Seiten sind nun in der Rohfassung fertig, es waren auch schon mal doppelt so viele, die aber wieder verworfen wurden. Nicht alles fließt einfach so glatt aus der Feder, aber das gehört eben einfach dazu. Und am Ende zählt ohnehin nur, was zwischen den Buchdeckeln steht …

Und noch was war: natürlich das Preisrätsel des letzten Monats! Die Einsendungen waren so zahlreich wie noch nie zuvor, und das Erstaunliche daran aber: Niemand hat auf Anhieb alle drei Fragen richtig beantwortet; ALLE, aber auch wirklich alle, beantworteten nur zwei Fragen (und die auch nicht immer richtig!). Ich habe mir den Text zahllose Male durchgelesen, aber warum kein einziger Einsender diese drei Fragen erkannt und beantwortet hat, bleibt mir wohl für immer ein Rätsel. Immerhin schickten Stefanie S. und Michael H., beide aus Berlin, zeitgleich die ersten beiden richtigen Antworten auf die ersten beiden Fragen und reichten dann wiederum zeitgleich auch die Antwort auf die dritte Frage nach. Deshalb bekamen sie auch beide ein Exemplar des nagelneuen Bilderbuches „Ein Stern namens Mama“, soeben im psychatrie-Verlag erschienen. Hier nochmal die Preisfrage:

Wann und in welchem Verlag ist die Erstausgabe von „Ein Stern namens Mama“ erschienen, und wer schuf das Titelbild?

Sind doch drei Fragen, oder? Die Antworten übrigens: Die Erstausgabe erschien 1999 im Verlag Friedrich Oetinger, und der Illustrator Jens Rassmus gestaltete das Titelbild.

Und was kommt?

Ein hoffentlich goldener Oktober – mit vielen neuen Seiten meines neuen Romans, einer Privatreise zu fünft mit Hund nach Danzig und einer Reihe von Lesungen. Den Anfang macht zu meiner Freude eine neuerliche Einladung ins malerische Geislingen an der Steige, wo ich in der Stadtbücherei vom 10. bis zum 12. ein halbes Dutzend Mal aus diversen Kinder- und Jugendbüchern vorlesen werde.

Dann steht die erste öffentliche Lesung in Meppen, meiner Heimatstadt und immer noch der Wohnort meiner Mutter, auf dem Programm. Passend zu „Mutter zieht aus“, in dem sie ja die Hauptrolle spielt und auch das Engagement in der Meppener Kirchengemeinde erzählt wird, lese ich am 16. Oktober im Gemeindesaal der evangelischen Gustav-Adolf-Kirchengemeinde, und die Hauptperson des Abends wird natürlich dabei sein.

Weiter geht es am 18. in die Kasseler Zentralbibliothek; am 27. ist dann nochmal das Emsland dran, wo ich zum Auftakt eines sich anschließenden, von der örtlichen Journalistin Susanne Risius-Hartwig  geleiteten Schreibworkshops in der Historisch-Ökologischen Bildungsstätte aus „Mutter zieht aus“ vortrage.

Dazwischen laufen natürlich auch meine eigenen Onlineworkshops weiter, die so manches mal höchst ansehnliche Früchte tragen: Frisch erschienen ist zum Beispiel der wunderbar locker erzählte Roman „Dora und die Revolutionvon Anja Hinrichs, der die Geschichte der Novemberrevolution 1918 ganz neu und ungewöhnlich erzählt – aus der Sicht einer politisch höchst aktiven Arbeiterin nämlich …

Einen goldenen Oktober wünscht Karen-Susan Fessel!

Öffentliche Termine im Oktober:  16. Oktober, 19.30h, Jugend- und Gemeindesaal, Herzog-Arenberg-Straße 14, 49716 Meppen: Lesung aus „Mutter zieht aus“ / 18. Oktober, 19h, Zentralbibliothek der Stadt Kassel, Obere Königsstraße 3 Haupteingang auf der Seite, Fünffensterstraße, 34117 Kassel: Lesung aus „Mutter zieht aus“ / 27. Oktober, HÖB, Spillmannsweg 30, 26871 Papenburg: Lesung aus „Mutter zieht aus“

Online Workshops: Die neuen Onlineworkshops „Mein Buch“, „Biografisches Schreiben“ und der „Kreativ-Quickie“ starten allesamt am 4. Oktober; Informationen und Anmeldung auch für das Einzelcoaching unter www.karen-susan-fessel.de/seminare

Ausgelesen Barbara Sichtermann: Pubertät – Not und Versprechen / Nicht nur für Menschen mit Pubertierenden im Haushalt dürfte ja die Frage interessant sein, was sich im Gehirn Heranwachsender verändert und merkwürdige, nahezu unerklärliche Verhaltensweisen hervorruft. Das erklärt die Sozialwissenschaftlerin Sichtermann hintergründig und sehr anschaulich; schade nur, dass ihre Sichtweise sich auf eine streng binäre Geschlechterauslegung beschränkt. Haften geblieben ist mir aber unauslöschlich ihre These, dass mit Beginn der Pubertät die Erziehung abgeschlossen sei und Eltern nur noch als freundliche Begleiter aus der Ferne agieren sollten. Ob das frohe Aussichten für betroffene Eltern sind? // Tuba Sarica: Ihr Scheinheiligen! Doppelmoral und falsche Toleranz – die Parallelwelt der Deutschtürken und die Deutschen // Wer sich einen aufgeschlossenen und positiven Blick auf die bisherige Integration unserer deutschtürkischen Mitbürger*innen bewahren möchte, sollte dieses Buch nicht lesen. Höchst frustrierend ist die Bilanz der Medienkulturwissenschaftlerin Sarica, die allerdings leider ein wenig zu sehr ins Persönliche abdriftet. So gerät dieser Aufruf an ihre türkischstämmigen Zeitgenossen und deutsche Multi-Kulti-Fans vorrangig zu einer wütenden Abrechnung mit der eigenen Familie und Umgebung; ein wenig mehr innere Distanz und Sachlichkeit hätte dem Buch, das sich bestens dazu eignen würde, vor allem unter Deutschtürken etwas zu bewegen, gut getan. Aber ob die es überhaupt lesen werden? So wie Sarica sie beschreibt, wohl leider kaum.  // Uwe Timm: Am Beispiel meines Bruders / Ein schmales Werk, ungemein lesenswert: Timm zeichnet anhand seiner Erinnerungen und der übriggebliebenen Habseligkeiten seines im Krieg gefallenen älteren Bruders die Geschichte dessen verlorener Generation nach. Was hat den durchschnittlichen jungen Deutschen dazu bewogen, kurz vor seinem Ende noch in den Krieg zu ziehen und mehrheitlich als Kanonenfutter zu enden? Timm beschreibt zugleich eine nun fast ausgestorbene Generation, die kommenden Generationen museumsreif erscheinen mag – die Generation seiner Eltern, sprachlos, wenig kommunikativ. Die Generation des großen Schweigens, die im vollkommenen Schweigen endet. // Markus Feldenkirchen: Die Schulz-Story. Ein Jahr zwischen Höhenflug und Absturz. / Martin Schulz, 2017 spektakulär gescheiterter Kanzlerkandidat, wird von Feldenkirchen auf eine sehr eindringliche und respektvolle Art über ein Jahr begleitet und porträtiert. Ein historisches Zeitdokument, das vor allem die Frage beleuchtet, wie menschlich ein Politiker in den Mühlen der Macht überhaupt noch bleiben kann. // Julia Latscha: Lauthals Leben. Von Lotte, dem Anderssein und meiner Suche nach einer gemeinsamen Welt / Lotte, langersehntes Wunschkind, hat einen schweren Start ins Leben. Der Sauerstoffmangel während der Geburt macht aus dem bis dahin gesunden Fötus ein schwerstbehindertes Kind, das seinen Eltern mehr als das Erträgliche abverlangt und sie immer wieder vor die Entscheidung stellt, das Kind in ein Heim zu geben. Sie entscheiden sich immer wieder dagegen und für ein gemeinsames Leben, aber das ist und bleibt Schwerstarbeit, in jeder Hinsicht, und es gelingt nur teilweise. Julia Latscha erzählt davon auf eine derart spannende Art und in derart gekonnter Sprache, dass ich liebend gern das Doppelte und Dreifache des Umfangs verschlungen hätte. Latscha eröffnet neue Welten und Sichten; von dieser Frau möchte ich gern noch viel, viel mehr lesen – am liebsten auch den einen oder anderen Roman. Hoffentlich lässt Lotte ihr ab und zu die Zeit dazu – wenn Latscha das überhaupt will.

Die Monatsbotin September 2018 // Notizen aus dem vierten Stock

Hier kommt die achtundfünfzigste Ausgabe der Monatsbotin von Karen-Susan Fessel – mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg!

Wem sie gefällt: liebend gern weiterempfehlen! Eine kurze Mail mit dem Hinweis „Monatsbotin gewünscht“ an kontakt@karen-susan-fessel.de – und schon liegt sie Monat für Monat im virtuellen Briefkasten …

Viel Spaß beim Lesen wünscht Karen-Susan Fessel!

Was war?

Zwei überaus heiße Monate liegen hinter mir, in mehrfacher Hinsicht. Nicht nur die andauernde Hitze hielt Einzug in den vierten Stock, sondern auch die verstärkte Arbeit am neuen Roman. Der nämlich hat es in sich und bedurfte einer gründlichen Überarbeitung, auch wenn erst ein sehr kleiner Teil überhaupt in der Rohfassung vorgelegen hat. So beschäftigte ich mich in meinen Arbeitstagen im ruhigen Zimmer auf der Nordseite, vor dem die Birke sanft im Sommerwind rauschte – als ich vor 33 Jahren hier einzog, musste ich mich noch weit aus dem Fenster lehnen und nach unten sehen, um sie zu entdecken, jetzt überragt sie weit über mir das Dach! – damit, alle Notizen und fertigen Szenen neu einzuordnen, teils umzuschreiben und noch einmal teilweise die Perspektive zu wechseln. Ein hartes Stück Arbeit, das noch lange nicht abgeschlossen ist, aber zum Glück habe ich ja noch gut zehn Monate Zeit bis zur Abgabe, damit der Roman dann im Herbst 2019 erscheinen kann. Und: Spaß macht es dennoch, und zwar sehr!
Vorher aber standen noch einmal im Juli zwei Schreibworkshops in der Akademie Waldschlösschen an – vom 15. bis 18. Juli arbeitete ich mit den Langzeitpositiven beim Bundespositiventreffen, veranstaltet von der Akademie Waldschlösschen  in Zusammenarbeit mit der Deutschen AIDS-Hilfe und Positiv e. V., an einer Vielzahl von sehr bewegenden und nachdenklich machenden Texten, in der Woche darauf hatte ich zum bereits achten Mal das Vergnügen, mit den willigen Teilnehmern (und einer Teilnehmerin) der akademieeigenen Sommerakademie zusammenzuarbeiten. Bei beiden Workshops bildete eine Präsentation ausgewählter Texte vor höchst interessiertem Publikum den krönenden Abschluss, der mir lange im Gedächtnis bleiben wird. 

Nach einem Kurztrip ins heimische Meppen, umringt von meiner lieben Familie, stand dann am 3. August die Teilnahme an einem Panel des Queer East Festivals im Literarischen Colloquium Berlin an, wo zahlreiche Autoren und Fachleute aus Ost- und Westeuropa queere Thematiken präsentierten und diskutierten – und das durchweg auf Englisch. Zum Glück aber hatte ich in Patricia Hempel eine des englischen höchst mächtige junge Autorin neben mir, die wiederholte Male hilfreich mit Vokabeln einsprang, zum Vergnügen des zahlreich erschienenen Publikums, welches der glühenden Sommerhitze standhaft trotzte.

Danach vertiefte ich mich dann in die Schreibtischarbeit (siehe oben), wozu natürlich auch die weiterhin durchlaufenden Onlineworkshops zählten, die mir nach wie vor viel Freude bereiten.

Und was kommt?

Gaaanz langsam der Herbst – und damit die Lesereisezeit. Die mit meiner Teilnahme an der 5. Hamburger Langen Nacht der Literatur beginnt: Um 18h werde ich erstmalig in der Hamburger Frauen*bibliothek Denkträume aus „Mutter zieht aus“ lesen.

Im Norden bleibe ich dann auch in der gesamten kommenden Woche, die mich mit „Mutter zieht aus“ am 4. September nach Mildstedt, am folgenden Tag nach Heide, dann am 6. weiter nach Leck und abschließend am 7. nach Westerland auf Sylt führt – jeweils auf Einladung der Gleichstellungsbeauftragten der Kreise und Städte. In Heide habe ich zudem das Vergnügen, am 6. morgens auch noch aus „Frieda Fricke – unglaublich!“ vorzutragen, desgleichen am 3. September in der Astrid-Lindgren-Grundschule in Bodeleben – das passt prima, denn auch Frieda lebt ja in Schleswig-Holstein …

„Mutter zieht aus“ werde ich auch am 20. September im Emsland, in der Buchhandlung Kremer in Haren/Ems vorstellen, desgleichen dann noch einmal am 27. wiederum in Berlin, diesmal in der Stadtteilbücherei Marienfelde.

Zwei Lesungen aus „Alles ist echt“ für Jugendliche in der Stadtbibliothek Eberswalde am 26. runden das Leseprogramm des Monats ab. Und dazwischen geht natürlich auch die Arbeit am Roman weiter, dessen Arbeitstitel ich kürzlich geändert habe, und das bereits zum zweiten Mal. Wenn ich da mal nicht durcheinanderkomme …

Und: Mit Freude erwarte ich das Erscheinen der Bilderbuchausgabe von „Ein Stern namens Mama“ Ende September; das im psychatrie-Verlag erscheinende Buch ist von Heribert Schulmeyer perfekt illustriert worden – so gut, dass sogar mir, der Autorin, beim Durchblättern ein Kloß in die Kehle stieg. 

Einen nach all den trockenen Wochen hoffentlich feucht-fröhlichen September wünscht Karen-Susan Fessel!

Öffentliche Termine im September:  1. September, 18h, DENKtRÄUME – hamburger *frauenbibliothek
Grindelallee 43, 20146 Hamburg: Lesung aus „Mutter zieht aus“ / 3. September, 10h, Astrid-Lindgren-Schule Badeleben: Lesung aus „Frieda Fricke – unglaublich!“ / 4. September, 19h, Kirchspielkrug, Hauptstr. 13, Mildstedt: Lesung aus „Mutter zieht aus“ / 5. September, 19h, Museumsinsel Lüttenheid, Lüttenheid 40, Heide: Lesung aus „Mutter zieht aus“ / 6. September, 10h, Museumsinsel Lüttenheid, Lüttenheid 40, Heide: Lesung aus „Frieda Fricke – unglaublich!“ / 6. September, 19h, Bücherei der Gemeinde Leck, Hauptstr. 31, Leck: Lesung aus „Mutter zieht aus“ /7. September, 19h, Westerland/Sylt, Sylt Bibliothek, Stephanstrasse 6b, 25980 Westerland: Lesung aus „Mutter zieht aus“ / 20. September, 18h, Buchhandlung Kremer, Lange Straße 33, Haren/Ems: Lesung aus „Mutter zieht aus“ / 27. September, 19h, Stadtteilbibliothek Berlin-Marienfelde, Marienfelder Allee 107/109, 12277 Berlin: Lesung aus „Mutter zieht aus“

Online Workshops: Die neuen Onlineworkshops „Mein Buch“, „Biografisches Schreiben“ und der „Kreativ-Quickie“ starten allesamt am 17. September; Informationen und Anmeldung auch für das Einzelcoaching unter www.karen-susan-fessel.de/seminare

Ausgelesen Richard C. Schneider: Alltag im Ausnahmezustand. Mein Blick auf Israel / Israels Gegenwart und Zukunft – eine höchst spannende Thematik, die man von vielen Seiten beleuchten kann. Die Art, wie Richard Schneider auf seine zeitweilige Wahlheimat blickt, hat mir tatsächlich neue, sehr aktuelle Blickwinkel eröffnet, noch dazu gut lesbar und fundiert. // Daniel Schreiber: Zuhause. Die Suche nach dem Ort, an dem wir leben wollen. // Dieser zwar sehr eloquent geschriebene Essay hingegen hat mir weniger neue Erkenntnisse gebracht. Das Thema – eines meiner großen Lebensthemen – ist für mich nach der Lektüre immer noch genauso neu zu hinterfragen; am meisten interessiert hat mich dabei eher Schreibers Blick auf Gewalterfahrungen von Kindern in der DDR. Das war spannend, auf die eigentliche Fragestellung aber muss ich wohl doch meine eigene Antwort finden. // Colm Tóibíns: Nora Webster / Die Geschichte der vierfachen Mutter, die nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes zusehen muss, wie sie durch die raue irische Gegenwart der  sechziger Jahre kommt, hat mich in den Bann gezogen. Auch wenn der Roman wie ein Ausschnitt wirkt und damit ein wenig unvollendet, entfaltet die Erzählung einen ganz eigenen Sog, dem ich mich nicht entziehen konnte. //Hanya Yanagihara: Ein wenig Leben / Der Sensationsroman des vorvergangenen Jahres, überhäuft mit Preisen, Roman trieft geradezu vor Liebe und Freundschaft, und der Satz, der sich am häufigsten wiederholt, lautet: „Es tut mir leid.“ Trotzdem habe ich die Geschichte um die vier höchst unterschiedlichen New Yorker und ihre jahrzehntelange Freundschaft ausgesprochen gern gelesen. Die krasse Form von Missbrauch, die die eigentliche Hauptperson Jude durchmachen musste, und deren lebenslange Folgen steht im Zentrum der fast 1000 Seiten; die das Werk umfasst. Der Roman stellt höchst interessante Fragen: Was für Formen von Freundschaft gibt es? Funktioniert eine Beziehung ohne Sexualität? Zwar stören die handwerklichen Schnitzer – die zahllosen unvermittelten Perspektiv- und Erzählzeitwechsel – immer noch, aber der Lesegenuss steht dennoch im Vordergrund. 

Ach ja, das versprochene Preisrätsel: Wann und in welchem Verlag ist die Erstausgabe von „Ein Stern namens Mama“ erschienen, und wer schuf das Titelbild? Wer diese Fragen zuerst richtig beantworten kann, bekommt ein brandneues Exemplar der frisch erschienenen Bilderbuchausgabe!

Die Mini-Monatsbotin August 2018 // Notizen aus dem vierten Stock

Die Mini-Monatsbotin August 2018 // Notizen aus dem vierten Stock

Nein, hier kommt sie leider nicht, die neue Ausgabe der Monatsbotin von Karen-Susan Fessel – mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg! Aus organisatorischen Gründen muss die achtundfünzigste Ausgabe leider in den nächsten Monat verschoben werden. Dann aber erscheint sie umso frischer und praller – und zur Entschädigung mit einem brandneuen Preisrätsel! Bis dahin schöne Sommertage wünscht Karen-Susan Fessel

Die Monatsbotin Juli 2018 // Notizen aus dem vierten Stock

Hier kommt die siebenundfünfzigste Ausgabe der Monatsbotin von Karen-Susan Fessel – mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg!

Wem sie gefällt: liebend gern weiterempfehlen! Eine kurze Mail mit dem Hinweis „Monatsbotin gewünscht“ an kontakt@karen-susan-fessel.de – und schon liegt sie Monat für Monat im virtuellen Briefkasten …

Viel Spaß beim Lesen wünscht Karen-Susan Fessel!

Was war?

Ein überaus sonniger Juni, der mich mit einer gelungenen Mischung aus ruhigen Schreibphasen und reizvollen Reisen erfreute – und auf Trab hielt. Den Anfang machte eine Fahrt ins schöne Tübingen, wo mein erster und auch wieder derzeitiger Verlag, der konkursbuch Verlag Claudia Gehrke, seit nunmehr 40 Jahren beheimatet ist. Das musste natürlich gefeiert werden, mit einem dreitägigen Fest, dessen Auftaktlesung ich bestreiten durfte – und so las ich am 8. Juni in der Begegnungsstätte Hirsch vor einem trotz der Hitze zahlreich eingetroffenen und fragefreudigen Publikum aus meiner derzeitigen Neuerscheinung „Mutter zieht aus“. Auch meine äußerst aktive Verlegerin Claudia Gehrke war anwesend und freute sich mit mir über die gelungene Lesung und die interessierten Fragen und Diskussionen. Das Thema – die langsam aussterbende Kriegskindergeneration und der Umgang der Kinder mit dem Altwerden der Eltern – stößt generell bei den Lesungen auf großes Interesse; vielleicht, weil die meisten Menschen ab dem vierten und fünften Lebensjahrzehnt sich mit denselben Fragestellungen beschäftigen (müssen): Was bleibt von einem gelebten Leben, was bedeutet die Kindheit der eigenen Mütter für das Verhältnis der Generationen, was lässt sich auch im Alter noch positiv verändern?

Leider musste ich die zweite geplante Lesung am Abend dann wegen eines übel verdorbenen Magens absagen, aber dennoch war die Reise nach Tübingen ein wirklich schönes Erlebnis; und ich freue mich schon auf das 50-jährige Jubiläum des Verlages …

In der 25. Kalenderwoche, nach Tagen der intensiven Arbeit am gerade entstehenden Roman, ging es dann zum dritten Mal in eineinhalb Jahren wieder einmal auf Lesereise ins Saarland, das sich jetzt, im Juni, von seiner allerbesten, grünenden und blühenden Seite präsentierte. Auf dem Weg dorthin zeigte sich aber auch Rheinland-Pfalz im Sonnenschein, was ich nicht nur beim Übersetzen mit der Fähre über den Rhein in St. Goar bewundern konnte, sondern vor allem auch vom höchsten Punkt des Bundeslandes und des Taunus aus zugleich, dem Erbeskopf. Von dem ich zuvor noch nie gehört hatte. Ja, Reisen bildet!

Im Saarland selbst las ich zunächst am 20. in der wunderbar sortierten u Buchhandlung Bücherhütte in Wadern. Dem höchst interessierten Publikum wurde von der Inhaberin selbst gebackenes Gebäck gereicht; kein Wunder, dass die Buchhandlung 2016 den deutschen Buchhandlungspreis erhielt!

Die Lesung in der FrauenGenderBibliothek in der Landeshauptstadt Saarbrücken am Tag darauf war ein ebenfalls sehr schönes, gut besuchtes und heiß diskutiertes Ereignis, und Hund Luki machte bei beiden Events mal wieder eine hervorragende Figur.

Beim Schreibworkshop anlässlich des Hamburger Vorlesevergnügens in der Woche darauf allerdings war er dann nicht dabei, die Veranstaltung selbst aber machte dem Programmnamen alle Ehre: Geschrieben und vorgelesen wurde von den engagierten TeilnehmerInnen – Hamburger Gymnasiasten zwischen 10 und 16 Jahren samt zwei Lehrerinnen und einer Journalistin – mit großem Vergnügen!

Und was kommt?

Nein, noch kein Ferienmonat für mich, im Gegenteil! Aber neben dem Schreiben am Roman warten zwei meiner Lieblingsveranstaltungen auf mich:  die alljährlichen Schreibwerkstätten in der Akademie Waldschlösschen nämlich, und zwar vom 16. bis 19. im Rahmen des Bundespositiventreffens und in der Woche darauf bei der Sommerakademie. Beide sind seit längerem ausgebucht, die Wartelisten lang, und ich freue mich schon sehr auf die TeilnehmerInnen und ihre Texte.

Wer keinen Platz mehr bekommen hat: die Onlineworkshops sind die perfekte, höchst individuelle Alternative! Interessierte an „Mein Buch“ und „Biografisches Schreiben“ müssen zwar bis Mitte August warten, aber der Kreativ-Quickie läuft durchgehend weiter. Nichts wie ran also, gerade jetzt in der Ferienzeit!

Einen sonnigen Juli wünscht Karen-Susan Fessel!

Online Workshops: Die neuen Onlineworkshops „Mein Buch“ und „Biografisches Schreiben“ starten am 20. August und 17. September; der Kreativ-Quickie heute, am 2. Juli, am 20. August und am 17. September – Informationen und Anmeldung auch für die weiteren  Workshops sowie Einzelcoaching unter www.karen-susan-fessel.de/seminare

Ausgelesen Henning Sußebach: Deutschland ab vom Wege – eine Reise durch das Hinterland / Davon hatte ich mir mehr versprochen: Der renommierte Zeit-Redakteur und vielfach ausgezeichnete Reporter unternimmt in seiner Langzeitreportage eine Wanderung durch Deutschland von der Ostsee bis zur Zugspitze mit dem erklärten Zielt, die 6,2 Prozent asphaltierter Fläche nach Möglichkeit zu meiden – also auch Straßen, gepflasterte Wege und dergleichen. Das klingt spannend, ist es auch, aber Sußebachs Dauerbeschwörung der stets unterschätzten Bedeutung des „kleinen Mannes“ verleidete mir schon nach dem ersten Viertel die Lesefreude. Ist ja gut, die Politiker sollten mehr auf die „einfache“ Landbevölkerung hören. Und ja, die Großstädter nehmen sich zu wichtig. Der Autor sich allerdings auch. // Leila Slimani: Dann schlaf auch du // Die Großstädter Myriam und Paul hingegen nehmen ihre Karrieren zu wichtig und stellen deshalb ein Kindermädchen für die beiden Kleinkindersprösslinge ein, eine Entscheidung mit fatalen Folgen. Denn die „Perle“ hat eine merkwürdige Vergangenheit und ein schräges Eigenleben, eine ungünstige Kombination, die in einer Katastrophe endet. Die eine französisch-marokkanische Schriftstellerin Slimani wurde für diesen sanften, vielschichtigen Roman vielfach ausgezeichnet, durchaus zu Recht. // Maylis de Kerangal: Die Lebenden repaieren / Diese französische Autorin wiederum hat sich ein absolut spannendes und rares Thema ausgesucht und ausgezeichnet in Szene gesetzt: Simon, 19, wird nach einem schweren Unfall als hirntot diagnostiziert. Seine Eltern müssen entscheiden: Soll Simon Organspender werden? De Karangal porträtiert nicht nur den Leidensweg der Eltern, sondern eine ganze Reihe von Menschen, die in eine Organtransplantation involviert sind. Gelegentlich ein wenig überfrachtet und zu detailliert, aber hochinteressant und virtous beschrieben! //Georg Metger: Für immer. Die unfassbare Tat von Rupperswil und ihre Folgen / Dieser Tatsachenbericht hingegen macht da weiter, wo Slimanis Roman aufhört: Metger zeigt in klaren Worten und ohne jegliche Überfrachtung auf, was Hinterbliebene einer Gewalttat zu erleiden haben. Der Lebensgefährte von Carla S., die mit ihren beiden Söhnen und der Freundin des Älteren im Dezember von einem pädophilen Sadisten überfallen und umgebracht wurde, stand lange unter Verdacht und schildert in diesem von Franziska Müller solide und locker aufgeschriebenem Text die Zerstörung einer Familie – für immer. // Thomas T. Blatt: Nur die Schatten bleiben. Der Aufstand im Vernichtungslager Sobibór / Warum, diese selbstgefällige und verständnislose Frage wird immer wieder gestellt, warum haben die Juden sich damals eigentlich nicht gegen die Nazischergen gewehrt? Haben sie ja – sofern sie überhaupt im Ansatz die Möglichkeit dazu hatten und Bescheid wussten, was sie erwartete. So in Sobibór, dem Vernichtungslager an der polnisch-ukrainischen Grenze. Während des einzigen Aufstandes wurde mehr als die Hälfte der SS-Besatzung von den Insassen getötet, ein Dutzend Bewacher verwundet. Von den 550 Insassen überlebten genau 35 am Ende das Lager, den Aufstand und die Flucht. Blatt, einer dieser wenigen Überlebenden, schildert äußerst spannend und klar die Ereignisse selbst, die Vorbereitungen und die Folgen. Unbedingt lesenswert! // Jakob Weiß: Treibholztage / Die Geschichte von Lasse, der nicht weiß, woher er kommt und wohin er gehört, nur, dass er sein Leben selbst in die Hand nehmen will – und das macht er dann auch, egal, was die anderen sagen: sein depressiver Ziehvater, die schrullige Puppenmacherin von nebenan, das geheimnisvolle Mädchen Ailo … Das Debüt des 17-jährigen Autors erinnert an einen Rohdiamanten: Es gibt noch einiges zu schleifen, aber sein künftiger Glanz und die Formschönheit sind bereits jetzt zu erkennen. 

Die Monatsbotin Juni 2018 // Notizen aus dem vierten Stock

Hier kommt die sechsundfünfzigste Ausgabe der Monatsbotin von Karen-Susan Fessel – mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg!

Wem sie gefällt: liebend gern weiterempfehlen! Eine kurze Mail mit dem Hinweis „Monatsbotin gewünscht“ an kontakt@karen-susan-fessel.de – und schon liegt sie Monat für Monat im virtuellen Briefkasten …

Viel Spaß beim Lesen wünscht Karen-Susan Fessel!

Was war?

Ein heißer Wonnemonat Mai, der mit einem Paukenschlag begann – dem von mir lange geplanten Familientreffen nahezu sämtlicher Nachkommen meiner Großeltern mütterlicherseits. Knapp 60 Personen zwischen 4 und 83 und ein Hund – nämlich unserer! –  fanden sich vom 10. bis 13. Mai in der Jugendherberge Meppen zusammen, die durch weitläufige Räumlichkeiten und Freizeitanlagen und eine wunderbare Architektur besticht. Erstaunlich harmonisch und lustig ging es zu, aber es wurde auch zeitweilig sehr emotional – nicht zuletzt auch,  als ich vor diesem illustren Kreis aus meiner neu erschienenen Familiengeschichte „Mutter zieht aus“ vorlas, in der ich meine Mutter porträtiere, aber auch die langsam aussterbende Kriegskindergeneration. Selbst der 8-Jährige Bosse hörte gebannt zu, dessen Oma als Einzige der Kriegskindergeneration nicht mehr dabei sein konnte. 

Das Treffen bot reichlich Stoff für einen ganz eigenen neuen Roman, aber der muss warten, denn mein aktuell in Arbeit befindlicher Roman hat natürlich Vorrang. Noch befindet er sich im Anfangsstadium, denn für Bücher, vor allem „dicke“ Romane gilt natürlich der altbekannte Spruch: „Gut Ding will Weile haben!“

Das spüren auch die Teilnehmer der laufenden Onlineworkshops „Mein Buch“ und „Biografisches Schreiben“, denn die Arbeit daran nimmt viel Zeit in Anspruch – auch für mich natürlich. Aber es macht mir immer ungemein viel Spaß, die TeilnehmerInnen bei ihren kreativen und manchmal auch schmerzlichen Prozessen zu begleiten und zu beraten. Und zuweilen gemeinsam mit ihnen an Grenzen zu stoßen, die dann doch überwunden werden …

Aber auch Lesungen standen auf dem Programm: am 17. Mai in Berlin, wo ich in der historischen Adlermühle, dem Vereinsheim des Berliner Schwimmvereins BSV Friesen e.V., aus „Mutter zieht aus“ las, dann am 29. Mai in Osnabrück in der Lagerhalle – und zwar im Rahmen von „Gay in May“. Zuletzt war ich vor sieben Jahren dort zu Gast und bekam seinerzeit den Rosa-Courage-Preis verliehen, für den Einsatz für die Akzeptanz queerer Lebenswelten. Darüber freue ich mich heute noch!

Am 30. Mai hatte ich dann die Ehre, den 24. Saarner Bücherfrühling in Mülheim an der Ruhr mit einer Lesung in der legendären Buchhandlung Hilberath & Lange zu beschließen. Dort lauschten gut vierzig Menschen, vorrangig Mitglieder der Kriegskindergeneration und ihre Töchter, Auszügen aus „Der Zahlendieb“ (gem. mit Oliver Sechting) und „Mutter zieht aus“, hinterher gab es noch eine spannende Diskussion zum Thema und für mich dann noch einen liebevoll zusammengestellten „Kulturbeutel“ zum Mitnehmen. InhaberInnengeführte Buchhandlungen sind einfach immer etwas Besonderes. An diese drei sehr speziellen Lesungen im Mai werde ich mich noch lange erinnern! 

Und was kommt?

Viel Arbeit, in vielerlei Hinsicht! Die Onlineworkshops sind für den Juni komplett ausgebucht; der Roman drängt, und weitere Lesungen und Workshops stehen natürlich auch noch an: am 8. Juni gleich zweimal in Tübingen, wo ich das Vergnügen habe, die Auftaktlesung zum 40-jährigen Jubiläum meines ersten Verlages, in dem aber auch mein neuestes Buch „Mutter zieht aus“ erschienen ist, zu präsentieren, und zwar um 17h in der Begegnungsstätte Hirsch. Der konkursbuchverlag Claudia Gehrke feiert mit einem aufwendigen Programm, ab 20h dann so richtig im Kino Löwen mit Moderation der Verlegerin höchstselbst und einer von musikalischen Einlagen begleiteten Lesung der Kleist-Preisträgerin Yoko Tawada, an die ich mich mit einer Kurzlesung dann anschließe.

Zwei Wochen später geht es mal wieder ins Saarland: am 20. Juni in die Bücherhütte in Wadern – ebenfalls eine ausgezeichnete Inhaberinnengeführte Buchhandlung mit exzellentem Programm! – und am nächsten Tag in die FrauenGenderBibliothek Saar in Saarbrücken; beide Male natürlich mit „Mutter zieht aus“. Und am 27. Juni habe ich dann das Vergnügen, an die 20 SchülerInnen zwischen 10 und 15 Jahren beim Lesefestival „Hamburger Vorlesevergnügen“ mit einem Schreibworkshop in Schreiblaune zu versetzen.

Viel Abwechslung also im Frühsommer, genau so, wie ich es mag!

Einen prickelnden Juni wünscht Karen-Susan Fessel!

Öffentliche Termine im Juni: 8. Juni, 17h, Tübingen, Hirschgasse 9, Hirsch Begegnungsstätte für Ältere e.V.: Lesung aus „Mutter zieht aus“ / 20h, Kino Löwen: Lesung aus „Mutter zieht aus“ / 20. Juni, 19h, Bücherhütte Wadern, An der Kirche 3, Wadern: Lesung aus „Mutter zieht aus“ / 21. Juni, 19.30h, FrauenGenderBibliothek Saar, Großherzog-Friedrich-Straße 111, 66121 Saarbrücken: Lesung aus „Mutter zieht aus“

Online Workshops: Die neuen Onlineworkshops „Der Kreativ-Quickie“, „Mein Buch“ und „Biografisches Schreiben“ starten am 4. Juni – Informationen und Anmeldung auch für die weiteren  Workshops sowie Einzelcoaching unter www.karen-susan-fessel.de/seminare

Ausgelesen Joachim Meyerhoff: Die Zweisamkeit der Einzelgänger / Die ersten drei Bände von Meyerhoffs  Lebensgeschichte habe ich mit Genuss verschlungen, aber dieser vierte Band hat mich nicht in den Bann ziehen können. Ein ganzes, dickes, äußerst ausführliches Buch über die Liebesgeschichte zwischen dem einzelgängerischen Jungschauspieler und der genialen, aber gestörten Studentin, die dann zu einem heimlichen Menuett zu dritt ausartet, aufgebauscht mit der zusätzlichen platonischen Beziehung des Helden zu einer prolligen Ruhrpottbäckerin, und am Ende bricht alles zusammen – also irgendwie reicht das einfach nicht.  Und bringt mich dazu, mir selbst die Frage zu stellen, die mir vor zwanzig Jahren ein gelangweilter Gymnasiast nach einer Lesung aus „Ausgerechnet du“ entgegenschleuderte: „Warum soll ich das lesen?“ Weil es ganz gut erzählt ist? Nein, das reicht leider wirklich nicht. Klein gelungener Abschluss der Tetralogie, schade! // Christina Krüsi:  Das Paradies war meine Hölle / Die Schweizerin wuchs unter Missionaren auf – und wurde von einigen von ihnen über Jahre hinweg schwer missbraucht. Viele Berichte über ritualisierte Kindesvergewaltigungen gibt es nicht, dieses rare Exemplar liest sich schnell und schnörkellos, lässt die Leserschaft aber am Ende frustriert zurück – denn Aufdeckung heißt noch lange nicht, dass die Täter auch einer Strafe zugeführt werden. Ein weiterer Tiefpunkt in der langen Geschichte der Missbrauchsskandale im Namen der Kirche(n). // Paul Kalanithi / Bevor ich jetzt gehe / Diese ungemein gut geschriebene biografische Erzählung hat mich sehr berührt – der im Alter von 36 Jahren an Lungenkrebs gestorbene Neurochirurg und angehende Neurowissenschaftler Paul Kalanithi erzählt in seinem Vermächtnis in klarer, schöner Sprache von seiner Beschäftigung mit der großen Frage nach dem Sinn des Lebens, die ihn bereits lange vor seiner Erkrankung in umtrieb und bis zuletzt in Atem hielt. Dieser Mann wäre, hätte er nur die Zeit dazu gehabt, ein wunderbarer Schriftsteller geworden. Aber manchmal muss ein einziges Werk als Lebenswerk reichen, und das ist ihm hervorragend gelungen. 

Angeguckt Kerstin Polte (Regie): wer hat eigentlich die Liebe erfunden? / Eigentlich bespreche ich ja keine Filme in dieser Rubrik, aber das kann sich ja ändern – und diesen hier muss ich einfach erwähnen: Das Erstlingswerk der Berliner Regisseurin hat es einfach in sich. Melancholisch-humorvoll erzählt und wunderbar besetzt, erzählt „Wer hat eigentlich die Liebe erfunden?“ von den Widrigkeiten und Banalitäten des heutigen Großstadtlebens und driftet dann nach und nach ab in eine moderne filmische Utopie, gewürzt mit Humor, Fantasie und Traurigkeit. Corinna Harfouch glänzt als an Demenz erkrankte Ehefrau und (Groß-)mutter, Karl Kranzowski als ihr lakonisch-liebevoller Gatte, Meret Becker (die mir sonst oft auf die Nerven geht, hier aber wirklich paradiert) als schräge, ihrerseits dauergenervte Tochter, die sich am Ende auch noch in eine LKW-Fahrerin (Sabine Timoteo) verlieben darf. Ein Gute-Laune-Film, der die deutsche Behäbigkeit einfach links liegen lässt und dem man deswegen auch verzeiht, dass er gelegentlich auch ins Alberne und allzu Bemühte abdriftet. Der perfekte Film zum Einstieg in einen heißen, flirrenden Sommer!

Die Monatsbotin Mai 2018 // Notizen aus dem vierten Stock

Hier kommt die fünfundfünfzigste Ausgabe der Monatsbotin von Karen-Susan Fessel – mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg!

Wem sie gefällt: liebend gern weiterempfehlen! Eine kurze Mail mit dem Hinweis „Monatsbotin gewünscht“ an kontakt@karen-susan-fessel.de – und schon liegt sie Monat für Monat im virtuellen Briefkasten …

Viel Spaß beim Lesen wünscht Karen-Susan Fessel!

Was war?

Ein sehr abwechslungsreicher und intensiver Monat mit frischem Wind, viel Sonne und pladderndem Regen, wie sich das für einen wechselhaften April so gehört … Begonnen hat er natürlich mit den Einsendungen zum Preisrätsel: Manjack D. aus Berlin war schneller als alle anderen und wusste, dass ich erst nach einem geschriebenen Drittel über mein in Arbeit befindliches Werk spreche. Ein signiertes Exemplar von „Nebeltage, Glitzertage“ ging also auf die Reise nach Friedrichshain, also sozusagen nach nebenan …

Der April war reiseintensiv: Zunächst stand am 6. April die erste „richtige“ (nach der kurzen Messe-) Lesung aus „Mutter zieht aus“ auf dem Programm, und zwar in der Buchhandlung Prolibri in Mönchengladbach. Neben den gespannt lauschenden ZuhörerInnen – viele davon Mitglieder bei LesLie e.V., dem einladenden Verein – saß auch der wichtigste Ehrengast im Publikum: meine Mutter, der ich das Buch ja zum 80. Geburtstag in einer leicht verkürzten Fassung geschrieben und geschenkt habe. Ein bewegendes Ereignis, über das wir uns auf der gemeinsamen nächtlichen Rückfahrt nach Meppen noch längere Zeit unterhielten.

Ein paar Tage später hielt mich wiederum ein 80. Geburtstag in Atem: Zu dem nämlich begleitete ich meine liebe Nenntante nach Sylt; durchaus eine wunderschöne Insel mit einer sehr interessanten Vogelwelt und vielerlei merkwürdigen anderen Säugetieren auf zwei Beinen.  Der Wind pfiff mir dabei tüchtig um die Ohren und pustete den mitreisenden kleinen Hund fast über die Dünen ins weite, tosende Meer. Aber dann hätten ihn die riesigen Möwen mir sicher wieder zurück gebracht … oder eine der schicken Segelyachten, von langhaarigen Naturburschen gehobenen Alters in Bogner-Jacken gesteuert …

Am 19. April stand dann die Berlin-Premiere von „Mutter zieht aus“ im „Goldenen Handwerk“ an. Dabei handelt es sich um meine sehr zu empfehlende urige Berliner Eckkneipe hier unten in der Obentrautstraße, zwei Häuser weiter. Und da ich immer besonders nervös bin, wenn sich Menschen, die ich kenne, im Publikum befinden, war ich so aufgeregt wie fast noch nie vor einer Lesung. Die dann zu einem ganz wunderbaren Erlebnis geriet: Nur zwei Personen im zahlreich erschienen Publikum waren mir nicht persönlich bekannt, auch aus der Nachbarschaft hatten sich einige Leute eingefunden, ganz zu schweigen natürlich von Familie und Freunden. Ein denkwürdiges Ereignis, für das ich dem aufgeschlossenen Wirt Micha und seinem liebenswert-ruppigen Personal noch einmal herzlich danken möchte!

Damit war der Lesereigen erst so richtig eröffnet: Am 23., dem Welttag des Buches, las ich in der Bibliothek Falkenhagener Feld vor Sechtsklässlern aus „Hiphop, Hund und Herzgehüpfe“, und, noch eine Premiere!, vor Viertklässlern aus „Frieda Fricke – unglaublich!“, dem neu erschienenen zweiten Band um die freche Frieda, die es mit Hilfe ihrer Freunde schafft, einen fiesen Spekulanten zu vergraulen – oder besser: zu bekehren …

Am nächsten Tag erfreute ich die Sechstklässler der Grundschule Menschenskinder in  Schönwalde-Glien mit zwei Lesungen und wurde wiederum im Gegenzug prompt mit der Einladung zum nächsten Jahr erfreut. Und zwei Tage später las ich dann in der Zentralen Landesbibliothek Berlin wiederum vor einer vierten Klasse aus „Frieda Fricke – unglaublich!“. Um einen Tag darauf zur Akademie Waldschlösschen abzureisen, wo ich beim Treffen HIV-positiver Frauen zum wiederholten Mal in Folge einen Schreibworkshop leitete, was mir ungemein viel Freude bereitete. Diesmal standen angeleitete Porträts HIV-positiver Frauen auf dem Programm, und ich hoffe sehr, dass sich eines Tages ein Medium zur Veröffentlichung für diese berührenden Texte finden wird.

Aber nicht nur Reisen und Lesen stand in diesem Monat im Vordergrund, sondern auch Schreiben: am neuen Roman natürlich, der so ganz langsam vor sich hin wächst. Und daneben arbeite ich auch immer wieder an den Onlineworkshops, die mir immer ganz besonders viel Spaß machen. Ich weiß ja nie im voraus, was da kommt an Texten, vor allem beim Biografischen Schreiben. So bleibt es stets spannend …

Und was kommt?

Selbstverständlich der Wonnemonat Mai, in dem ich den Faden wieder aufnehme und weiterspinne. Und zu Himmelfahrt zum Familientreffen der Geschwister meiner Mutter und deren Nachkommen nach Meppen in die dortige Jugendherberge reise. Über siebzig Familienmitglieder werden dort einige Tage miteinander verbringen. Aber auch dort ruft die Arbeit: Lese ich doch am Freitag, dem 11. vor ebendieser Sippe, die ja am Rande auch mitporträtiert ist, aus „Mutter zieht aus“ vor, und danach ist eine Frage- und Diskussionsrunde angezeigt. Eine der letzten Gelegenheiten sicherlich, im Kreise fast aller Geschwister meiner Mutter – meine Tante Thyra ist leider im letzten Monat verstorben – etwaigen Familiengeheimnissen auf den Grund zu gehen und unterschiedliche Sichtweisen zu diskutieren. Ich bin gespannt!

In der historischen Adlermühle, dem Vereinsheim des Berliner Schwimmvereins BSV Friesen e.V., lese ich dann am 17. Mai erneut aus „Mutter zieht aus“ – nicht nur für Vereinsmitglieder, sondern für alle Interessierten; die vorerst letzte Gelegenheit, mich in Berlin aus dem Buch lesen zu hören. Wer in Osnabrück lebt, hat dazu dann wiederum am 29. Mai im Rahmen von „Gay in May“ die Gelegenheit, und in Mülheim/Ruhr anlässlich des Saarner Bücherfrühlings am Folgetag, dem 30. Mai. Wenn das mal keine guten Aussichten sind …

Einen blühenden Mai wünscht Karen-Susan Fessel!

Öffentliche Termine im Mai:  17. Mai, 20h, Berlin, Buchsteinweg 32, Vereinsheim Adlermühle: Lesung aus „Mutter zieht aus“ / 29. Mai, 20h, Spitzboden in der Lagerhalle: Lesung aus „Mutter zieht aus“ / 30. Mai, 19.30h, Buchhandlung Hilberath&Lange, Düsseldorfer Str. 11, Mülheim an der Ruhr: Lesung aus „Mutter zieht aus“

Online Workshops: Die neuen Onlineworkshops „Der Kreativ-Quickie“ und „Biografisches Schreiben“ starten am 7. Mai und am 4. Juni – Informationen und Anmeldung auch für die weiteren  Workshops sowie Einzelcoaching unter www.karen-susan-fessel.de/seminare

Ausgelesen Adam Haslett: Stellt euch vor, ich bin tot / Ein seltsames Werk, dieses hochgelobte und vielfach ausgezeichnete Buch über eine englisch-amerikanische Familie, die schwer unter Depressionen und ihren gravierenden Folgen zu leiden hat. Mich wiederum hat schwer irritiert, dass alle Protagonisten immerzu druckreife und ellenlange Gedanken hegen. Nichts geschieht, ohne dass das Familienmitglied, aus dessen Perspektive gerade erzählt wird, bedeutungsschwangere Interpretationen dazu liefert. Alle beobachten einander und denken schlaue Sachen dazu. Das ermüdet dann doch, auch wenn der Roman ansonsten eine interessante Thematik behandelt. Für mein Gefühl aber wollte der Autor einfach zu sehr zeigen, was er alles drauf hat. Das nennt man vermutlich übermotiviert. // Juliane Koepcke: Als ich vom Himmel fiel / 1971 überlebte die 17-jährige Tochter eines Naturforscherehepaares als einzige einen Flugzeugabsturz aus 3.000 Meter Höhe über dem peruanischen Regenwald. Nach elf Tagen erreicht sie schwer verletzt die erste menschliche Niederlassung und wird gerettet. Vierzig Jahre später erzählt sie in diesem hochinteressanten, spannenden und erstaunlich umfangreichen Buch ihre Lebensgeschichte. // Robert Pleyer mit Axel Wolfsgruber / Der Satan schläft nie. Mein Leben bei den Zwölf Stämmen / Pleyer, 2011 aus der Sekte ausgestiegen, erzählt in diesem nüchtern und klar erzählten Buch von den haarsträubenden Praktiken der vermeintlichen Urchristen im Hinblick auf Kindererziehung. Schläge, Bewegungs- und Sprechverbot sind ab dem jüngsten Kindesalter gängige Erziehungsmethoden. Auch wenn es nur ca. 2.500 Mitglieder weltweit gibt, die 1.500 Kinder darunter verdienen es, besser geschützt zu werden – durch ein radikales Verbot der Sekte. Zu einem anderen Schluss lässt sich nach der Lektüre wohl kaum gelangen.

 

Welttag des Buches am 23. April 2018

Und was macht eine waschechte Schriftstellerin an diesem bedeutsamen Tage? Das steht hier … in der Märkischen Allgemeinen Zeitung, verfasst und fotografiert von Ralf Stork

Lesung in Schönwalder Schule zum Welttag des Buches
Schönwalde-Glien

Der Welttag des Buches war zwar eigentlich schon am Montag, aber das Warten hat sich gelohnt: Mit Karen-Susan Fessel war Dienstag eine waschechte Schriftstellerin in der Klasse 6a der Grundschule Menschenskinder in Schönwalde zu Gast.

Eine Schriftstellerin, die nicht nur bis jetzt 36 Bücher geschrieben hat, sondern die auch mit Schwung und kindgerechten Humor über ihren besonderen Beruf erzählen kann: Darüber, dass sie Bücher schreiben will, seit sie im Alter von fünf Jahren das Märchen von Rumpelstilzchen gehört hat und es großartig fand, dass man sich einfach so Geschichten ausdenken kann. Darüber, wie man als Autor hofft und bangt, wenn man am Anfang ein fertiges Buch an zehn Verlage schickt und sechs Monate nichts zurück hört. Immer wieder bezieht Fessel die Schüler mit ein.

Eines ihrer Bücher ist in Japan ein Bestseller

„Was braucht man alles, wenn man Schriftstellerin sein möchte“, will sie wissen. Viel Fantasie – sagen die meisten Kinder. Einem Mädchen fällt noch Ausdauer ein. „Dann braucht man noch viel Disziplin und noch mehr Glück“, sagt Fessel. Denn die meisten geschriebenen Bücher werden am Ende nicht veröffentlicht. Die Autorin schreibt abwechselnd Bücher für Kinder und für Erwachsene. Eines ihrer erfolgreichsten heißt „Ein Stern Namens Mama“, in dem ein elfjähriges Mädchen den Tod ihrer Mutter verarbeitet. Das Buch wurde in viele Sprachen übersetzt und in Japan zum Bestseller.

Schon mit fünf wollte sie Schriftstellerin werden

Zum Vorlesen in der Klasse hatte Fessel aus ihrem reichen Fundus aber zwei lustigere Bücher ausgewählt: „Und wenn schon“ handelt von einem Jungen, der aus einer großen, aber armen Familie heißt und mit dem altertümlichen Namen Manfred gestraft ist. Das Buch ist aus der Perspektive Manfreds geschrieben und deshalb gespickt mit umgangssprachlichen Ausdrücken wie Penner, alter Knacker oder ,Leck mich doch’.

Die Schüler amüsieren sich köstlich und erfahren nebenbei, wie so die Verhandlungen zwischen Autorin und Lektorat aussehen können. „Die Lektorin hat nachgezählt. Zehn Mal hatte ich in dem Buch ,Scheiße’ geschrieben. Wenigstens fünf Mal sollte ich das Wort wieder streichen“, erzählt Fessel.

Ein Buch ist komplett in Jugendsprache geschrieben

Dann liest sie noch aus ihrem neuesten Buch „Hip-Hop Hund und Herzgehüpfe“, das im rosa Einband eher als Mädchenbuch daherkommt, aber eigentlich mit den Geschlechter-Klischees spielt. Erzählt wird die Geschichte von den Zwillingen Milla und Mika, die beide unheimlich gerne tanzen. Sie liebt Hip-Hop und er Ballett. Auch das Buch wird begeistert von den Schülern aufgenommen, unter anderem auch deshalb, weil Fessel anders als manch anderer Autor eine hervorragende Vorleserin ist.

Von Ralf Stork

Die Monatsbotin April 2018 // Notizen aus dem vierten Stock

Hier kommt die vierundfünfzigste Ausgabe der Monatsbotin von Karen-Susan Fessel – mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg!

Wem sie gefällt: liebend gern weiterempfehlen! Eine kurze Mail mit dem Hinweis „Monatsbotin gewünscht“ an kontakt@karen-susan-fessel.de – und schon liegt sie Monat für Monat im virtuellen Briefkasten …

Viel Spaß beim Lesen wünscht Karen-Susan Fessel!

Was war?

Ein trotz seiner 31 Tage viel zu kurzer Monat März, der durch wechselhaftes Wetter und abwechslungsreiche Tätigkeiten glänzte. Zunächst stand am 6. März die erste Lesung des Jahres auf dem Programm: die Achtklässler des Rosa-Luxemburg-Gymnasiums in Berlin-Pankow durfte ich in der Janusz-Korczak-Bibliothek mit „Alles ist echt“ und weiteren Werken erfreuen, gute zehn Tage später ging es dann auf die Leipziger Messe, um zwei meiner drei Neuerscheinungen dieses Frühlings zu präsentieren: Zuerst im Duett mit der Illustratorin Heidi Kull unser gemeinsames  Bilderbuch „Nebeltage, Glitzertage – Kindern bipolare Störungen erklären“ (Psychatrie-Verlag, ab 4),

Mutter zieht aus

 

 

 

dann meinen Roman „Mutter zieht aus“ (konkursbuch Verlag Claudia Gehrke). Messelesungen sind ja immer ein Fall für sich – gern nutzen erschöpfte Messebesucher die raren Sitzplätze zum Stullen verzehren und Handynachrichten abrufen -, aber zum Glück waren beide für den Sonntag angesetzt und die hohen Schneeverwehungen des plötzlichen Wintereinbruchs stellten kein Hindernis mehr dar.

Am 21. stellte ich dann in der Stadt- und Landesbibliothek im Bildungsforum Potsdam meine dritteFrieda Fricke - unglaublich! (ab 8, Kinderbuch, Kosmos Verlag 2018)

Frühjahrsneuerscheinung „Frieda Fricke – unglaublich!“ (Kosmos, ab 8) vor.  Gleich vier 4. Klassen lauschten amüsiert, wie Frieda und Mitja es hinkriegen, eine Schubkarre voller Schafskacke zu sammeln, die einem bestimmten, aber sehr guten Zweck dient …

Zwischen diesen Terminen standen natürlich auch die Online-Workshops auf dem Programm – und selbstverständlich die Schreibarbeit am kommenden Roman, dazu einiges an Organisatorischem:  die Akquise von Lesungen zeitigt Wirkung: „Mutter zieht aus“ werde ich in diesem Jahr auf jeden Fall in folgenden Städten präsentieren: 6. April:  Mönchengladbach, 19. April und 17. Mai: Berlin, 29. Mai: Osnabrück, 30. Mai: Mülheim/Ruhr, 20. Juni: Wadern, 21. Juni: Saarbrücken, 1. September: Hamburg, 4. September: Mildstedt, 6. September: Heide, 7. April: Westerland, 13. September: Meppen, 18. Oktober.:Kassel. Weitere Lesungen sind in Vorbereitung! 

Und Pressearbeit stand auch an. Kleine Kostprobe gefällig? Das aktuelle Interview mit dem queeren Bielefelder Stadtmagazin weird – hier zum Nachlesen …

Und was kommt?

Viele Lesungen stehen an, wie immer im April: „Mutter zieht aus“ steht gleich mehrfach auf dem Programm: am 6. April in der Buchhandlung Prolibri in Mönchengladbach, am 19. als Berlin-Premiere im „Goldenen Handwerk“, eine der wenigen noch erhaltenen und von mir heißgeliebten original Berliner Eckkneipe in meiner eigenen Straße – wo Hund Luki übrigens täglich vom freundlichen Wirt mit Leckerlis hereingelockt und verwöhnt wird. Zwischen 12 und 15h werden dort werktags auch die menschlichen Gäste verköstigt, mit üppiger zumeist deutscher Hausmannskost.

Danach sind dann erstmal wieder die Kinder dran – in der Stadtbücherei Falkenhagener Feld, der Grundschule Menschenskinder in Schönwalde-Glien und der Amerika-Gedenkbibliothek. Was übrigens bislang der meiner Wohnung im vierten Stock am nächsten gelegene Leseort war, aber das ist dann passé, denn das Goldene Handwerk liegt näher!

Und danach geht es dann auch wieder in die Akademie Waldschlösschen, um beim Treffen HIV-positiver Frauen zu meiner großen Freude neuerlich einen Schreibworkshop zu leiten.

Und dazwischen werden noch die Onlineworkshops betreut, und natürlich wird  geschrieben – nebenbei an einem internen Projekt, vorrangig aber am neuen Roman, über den ich noch nicht viel erzählen möchte.  Und wer mir jetzt zuerst schreibt, warum ich anfangs über meine in Arbeit befindlichen Bücher noch nicht reden möchte und ab welchem Stadium dann doch, der bekommt ein handsigniertes Exemplar von „Nebeltage, Glitzertage“ zugeschickt …

Einen munteren April wünscht Karen-Susan Fessel!

Öffentliche Termine im April:  6. April, 19h, Mönchengladbach, Buchhandlung Prolibri, Schillerstraße 22 : Lesung aus „Mutter zieht aus“ / 19. April, 20h Berlin-Kreuzberg, Zum Goldenen Handwerk, Obentrautstr. 36: Lesung aus „Mutter zieht aus“

Online Workshops: Die neuen Onlineworkshop „Der Kreativ-Quickie“ und „Biografisches Schreiben“ starten am 3. April und am 3. Mai – Informationen und Anmeldung auch für die weiteren  Workshops sowie Einzelcoaching unter www.karen-susan-fessel.de/seminare

Ausgelesen Lizzie Doron: Who the Fuck is Kafka / Mit diesem Buch hat die spannende israelische Autorin ihre literarische Beschäftigung mit der „zweiten Generation“ der Holocaust-Nachgeborenen abgeschlossen, was ich in der Tat bedauere. Als eine Art Zwiegespräch zwischen ihr und einem arabischen Israeli fungiert dieses Buch zugleich aber auch als faszinierendes Dokument einer bislang vergeblichen Annäherung, die viele erstaunliche Einsichten eröffnet. // Lizzie Doron: Sweet Occupation / Unmittelbar daran schließt dann Dorons neuestes Werk an, mit dem ich allerdings nur wenig anfangen kann. Der ehrgeizige Versuch, den Boden für einen vielleicht auch nur brüchigen Frieden zwischen Juden und Arabern in Israel vorzubereiten, indem die Autorin die Bewegung der Friedenskämpfer porträtiert, wirkt auf mich zusammengestoppelt und hingehetzt und lässt genau jene Eindringlichkeit vermissen, für die ich Doron so schätze. Schade, aber geht sie literarisch eben einen neuen Weg, auf dem zumindest ich ihr nicht folgen möchte. // Amira Hass: Bericht aus Ramallah. Eine israelische Journalistin im Palästinensergebiet / Diese Sammlung von Reportagen aus dem Westjordanland, verfasst von der einzigen dort lebenden israelischen Journalistin, hat mich dann schon eher gepackt. In nüchterner Sprache schildert Hass nahezu wertfrei die großen und kleinen Schikanen, unter denen die Palästinenser zu leiden haben. Die Frage, ob die Bevölkerung Israels und Palästinas jemals in Frieden zusammenleben kann, bleibt nach der Lektüre der vor gut zehn Jahren entstandenen Texte auch weiterhin unbeantwortet. // Hans-Peter Föhrding und Heinz Verfürth: Als die Juden nach Deutschland flohen / Das ist spannende Geschichtslektüre: Dieser locker geschriebene Bericht über ein vergessenes Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte hat mich immer wieder in Erstaunen versetzt. Die beiden  Autoren schildern das Leben in den Lagern für Displaced Persons, in denen sich nach Kriegsende zigtausende heimatlose Juden vorübergehend einrichteten. Teils bis 1957 lebten sie abgeschottet von den deutschen Nachbarn, die ihnen noch kurz zuvor nach dem Leben trachteten, zogen Kinder auf, bereiteten sich auf die Ausreise nach Erez Israel vor, die dann doch oft nicht stattfand. Eine Art Niemandsland für Verfolgte, Vertriebene und Gequälte, bis sie am Ende dann auch von dort vertrieben wurden … // Daniel Schreiber: Nüchtern. Über das Trinken und das Glück / Ein wenig mehr hatte ich mir dennoch erwartet, obwohl Schreiber wirklich ausführlich und fundiert recherchiert hat: Wie Alkoholmissbrauch in unserer Gesellschaft geduldet und gestützt wird, beschreibt er gekonnt und niemals langweilig. Aber wie genau sein persönlicher Alkoholkonsum aussah, welchen Unterschied das Nüchternsein dann wirklich macht und wie genau dessen Qualitäten aussehen, das steht dann irgendwie doch nicht in diesem Buch – und lässt mich vielleicht nicht nüchtern, aber ein bisschen ernüchtert zurück.