Hier kommt die vierundachtzigste Ausgabe der Monatsbotin von Karen-Susan Fessel – mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg!
Wem sie gefällt: liebend gern weiterempfehlen! Eine kurze Mail mit dem Hinweis „Monatsbotin gewünscht“ an kontakt@karen-susan-fessel.de – und schon liegt sie Monat für Monat im virtuellen Briefkasten … Wer lieber Ruhe wünscht, desgleichen!
Und: Wer nicht lesen will, kann hören: hier!
Viel Spaß beim Lesen wünscht Karen-Susan Fessel!
Was war?
Ein nicht ganz so ruhiger Dezember, wie es der erneute Corona-Lockdown hätte erwarten lassen können, liegt hinter mir. Die besinnliche Adventsstimmung fiel, so kam es zumindest mir vor, bundesweit aus, vielleicht auch, weil ich reichlich zu tun hatte. Nach monatelanger Veranstaltungsdürre hatte ich schon im Frühjahr beim ersten Lockdown drei Lesungen, die über den Berliner Autorenfonds gefördert wurden, in den Dezember verschoben, und diese fanden dann tatsächlich auch statt; allerdings nicht in den Bibliotheken für je zwei Klassen wie ursprünglich geplant, sondern in den jeweiligen Schulen und stets nur für eine Klasse: Am 1. Dezember las ich also für Achtklässler im Pankower Rosa-Luxemburg-Gymnasium, am 9. Dezember in der Lichtenrader Annedore-Leber-Grundschule und am 10. Dezember in der Grundschule am Tempelhofer Feld. Dazu kam zu meiner Freude noch eine weitere Lesung am 11. Dezember in der Johanna-Eck-Schule in Tempelhof, meiner speziellen Partnerschule, deren neu im Entstehen begriffene Schulbibliothek nach mir benannt werden wird. Unter dem neuen Schulleiter Engin Catik und dem regen Verwaltungsleiter Axel Jürs mausert sich die einst so umstrittene Sekundarschule langsam zu einem Vorzeigeobjekt, in dem die aktive Miteinbeziehung der Schüler*innen bereits jetzt, ein knappes Jahr nach dem Leitungswechsel, Früchte trägt. Selten habe ich an einer Oberschule eine so entspannte und freundliche Atmosphäre erlebt wie hier; ich freue mich auf weitere Termine vor Ort.
Am 17. und 18. Dezember dann hielt ich noch drei weitere sehr rege Onlinegespräche mit der Luzerner Hubelmattschule, deren 9.-Klässler allesamt mein Jugendbuch „Liebe macht Anders“ gelesen und bearbeitet hatten. Und auch mit der Wiener Buchhandlung Löwenherz war ich online im Gespräch und las noch dazu eine halbstündige Passage aus meinem aktuellen Roman „In die Welt“ vor.
Alles in allem, so mein Fazit für dieses gebeutelte Lesungsjahr, funktionieren Online-Lesungen und -veranstaltungen durchaus, vor allem, wenn sie von allen Beteiligten gut vorbereitet sind, aber lieber lese ich live. Doch das geht vermutlich fast allen Autor*innen so … der direkte Kontakt zum Publikum ist einfach nicht zu ersetzen. Und außerdem – da stimmen mir die meisten Kolleg*innen sicher ebenfalls zu – sieht man online einfach meistens viel unattraktiver aus als in natura. Ich jedenfalls, und damit lüfte ich jetzt ein lange gehütetes Geheimnis, habe immer den Eindruck, dass meine Zähne am Bildschirm viel schiefer aussehen, als sie in Wirklichkeit sind. Vom dadurch begünstigtem unvorteilhaften Schattenwurf ganz zu schweigen …
Gleiches gilt auch für Interviews, von denen ich bislang insgesamt acht für mein in Arbeit befindliches Reportagebuch „Paare mit Paketen“ geführt habe, sieben davon vor Ort, eines per Zoom. Der Band, der im Frühjahr beim psychiatrie-Verlag erscheinen wird, porträtiert elf Paare, von denen ein oder beide Partner an psychischen Erkrankungen leiden oder gelitten haben. Zwei Paare werde ich Mitte Januar in Süddeutschland interviewen, ein drittes und letztes Paar dann wiederum online.
Die Arbeit an diesem Buch macht mir ungemein viel Freude, liebend gern würde ich dreimal so viele Paare interviewen und an den jeweiligen Texten arbeiten, aber leider ist der Platz begrenzt. Doch wer weiß, ob es nicht einen weiteren Band geben wird oder ein ähnliches Projekt ….
Und was kommt?
Leider keine Lesereise in die schöne Schweiz, genauer gesagt in den Kanton Zürich. Nach 19 Jahren in Folge vermasselt mir Covid 19 das kleine Jubiläum zum 20-jährigen, aber das lässt sich nun mal nicht ändern (es sei denn, ich würde nach meiner Rückkehr nach Deutschland dann zwei Wochen in Quarantäne gehen, was ich natürlich nicht möchte). Aber das Volksschulamt hatte wohlweislich vorgesorgt und die Schulen verpflichtet, die Lesungen und Workshops online stattfinden zu lassen – oder in voller Höhe zu entschädigen. Und so kommt es, dass ich dann am 11. und 12. Januar je zwei Lesungen in Kloten und Illnau halte und vom 13. bis zum 15. Januar Schreibworkshops in Stäfa und Dietlikon, das alles online natürlich. Vor allem auf die Workshops bin ich gespannt, denn das ist Online-Neuland für mich.
Danach mache ich mich dann wieder an das „Paare mit Paketen“-Buch, auf geht es zu den letzten Interviews nach Süddeutschland, und im Anschluss dann an die Ausarbeitung der letzten Texte. Außerdem habe ich einige kleinere Lektoratsarbeiten vor mir und noch dazu natürlich die weiterhin laufenden Onlineworkshops. Danach steht dann ein größeres Lektorat ins Haus, und dann eine Textprobe für ein neues Jugendbuch, das mir schon seit längerem im Kopf herumgeistert. Anschließend … ach, das reicht doch fürs Erste, glaube ich. Ich möchte ja auch nicht zu weit vorgreifen, sondern erstmal mit Schwung ins neue Jahr starten!
Einen beflügelten Januar wünscht Karen-Susan Fessel
Online Workshops: Die nächsten Kreativ-Quickies starten am 4. Januar und 1. Februar; Informationen und Anmeldung auch für die neuen Onlineworkshops „Mein Buch“ und „Biografisches Schreiben“ und das Einzelcoaching unter www.karen-susan-fessel.de/seminare
Ausgelesen: Jo Nesbø: Ihr Königreich. Ullstein, Berlin 2020 / Roys kleiner Bruder Carl kommt nach gut einem Jahrzehnt zurück auf den einsamen Berghof oberhalb des kleinen norwegischen Ortes. Aber er kommt nicht allein, sondern mit seiner geheimnisvollen frischgebackenen Ehefrau, der Architektin Shannon. Gemeinsam wollen die beiden ein riesiges Hotelprojekt aufziehen, für das sie allerdings die Unterstützung der gesamten Dorfgemeinschaft brauchen. Letzteres gelingt ihnen, aber mit dem Beginn der Bauarbeiten kommen nicht nur ein paar Felsbrocken ins Rollen, sondern zugleich ein paar lange gehütete Geheimnisse ans Tageslicht. Roy sieht sich gezwungen, einzugreifen … Nesbø ist es mit diesem umfangreichen Roman gelungen, genau wie seine Figuren neues Terrain zu betreten und eingetretene, sehr gut gangbare Pfade zu verlassen. Spannende, klug ausgetüftelte Lektüre für lange, dunkle Winterabende.