Hier kommt die fünfteAusgabe der Dreimonatsbotin von Karen-Susan Fessel – mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg!
Wem sie gefällt: liebend gern weiterempfehlen! Eine kurze Mail mit dem Hinweis „Monatsbotin gewünscht“ an kontakt@karen-susan-fessel.de – und schon liegt sie je um den 15. des März/Juni/September/Dezember im virtuellen Briefkasten … Wer lieber Ruhe wünscht, desgleichen!
Viel Spaß beim Lesen wünscht Karen-Susan Fessel!
Der Frühling naht – und meine Lieblingsjahreszeit, der Winter, liegt gerade in den letzten Zügen. Was ich daran so mag, ist ja auch die größere Ruhe, aber die spiegelte sich diesmal im Weltgeschehen ja leider so gar nicht wider. Privat schon gar nicht, denn Januar und Februar standen ganz im Zeichen des Todes eines mir sehr nahestehenden Menschen, infolgedessen ich auch meine beruflichen Pläne ändern musste.
Meine Lesereise nach Kloten (Schweiz) ans Schulhaus Spitz habe ich auf die kommende Woche verschoben, aber immerhin startete der neue Jahresworkshop „Leg los- schreib endlich dein Buch!“ wie geplant Ende Januar. Fünf Schreibfreudige werden nun über das Jahr hinweg unter meiner Leitung an ihren Buchprojekten feilen und sie vielleicht sogar zum Ende, auf jeden Fall aber ein ganzes Stück voranbringen – wie die sieben Teilnehmenden des letztjährigen Kurses, von denen vier sich für eine Verlängerung entschieden haben und mich in die freudige Lage versetzt haben, diese mir liebgewonnenen Menschen künftig auch alle zwei Monate wieder in den Zoomsitzungen vor mir zu sehen.
Mitte Februar bis Mitte März betrat ich dann mit der vertretungsweisen Übernahme zweier VHS-Grundbildungskurse Neuland und hatte viel Freude daran, mit den wechselnden Interessierten Sprech-, Sprach- und Spielübungen zu gestalten, um ihnen zu einer besseren Beherrschung der deutschen Sprache zu verhelfen. Angesichts der radikalen Kürzungen aber gerade in diesem Bildungs-Bereich ist fraglich, ob diese Kurse noch weiter stattfinden können.
Mein in Arbeit befindliches neues Bilderbuch für den Psychiatrie-Verlag habe ich noch einmal komplett überarbeitet, die Veröffentlichung ist für nächstes Jahr geplant, sodass die Illustrationen noch Zeit haben. Die mache natürlich nicht ich selbst – das wäre auch katastrophal! -, sondern ein*e professionelle*r Illustrator*in; zwei sind nun in der Endauswahl und ich bin gespannt, wer am Ende die Hauptfigur, den kleinen Pepe zeichnen wird …
Im kommenden Quartal dann warten einige Lesungen auf mich, so unter anderem am Berliner Rosa-Luxemburg-Gymnasium am 8. April, am 15. April bei den open dykes in Mannheim Plakat_Open Dykes, am 8. Mai in der Grundschule Menschenskinder in Schönwalde-Glien, am 3. Juni in der Berliner Stadtbibliothek Falkenhagener Feld und am 20. Juni in der Stadtbücherei Flensburg; noch dazu werde ich Ende Juni sechs Schreibworkshops für Kinder im Rahmen der Berliner Denkspielplätze leiten.
Und dazwischen geht es mit einem geliehenen Camper drei Wochen auf Reisen, entweder nach Schweden, Frankreich oder rund um Deutschland. Ich bin selbst gespannt, wohin es uns am Ende verschlagen wird …
Einen aufgeweckten Frühsommer wünscht Karen-Susan Fessel
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Online-Workshops: Die nächsten „Kreativ-Quickies“ starten am 3. April und 5. Juni. Informationen und Anmeldung auch für die weiteren Onlineworkshops „Mein Buch“ und „Biografisches Schreiben“ und das Einzelcoaching unter www.karen-susan-fessel.de/seminare
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Ausgelesen: Marion Poschmann: Die Winterschwimmerin. Verslegende. Suhrkamp, Berlin 2025 / Nein, es ist kein Roman, sondern ein ganz eigenes Genre: Das neue Werk der Berliner Schriftstellerin kommt als Verslegende daher und vereinigt eine spannende Mischung aus Prosa und Poesie, versetzt mit literarischen Verweisen und zwei weiblichen Hauptfiguren, die einander immer wieder die Fäden in die Hand geben. Thekla schwimmt auch bei eisigen Temperaturen in offenen Gewässern und erzählt mal in strenger, mal in lockerer gehaltener Versform von diesen intensiven Extremerfahrungen sowohl in körperlicher als auch mentaler, ganz gewiss aber fantastischer Hinsicht. Ein Tiger taucht dann auch noch auf, aber der spielt eine untergeordnete Rolle, denn die Hauptrolle übernimmt wie meistens in den Büchern der vielfach ausgezeichneten Autorin die Sprache selbst, in mannigfaltiger Form, mal leise daherkommend, mal sprachgewaltig, aber so manches Mal auch in eindringlicher Wucht. // ZEIT-Edition „True Crime“ – Die Wahrheit hinter 6 realen Verbrechen. Die Zeit, Hamburg 2024 / Hach, das war so richtig nach meinem Geschmack: sechs Romane zu sechs wahren Kriminalfällen, von denen mir fünf ausnehmend gut gefallen. Vor allem Peter Englunds „Mord in der Sonntagsstraße“, der den Mordfall an einem jungen Mädchen in einem Stockholmer Vorort aus dem Jahr 1965 beschreibt und die Suche nach dem Täter, der sich dann ganz überraschend als junger Mann aus Österreich entpuppt, hat es mir durch seine detailgenaue Sprache angetan, aber auch die „Soko Dreisam“ von Anne Grießer und „Im Kopf des Bösen“ von Axel Petermann und Petra Mattfeldt bestechen durch ihre Detailgenauigkeit und die tiefenpsychologische Schärfe. Nur „Der Fall Arbogast“ von Thomas Hettche hat mich mit seiner gekünstelt wirkenden Erzählweise geradezu genervt. Aber das ist natürlich Geschmackssache; insgesamt finde ich diesen Schuber höchst erfreulich und überzeugend, eine dicke Empfehlung für alle an Kriminalistik Interessierten.
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Unter der Lupe: Meine Werke
Nr. 11: Und wenn schon (2002)
„Frau Fessel, sitzen Sie? Tja, gute Nachrichten: „Und wenn schon“ ist für den Jugendliteraturpreis nominiert!“
Dieses Telefonat Anfang 2022 war nicht nur eine große Überraschung, sondern der Durchbruch für meine Arbeit als Kinder- und Jugendbuchautorin. Denn die Nominierung von „Und wenn schon“, meinem dritten Buch bei Oetinger und dem leider auch schon letzten in Zusammenarbeit mit meiner grandiosen Lektorin Angelika Kutsch, die sich unmittelbar danach in die Freiberuflichkeit verabschiedete und mit der ich bis heute Kontakt halte, ebnete mir den Weg in die Welt der Schul- und Bibliothekslesungen im deutschsprachigen Raum und in Schulen und Universitäten in vielen weiteren Ländern. Die Geschichte von Manfred Hannemann, genannt Manne, der aus einer sehr armen und wenig wertgeschätzten Familie stammt und sich in vielerlei Hinsicht durchbeißen muss, ist immer noch das Werk, aus dem ich am meisten in Schulen vorlese, vielleicht auch, weil es mit seinem umgangssprachlichen Duktus gerade die vermeintlich lesefaulen Jungs zwischen 10 und 15 in seinen Bann zieht. „Und wenn schon“ wurde in fünf verschiedenen Versionen herausgegeben, vielfach neu aufgelegt und in mehrere Sprachen übersetzt. Ich kann es in großen Teilen auswendig und habe immer noch Spaß beim Vorlesen – und den Reaktionen des Publikums …
Und wenn schon. Roman. Erstausgabe Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg 2002, neueste Taschenbuchausgabe BOD, Norderstedt 2021. Auch als E-Book erhältlich.