Die Monatsbotin Januar 2016 // Notizen aus dem vierten Stock

Hier kommt die achtundzwanzigste Ausgabe der Monatsbotin von Karen-Susan Fessel – mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg!

Wem sie gefällt: liebend gern weiterempfehlen:  Eine kurze Mail mit dem Hinweis „Monatsbotin gewünscht“ an kontakt@karen-susan-fessel.de – und schon liegt sie Monat für Monat im virtuellen Briefkasten ​…

 

Viel Spaß beim Lesen wünscht Karen-Susan Fessel!

Was war?

Ein viel zu kurzer Monat Dezember – mein Lieblingsmonat ist in einem solchen Tempo an mir vorbeigezogen, dass ich mich nur staunend umdrehen kann. Wo ist der eigentlich so geruhsame Dezember bloß geblieben? Und all die Jahre dazu … denn ein weiterer Geburtstag liegt nun ebenfalls hinter mir, und nun habe ich tatsächlich die Phase erreicht, die meine liebe Frau Mutter immer „die Frau im unbestimmten Alter“ nennt. Ja, die Jugend ist wohl unweigerlich dahin, aber die jugendliche Frische und Tatkraft noch lange nicht! Eine Menge neuer Projekte stehen an, und so gelang es mir auch, noch im Dezember ein neues Exposé für ein geplantes Jugendbuch zu schreiben und dreißig schon vorhandene Textseiten dazu noch einmal zu überarbeiten. Sobald es Neues dazu zu vermelden gibt, werde ich berichten!

Die letzte Veranstaltung im letzten Jahr war zugleich die bestbesuchteste: an die zweihundert interessierte – und kritische – Zuhörer*Innen waren am 3. Dezember Literarische Colloquium in Berlin-Wannsee gekommen, um dem von mir moderierten Literarischen Salon der Antidiskriminierungsstelle des Bundes zum Thema „weiblich – männlich – fließend“ zu lauschen. Gleich drei Autoren – Thomas Meinecke, Aris Fioretis und Jayrome C. Robinet – traten an, um literarische und auch private Positionen zum obigen Thema zu erörtern. Das war interessant und anstrengend zugleich, nicht nur ob der Fülle an Texten und Themen, sondern auch wegen der teils aufgebrachten, teils nachdenklichen Einwürfe, die aus dem sehr gemischten Publikum eingebracht wurden. Dass Gendern und korrekter Sprachgebrauch heißdiskutierte Themen sind, war mir zwar schon vorher klar, aber die Heftigkeit, mit der sich darüber streiten lässt, hat mich auch an diesem Abend wieder überrascht. Diese Themen sind und bleiben eben spannend …

Zum weiteren Einlesen der Hörbücher fand ich dann leider doch keine Zeit, aber das hatte einen erfreulichen Grund: ebenjenes spannende Lektorat, das ich Ende November sozusagen als „Nofall“ übernahm. Erscheinen wird das Buch im April, und spätestens dann gibt es dazu auch noch mehr Informationen!
Und was kommt?

Zunächst einmal die Arbeit an meinem privaten Buchprojekt für Erwachsene, das ich zwischendurch fast ein Dreivierteljahr auf Eis gelegt habe. Mein grober Plan sieht für dies Jahr übrigens vor, dass ich mindestens drei, am liebsten aber gleich vier Bücher schreiben oder zumindest anfangen werde: jenes eben erwähnte, dann ein Kinderbuch, dessen Vertrag gerade in Arbeit ist (für Kinder ab 8 – und Kühe spielen dort eine heimliche Hauptrolle …), desweiteren ein Jugendbuch und dann höchstwahrscheinlich noch ein weiteres für Erwachsene. Was das angeht, bin ich noch nicht ganz entschieden, aber wozu dann auch immer ich mich entschließen werde, ich freue mich darauf!

Eigentlich rede ich nicht gern über meine Schreibpläne, aber warum immer an alten Gewohnheiten festhalten – vielleicht hilft mir die geäußerte Planvorgabe ja bei einer zügigen Umsetzung der Bücher? Wir werden sehen … Ich bin es ja gewohnt, dass ich nach Lesungen immer wieder gefragt werde, ob ich schon ein neues Buch in Arbeit habe. Ja, habe ich fast jedes Mal – und Ideen für neue Bücher sowieso. Im Moment stehen auf meiner Liste über meinem Schreibtisch genau zehn Buchideen. Drei davon sind allerdings schon über zehn Jahre alt. … aber immer noch brandaktuell. Und gut Ding will ja manchmal Weile haben!

Übrigens, eins meiner Bücher, das sogar vor zwanzig Jahren erstmals erschien und mit Sicherheit immer noch ebenfalls brandaktuell ist, wird in diesem Jahr zu meiner großen Freude wieder neu als Taschenbuch aufgelegt! Die ersten drei Leser*Innen, die erraten, um welchen Titel es sich handelt, bekommen von mir ein signiertes Exemplar der dann nicht mehr erhältlichen gebundenen Ausgabe. Und mal sehen, ob ich nicht zeitgleich mit dem Erscheinen das selbst eingesprochene Hörbuch dazu fertigbekomme! Das sind doch gute Aussichten für ein gelungenes neues Jahr, oder?

Ein gesundes und schönes Jahr 2016 und einen feinen Januar wünscht Karen-Susan Fessel!

Öffentliche Termine im Dezember:  stehen nicht an, aber Onlineworkshops: Der neue Kreativ-Quickie hat am 4. Januar begonnen, ein späterer Einstieg ist ebenfalls möglich. Und am 1. Februar startet der nächste! Weitere Informationen und Anmeldung auch für die Workshops „Mein Buch“ und „Biografisches Schreiben“ sowie Einzelcoaching unter www.karen-susan-fessel.de/seminare

Ausgelesen: Kirsten Jacobsen: Mankell über Mankell. Kurt Wallander und der Zustand der Welt./ Nach „Treibsand“, der tiefgehenden Autobiografie des kürzlich verstorbenen Autors und Theatermachers nun der Blick von außen: das Porträt aus der Feder der dänischen Journalistin liest sich lange nicht so eindringlich, zeigt aber ergänzend verschiedene Facetten Mankells auf, die vor allem seine Arbeitsweise genauer beleuchten. Den etwas aufgeblasenen Untertitel hätte der Verlag sich allerdings sparen können, heiße Luft ist nämlich nicht drin. // Lucie Adelsberger: Auschwitz. Ein Tatsachenbericht. / Lucie Adelsberger nur wenig jünger als ich heute und schon längst eine gestandene Fachärztin für Kinderheilkunde und Innere Medizin, als sie 1943 nach Auschwitz deportiert wird. Inmitten der grausamen Bedingungen arbeitet sie bis zur Befreiung als Ärztin, unter anderem im Zigeunerlager, bis deren Bewohner im Juli 1944 sämtlich vergast werden. Adelsbergers 1956 erstmals erschienenen Bericht zu lesen ist mir unglaublich schwergefallen; in keinem anderen autobiographischen Bericht zu Auschwitz waren die erlittenen Qualen deutlicher spürbar als in diesem: Beim Schreiben, so erklärt Adelsberger, habe es sie wieder „schrecklich hineingerissen“. 12 Jahre haben den Schrecken nicht gemildert, und das hat sich auch 60 Jahre später für die Leserschaft nicht geändert. Unbedingt empfehlenswert, allerdings nicht als Erstlektüre zum Thema, sondern für Leser mit Hintergrundwissen.  //  Carola Thimm mit Diana Müller: Mein Leben ohne mich. Wie ich 5 Jahre im Koma erlebte / Geht das, kann man vom Koma erzählen? Von außen ja, mit den Stimmen der Angehörigen, und damit beginnt dieser durchaus spannende Tatsachenbericht, bis die Hauptakteurin langsam wieder erwacht und selbst berichten kann. Thimm ist einer der seltenen Fälle, die nach mehreren Jahren im Wachkoma – ausgelöst durch ein geplatztes Aneurysma – wieder fast vollständig genesen. Ihre Geschichte ist klar und schnörkellos erzählt, vermeidet dennoch, allzusehr in die Tiefe zu gehen, spart kritische Fragen hinsichtlich der zwischenmenschlichen Beziehungsproblematiken aus und bleibt für meinen Geschmack dadurch ein wenig zu flach. Aber vielleicht ist das wiederum ein Spiegelbild der veränderten Gefühlslage der Protagonistin? Schade, dass ich das nicht erfahren werde. //  Leena Lehtolainen: Wer ohne Schande ist. / Könnte ein Titel von Barbara George sein, ist aber einer der vielgerühmten und höchst produktiven finnischen Autorin, und zwar ihr neuester. Ein paar Längen hat er ja, und so richtig aufregend ist er auch nicht, aber durchaus angenehm zu lesen. Zum Jahresabschluss hätte ich mir allerdings etwas mehr Spannung gewünscht, und eine ausgefeiltere Handlung – dafür ist Lehtolainen eigentlich bekannt –, dazu. Das Buch wirkt ein bisschen so, als wäre der Autorin die Puste ausgegangen, und irgendwie passt das dann doch wieder zum Jahresende. Auf also mit frischem Schwung ins neue Lesejahr 2016!