Die Monatsbotin März2019 // Notizen aus dem vierten Stock

Hier kommt die vierundsechzigste Ausgabe der Monatsbotin von Karen-Susan Fessel – mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg!

Wem sie gefällt: liebend gern weiterempfehlen! Eine kurze Mail mit dem Hinweis „Monatsbotin gewünscht“ an kontakt@karen-susan-fessel.de – und schon liegt sie Monat für Monat im virtuellen Briefkasten …

Viel Spaß beim Lesen wünscht Karen-Susan Fessel!

Was war?

Der Monat begann mit einer leicht missglückten Schneereise ins nördliche Tschechien. Doch, Schnee gab es, aber leider zuviel! Schon die Anreise war beschwerlich, aber dann gelang es mir mithilfe meiner Begleitung, der weltbesten Autofahrerin, dann doch, mit meinem flotten Toyota Auris Hybrid an mehreren in den Schneeverwehungen liegengebliebenen dicken Karren vorbeizuziehen. Allerdings: Nur die Zufahrt zum Hotel war freigeräumt, von eigenmächtigen Wanderungen im Wald wurde wegen Schneebruchgefahr dringend abgeraten – und bei über einen Meter fünfzig hoher Schneedecke wäre es auch gar nicht gegangen. So führten wir den Hund mehrfach täglich die Auffahrt hoch und runter, aßen uns durch die Hotelspeisekarte und lümmelten in Pool und Sauna herum, um dann noch einen kleinen Abstecher ins weniger verschneite Prag zu unternehmen. Schön war es dennoch …

Die ausgedehnte Schreibphase am heimatlichen Schreibtisch – der in Arbeit befindliche Roman ist mittlerweile schon auf knapp 180 Seiten angewachsen, aber der anvisierte Umfang ebenfalls – wurde am 13. Februar mit einer Lesung in Meppen im Café Koppelschleuse unterbrochen. Eine denkwürdige Lesung: komplett ausverkauft, fünf Männer und 67 Frauen hörten meinem Vortrag aus „Mutter zieht aus“ zu, natürlich in Gegenwart der Hauptfigur, meiner Mutter. Danach aber wurde, absolute Premiere, keine einzige Frage gestellt, was dem Buchverkauf und der guten Stimmung aber keinen Abbruch tat.

Ebenfalls bemerkenswert war dann mein dreitägiger Gastaufenhalt an der Nordendschule in Eberswalde, Schule mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt „Lernen“, gefördert durch den Boedecker-Kreis Berlin-Brandenburg. Vier Jungen und acht Mädchen im Alter zwischen 12 und 14 Jahren verfassten unter meiner Anleitung eifrig und mit viel Spaß und Engagement Geschichten, Gedichte und Dialoge und sich dann auch noch trauten, diese vor Publikum vorzutragen. Zuvor hatte ich noch das Vergnügen, vor den Schüler*innen der dritten bis siebten Klassen meine Bücher vorzustellen. Und reich beschenkt wurde ich dann auch noch, mit handgefertigten Unikaten, wofür die engagierte Lehrerin Frau Mücke verantwortlich zeichnet. Ein tolles Erlebnis!

 

Der neue Roman übrigens wird, ganz aktuell vereinbart, nun doch nicht in diesem Herbst, sondern im Frühjahr 2020 erscheinen. Ja, gut Ding will eben wirklich Weile haben …

Und was kommt?

Schreibarbeit natürlich, denn der Roman soll jetzt endlich an Fahrt gewinnen und auf mindestens zweihundertfünfzig Seiten in diesem Monat anwachsen. Mal sehen, ob ich das schaffe; möglich ist es durchaus, denn die Handlung und auch der genauere Inhalt der insgesamt voraussichtlich sieben Teile stehen nun in groben Zügen fest. 

Allerdings habe ich noch andere Dinge in Arbeit: ein spannendes Projekt für das Goethe-Institut (nächsten Monat mehr dazu!), mehrere weiterlaufende Onlineworkshops, ein Sachbuchlektorat, nicht zu vergessen die Gespräche mit verschiedenen Verlagen über eventuelle Veröffentlichungen unterschiedlichsten Inhalts und dann auch noch zwei Veranstaltungen: die Teilnahme an der von der Initiative Initiative #verlagegegenrechts veranstalteten Podiumsdiskussion „Bei aller Toleranz. Eine Broschüre, ein Bildungsplan und die Angst vor „Frühsexualisierung““ am 21. März auf der Leipziger Messe, zusammen mit Thomas Kugler und Stephanie Nordt von „KomBi – Kommunikation und Bildung“, einer Berliner Bildungseinrichtung zu Diversity, Gender und queerer Bildung und, passend dazu, am 26. März eine Lesung vor Zweitklässlern in der Stadtteilbibliothek Berlin-Marienfelde aus „Frieda Fricke“. Das neue Jahr nimmt also Schwung auf!

Einen frühlingsbunten März wünscht Karen-Susan Fessel!

Öffentliche Termine im März:  21. März, 16h, Messe Leipzig, Forum Sachbuch Halle 3, Stand E201: Podiumsdiskussion zum Thema Pädagogischer Umgang mit sexueller Vielfalt, elterliche Sorgen und politische Instrumentalisierung

Online Workshops: Der nächste Kreativ-Quickie startet am 4. März, Informationen und Anmeldung auch für die neuen Onlineworkshops „Mein Buch“ und „Biografisches Schreiben“ und das Einzelcoaching unter www.karen-susan-fessel.de/seminare

Ausgelesen Angelika Schrobsdorff: Die Herren / Im Erscheinungsjahr 1961 sorgte dieses Buch für einen handfesten Skandal; die unverblümte Schilderung weiblicher Begierden und sexueller Aktivitäten schien der Vor-Apo-Zeit vollkommen anrüchig und unangemessen. Mich hat wiederum die poetisch-klare Sprache Angelika Schrobsdorffs in den Bann gezogen; was mich bei anderen Autoren vielleicht stören würde  – der stete autobiografische Bezug – wirkt hier belebend und spannend. Endlich mal ein Gegenpart zur egomanischen Männerliteratur von Knausgård und Co., aber auf wohltuend leicht zurückgenommene weibliche Weise. // Elizabeth Strout: Alles ist möglich / Vielgerühmt, hymnisch besprochen, aber mich überzeugte diese zusammengebastelte Beschreibung diverser Kleinstadtbiografien aus einer amerikanischen Kleinstadt nicht recht. Zu gewollt erschienen mir die ausgedachten Leben, auf jeder Seite war ich mir der Konstruktionsfreude der Autorin, die sichtlich Spaß am gekonnten Fabulieren hatte, nur zu bewusst. Die besten Bücher sind ja immer noch die, denen man die akribische Konstruktion nicht anmerkt. Das ist Strout, jedenfalls was mich angeht, absolut nicht gelungen, und da nützt auch die unbestrittene Schreibkunst der Autorin nichts. // Schoschana Rabinovici: Dank meiner Mutter / Erst, als ich das Buch wieder zuschlug, entdeckte ich die Altersangabe auf dem Buchrücken: ab 12. Aber ja, dieses absolut spannend und locker geschriebene Werk sollte durchaus von allen ab 12 gelesen werden: Rabinovici schlägt den großen Bogen von einer glücklichen Kindheit alsEinzelkind jüdischer Eltern in Wilna über die Deportation als Elfjährige zusammen mit der Mutter in verschiedene Konzentrationslager, das Überstehen des Todesmarsches, die Befreiung aus Stutthof und schließlich die Rückkehr nach Wilna. Gerade die letzten Passagen haben mich besonders gefesselt; die meisten Berichte von KZ-Überlebenden enden doch mit der Befreiung, was danach geschah, wird meist in ein paar Sätzen abgehandelt. Absolut empfehlenswert!