Hier kommt die siebenundneunzigste Ausgabe der Monatsbotin von Karen-Susan Fessel – mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg!
Wem sie gefällt: liebend gern weiterempfehlen! Eine kurze Mail mit dem Hinweis „Monatsbotin gewünscht“ an kontakt@karen-susan-fessel.de – und schon liegt sie Monat für Monat im virtuellen Briefkasten … Wer lieber Ruhe wünscht, desgleichen!
Viel Spaß beim Lesen wünscht Karen-Susan Fessel!
Was war?
Der März zeigte sich mal wieder von seiner sonnigen Seite, ganz im Gegensatz zum düsteren Geschehen im Osten Europas, das vielen Menschen und auch mir gehörig auf die Stimmung schlug und schlägt. Für die Nichtberlinerinnen hier einmal kurz eine Bestandsaufnahme: Ja, man merkt durchaus, dass zigtausende von Geflüchteten zumeist über Polen nach Berlin eingereist sind, und das nicht nur, wenn man vom Hauptbahnhof aus reisen möchte. Auch in den Berliner Bürgerämtern stehen lange Schlangen von Menschen, und nicht wenige meiner Bekannten und Freunde haben Geflüchtete aufgenommen und sind nun damit beschäftigt, diese unbürokratisch und schnell mit dem Nötigsten zu versorgen, was sich nicht immer einfach gestaltet. Meine persönlichen Aktivitäten in dieser Richtung beschränken sich bisher auf Geldspenden, aber für den Mai ist bereits die erste Kurzlesung mit Übersetzung für geflüchtete ukrainische Jugendliche angedacht. Ich werde berichten …
Am 3. März holte ich dann die beiden im Januar aus Coronagründen ausgefallenen Online-Lesungen vor Zürcher Jugendlichen nach, um am 9. März den aus denselben Gründen verschobenen Workshop-Tag an der Braunschweiger Wilhelm-Bracke-Gesamtschule zu halten, endlich wieder einmal vor Ort, was mir sehr viel Spaß machte. Gut zwei Dutzend Elftklässler waren mit großem Elan dabei und schrieben Kurztexte – das spätere Feedback freute mich enorm, zeigte es doch, dass die jungen Leute wirklich etwas davon mitgenommen hatten. Hier eine kleine Kostprobe: „Es hat unglaublich viel Spaß gemacht, mal kreative Texte zu formulieren und dies nach verschiedenen Kriterien zu machen.“ „Ich muss sagen, dass mir dieser Workshop unglaublich viel Spaß gemacht hat und ich wirklich sagen muss, dass ich echt viel mitnehmen konnte! Ich habe gelernt, wie man anfängt, einen Text zu schreiben, wie man die Zeitform richtig einbaut und vor allem habe
ich meiner Kreativität freien Lauf gelassen, was mir sehr gefallen hat.“ Mir auch, vielen Dank nach Braunschweig, vor allem auch an die engagierte Deutschlehrerin Margot Nies, die diesen Tag möglich gemacht hat!
Am 22. März dann reiste ich nach Falkenberg/Elster und stellte den Dritt-bis Sechstlklässlern der dortigen Astrid-Lindgren-Grundschule im Rahmen der Literaturwoche auf Einladung der Stadtbibliothek verschiedene Kinder- und Jugendbücher vor. Die für den 29. März wiederum geplante Lesung vor Achtklässlern des Rosa-Luxemburg-Gymnasiums hingegen musste leider ausfallen, da ich am selben Morgen mit handfesten Anzeichen einer Corona-Infektion erwachte – was sich allerdings dann zum Glück nur als „normale“ Infektion herausstellte. Sehr schade, aber vielleicht gibt es im kommenden Jahr dann eine Neuauflage!
Nach dem coronabedingten Ausfall der März-Episode des Podcasts „Butchfunk – Lässig. Lustig. Lesbisch.“ konnten Manuela Kay und ich dann aber endlich die Folge 6 aufnehmen, die am Donnerstag, dem 7. April veröffentlicht werden wird. Zu Gast ist die äußerst wortgewandte Casterin, Regisseurin und ehemalige Schauspielerin Charlotte Siebenrock, die unter anderem darüber aufklärt, wie hoch die durchschnittliche Quote an queeren Schauspielabsolvent*innen pro Jahr ungefähr einzuschätzen sein dürfte. Wer sich die bisherigen fünf Folgen noch nicht zu Gemüte geführt hat, kann es sehr gern jetzt nachholen: Der Podcast ist zu hören auf vielen Plattformen , unter anderem auch hier auf Pink.Life. Und: Wem es gefällt, nicht vergessen, zu liken und zu abonnieren!
Wer sich übrigens ein wenig weiter in meine Arbeit als Kinder- und Jugendbuchautorin vertiefen möchte, dem sei die soeben neu erschienene 22. Sonderausgabe „Standortbestimmungen“ von kjl&m empfohlen, erschienen anlässlich des 65. Geburtstages der Bielefelder Kinder- und Literaturwissenschaftlerin, Literatur- und Mediendidaktikerin und Professorin Petra Josting, die mich 2018 bei meinem Aufenthalt als „poet in residence“ mit großem Elan begleitete. Eines der neun darin enthaltenen Interviews hat der Literaturwissenschaftler Dr. Michael Ritter mit mir geführt; wie ich finde, ein sehr gelungenes Gespräch!
Und was kommt?
Natürlich geht die Arbeit an meinen aktuellen Projekten – dem Jugendbuch für den Querverlag und dem neuen Ghostwriterprojekt – weiter, desgleichen die Online-Workshops „Biografisches Schreiben“ und auch zwei weitere Lektorate. Wobei es sich strenggenommen nicht um Lektorate, sondern um Begutachtungen handelt: Das bedeutet, dass ich ein eingesandtes Manuskript lese, auf literarisches Potential hin beurteile und Anmerkungen und konkrete Vorschläge für ein weiteres Vorgehen bzw. Überarbeiten gebe. Für die beiden Autorinnen hoffentlich ein gutes Rüstzeug, um ihre Projekte weiter voranzubringen und die Veröffentlichungschancen zu erhöhen, für mich eine interessante Tätigkeit, die meinen eigenen Blick auf Texte immer wieder neu und weiter schärft. Eine Win-Win-Situation sozusagen.
Inhaltlich begleitet habe ich auch kürzlich einen sehr zu empfehlenden Text des Berliner Historikers Raimund Wolfert: „In memoriam Fritz. We are stardust oder Was bleibt, ist eine Erzählung“ vereint die Annäherung an das Leben von Wolferts Großvater mit einem „Skandalprozess mit sexuellen Motiven“ im schlesischen Waldenburg der 1920er Jahre – erschienen in den Mitteilungen der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft Nr. 68.
Und wie steht es mit Lesungen? Im April gibt es nur eine: Am Monatsende, dem 29. April , werde ich wieder einmal der von einem sehr netten und aktiven Kollegium geführten Schönwalder Grundschule „Menschenskinder“ einen Besuch abstatten und für alle drei 6. Klassen aus „Und wenn schon“ und „Ein Stern namens Mama“ vorlesen. Ich freue mich auf lebhafte Kinder!
Einen ebenfalls lebhaften, aber hoffentlich friedlichen April wünscht Karen-Susan Fessel!
Online-Workshops: Der nächste Kreativ-Quickie startet am 4. April; Informationen und Anmeldung auch für die neuen Onlineworkshops „Mein Buch“ und „Biografisches Schreiben“ und das Einzelcoaching unter www.karen-susan-fessel.de/seminare
Ausgelesen: Tana French: Der Sucher. Scherz Verlag, Frankfurt am Main 2021 / Der ehemalige Chicagoer Polizist Cal hat die Brücken hinter sich abgebrochen und sich im ländlichen Irland niedergelassen, der Heimat seiner Vorfahren. Das Dorf und seine Bewohner sind im freundlich gesonnen, aber nach einer Weile spürt Cal, dass er beobachtet wird. Und dann taucht da immer wieder dieser leicht verwahrloste Junge auf, der sich nur eines wünscht: Cal soll ihm helfen, seinen verschwundenen großen Bruder zu finden. Das aber erweist sich als gefährliche Aufgabe, denn nach und nach zeigen sich die Schattenseiten der Dorfbewohner immer deutlicher … Ein weiterer sehr spannender Roman der irischen Erfolgsautorin, die es ausgezeichnet versteht, ihre Figuren tiefenpsychologisch geschickt zu zeichnen und ihre Leserschaft damit immer tiefer in die Geschichte hineinzuziehen. Ein Genuss!