Die Monatsbotin: Notizen aus dem vierten Stock // November 2013

Hier ist sie, die zweite Ausgabe der Monatsbotin von Karen-Susan Fessel – mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg.

Wem sie zusagt, schickt eine kurze Mail an kontakt@karen-susan-fessel.de und schon landet die Monatsbotin ab der nächsten Ausgabe im virtuellen Briefkasten … Viel Spaß beim Lesen wünscht Karen-Susan Fessel!

Was war?
Der Oktober begann mit einer guten Aussicht: Die erste Übersetzung eines meiner Bücher für Erwachsene bahnt sich an! Einige meiner Kinder- und Jugendbücher sind ja bereits in zahlreiche Sprachen übersetzt worden – zum Beispiel „Und wenn schon!“ nach Taiwan und China oder „Ein Stern namens Mama“ nach Korea, China, Taiwan, Japan und Polen –, aber von meinen Werken für Erwachsene ist bislang nur eine Kurzgeschichte in einem US-amerikanischen Erzählband veröffentlicht worden. Sofern alles gut geht, wird nun also „Bilder von ihr“ (1996 erstmalig erschienen) in absehbarer Zukunft in einer europäischen Sprache zu lesen sein. Wer diese als Erste oder Erster richtig errät, bekommt dann nach Erscheinen ein druckfrisches Exemplar, vielleicht ein schöner Anstoß, genau diese Sprache zu erlernen … Zuschriften unter kontakt@karen-susan-fessel.de

Bereits in der letzten Monatsbotin erwähnt: das Schreibseminar „Biografisches Schreiben für Frauen“, das vom 3. bis 6. Oktober im Kreuzberger Schreibatelier Rathjen stattfand. Die fünf Teilnehmerinnen aus Berlin und Niedersachsen hatten derart viel Spaß am gemeinsamen Arbeiten, dass der nächste Workshop im Februar 2013 bereits schon wieder fast ausgebucht ist: „Mein Buch“ – Schreibworkshop für Frauen, die ein eigenes Buch in Planung oder Arbeit haben. Dabei kann es sich um ein belletristisches oder biografisches Werk, aber auch ein Sachbuch handeln; wichtig ist nur, dass die Teilnehmerinnen vorab ein Exposé (Inhaltsangabe) und evtl. vorhandene Textproben einsenden.

Und die Termine für die folgenden Workshops stehen auch schon fest: 21. bis 23. März 2014: Meine Nacht – Erotische Geschichten; 11. bis 13. April: Mein Text – Kurze Geschichten; 29. Mai bis 1. Juni: Meine Geschichte – Biografisches Schreiben für Frauen. Weitere Informationen und Anmeldung unter lektorat@karen-susan-fessel.de.

Aus Berlin ging es dann am 9. Oktober für mich mit perfekter Begleitung nach Bern, in die mit ihrer historischen Altbauten sehr malerisch anmutende Hauptstadt der Schweiz, wo ich anlässlich der neugegründeten Lesefestes „Bern liest queer“ auf Einladung des sehr engagierten Buchladens queerbooks „Leise Töne“ und „was du willst“ vorstellte. Und weil die Altstadt, umringt von der unglaublich blaugrün schimmernden Aare, so schön war, hängten wir gleich noch einen Tag an – eine Seltenheit in meinem vollgepackten Terminkalender. Aber wir blieben nicht nur aus Schönheitsgründen länger, sondern vorrangig zu Recherchezwecken: Gibt doch die Schweiz erstmalig die Kulisse für eines meiner Bücher ab, nämlich für dasjenige, an dem ich nunmehr seit einigen Wochen arbeite: „Bronko“ (Arbeitstitel), dem Roman für Erwachsene, der im Frühjahr 2014 im Berliner Querverlag erscheinen wird. „Bronko“ selbst, ein kleiner, nicht gerade ansehnlicher Hund, der eine allerdings sehr ansehnliche Nebenrolle spielt, ist mittlerweile auf Seite 101 angekommen und damit, und so schließt sich der Bogen, in der schönen Schweiz  … Allerdings in Zug und nicht in Bern selbst, wo es derartig in Strömen regnete, dass ich den ausgedehnten Stadtrundgang nur unter einem im Hotel ausgeliehenen, mit bunten Häschen verzierten Regenschirm bewältigen konnte; auch das Münster zu besteigen, gelang nur ansatzweise, und das Hotelzimmer der ersten Nacht war zwar recht schäbig, aber dafür das teuerste, in dem ich bislang jemals untergebracht war. Aber dafür reisten wir dann auch mit zwei nagelneuen Regenschirmen und mannigfaltigen Eindrücken im Gepäck zurück die deutsche Hauptstadt. Nein, so schön wie die schweizerische ist Berlin nicht, aber dafür ungleich größer und lebendiger. Oder, um hier bei dieser Gelegenheit einmal meine geschätzte Freundin, die Journalistin und Verlegerin Manuela K. zu zitieren: „Bei uns in Berlin ist das Bier zwar warm, aber dafür haben wir Ratten in den Vorgärten.“

In ebendiesem Berlin bestritt ich dann eine gute Woche später, am 18. Oktober, zusammen mit Regina Nössler, Cecilia Jönsson und meiner ersten Verlegerin Claudia Gehrke eine Gemeinschaftslesung, in der Band 12/13 des aktuellen „lesbischen Auges“ vorgestellt wurde, eines munteren Sammelsuriums aus Texten, Bildern und Fotos zum lesbischen Leben, der alljährlich im Tübinger konkursbuch-Verlag erscheint. Präsentiert wurde der Abend von der umtriebigen Verlegerin Claudia Gehrke höchstselbst, die bei dieser Gelegenheit auch noch einmal erzählte, wie sie im Jahre 1992 mein erstes Manuskript während einer Zugfahrt las und sich sofort entschloss, es ins Programm aufzunehmen. Mit dem Erscheinen von „Und abends mit Beleuchtung“ zwei Jahre später verhalf Claudia Gehrke mir somit zu meiner ersten Buchveröffentlichung, wofür ich ihr bis in alle Ewigkeit dankbar sein werde. Besonders amüsant erzählte sie die Geschichte übrigens schon einmal im Mai 2011 im Rahmen der Laudatio, die sie anlässlich des an mich verliehenen Rosa-Courage-Preises hielt.

Der Abend im Eisenherz-Buchladen war zugleich die letzte Veranstaltung in der alten Liegenschaft in der Schöneberger Lietzenburger Straße, denn zum Monatsende zog der Buchladen in die neuen Geschäftsräume in der Motzstraße 23 um; somit bestritt ich also die letzte Lesung am alten Ort – dazu passt, dass ich seinerzeit auch die erste Lesung am alten Ort hielt: 2006 aus „Abenteuer und Frauengeschichten“. Ich freue mich auf viele weitere Lesungen an neuen und alten Orten und wünsche dem Buchladen viel Erfolg in den neuen Räumen!

Gleich am nächsten Morgen ging es nach Stuttgart, wo ich abends im Rahmen der „Stuttgartnacht“ im schwullesbischen Veranstaltungszentrum Weißenburg e.V. aus „was du willst“ und „Liebe macht Anders“ las. Mit im Publikum saßen gleich vier Damen aus dem Kosmos-Verlag, im dem letzteres Werk in diesem Juli in der Reihe Herzblut erschienen ist, und wir nutzten die Gunst der Stunde nicht nur, um darauf anzustoßen, sondern auch über zukünftige Werke zu sprechen: Ebenfalls in der Reihe Herzblut wird voraussichtlich im Frühjahr 2015 ein weiterer Thriller erscheinen, bereits im Juli 2014 kommt ein zusammen Regina Nössler verfasster ???-Kids-Midi-Band heraus, und noch ein weiteres Buch ist im Gespräch …

Den restlichen Oktober widmete ich mich neben der Arbeit an „Bronko“ der Berliner und Brandenburger Jugend: In vier Lesungen in der Edith-Stein-Bibliothek Lichtenrade, der Bezirkzentralbibliothek Tempelhof und der Kreuzberger Lenau-Schule lauschten jeweils zwischen zwanzig und achtzig Fünft- und Sechstklässler Ausschnitten aus „Ein Stern namens Mama“, „Und wenn schon!“ sowie „Achtung, Mädchen gesucht!“.

Zwei weitere Lesungen führten mich in die Nordendschule nach Eberswalde, wo zunächst die Fünft- und Sechstklässler der Förderschule Louise aus „Ein Stern namens Mama“ und Manne aus „Und wenn schon!“ kennen lernten. Sie dankten es mir nicht nur mit großer Aufmerksamkeit und lebhaften Fragen, sondern auch mit einem selbstverfassten Büchlein in Heftform mit dem schönen Titel „Was ich über Schriftsteller weiß“. Darin erfuhr wiederum ich Dinge, die mir bis dahin ganz neu waren: dass Schriftsteller dick sind und Fäden um den Hals tragen und das Papier ihrer Bücher erstmal kauen, um zu sehen, ob es auch schmeckt … Die zweite Lesung an der Nordendschule hielt ich dann vor den Jahrgängen 9 und 10, für mich ein besonderer Genuss und eine besondere Herausforderung. Jugendliche ab 14 sind generell kein leicht zu eroberndes Lesepublikum, und so begegneten mir die Jugendlichen auch zunächst mit großer Skepsis, die sich aber im Laufe der Lesung in sichtliches Interesse und gemeinsames Amüsement wandelte, woran sicherlich Leontine aus „Steingesicht“ und Mike, Robin und Luke aus „Polarchaoten“ ihren Anteil trugen. Auch die Neunt- und Zehntklässler überreichten mir am Ende der Veranstaltung ein Präsent, einen selbstgebrannten Tonbecher für Stifte, mit denen ich in Zukunft vielleicht auch meine Eindrücke aus Eberswalde notieren werde. Denn beide Lesungen werden mir in bester Erinnerung bleiben; unter anderem auch, weil die Schulbibliothek im Vorfeld zur Lesung gleich nahezu alle meine Kinder- und Jugendbücher angeschafft hat – neun Stück an der Zahl. Das hat Seltenheitswert, freut mich aber für die Eberswalder Förderschüler ganz besonders, denen ich viel Spaß beim Weiterlesen wünsche!

Und was kommt?
Der November ist traditionell wie der Oktober Reisezeit für Autoren, sind in diesen beiden Monaten doch die meisten Lesefeste und -wochen bundesweit angesiedelt. Für mich geht es zunächst zu einem Schreibworkshop nach Norderstedt, dann nach Sonderburg/Dänemark und noch einmal nach Norderstedt, alles Veranstaltungen im Rahmen des Schleswig-Holsteinischen Kinder- und Jugendbuchwochen. Danach sind dann die Erwachsenen dran: nach Lesungen in Hamburg, Duisburg und Wuppertal steht als krönender Abschluss die letzte Veranstaltung des Jahres in Wien an. Danach heißt es dann hauptsächlich schreiben, und zwar ungefähr noch hundert Seiten – Endspurt für „Bronko“: Kurz vor Weihnachten ist Abgabetermin! Wie gut, dass mir das Schreiben so viel Freude macht …

Öffentliche Termine im November:
17. November, 17h: Hamburg, Café Endlich: Lesung aus „was du willst“ und „Liebe macht Anders“ // 20. November, 20h, Duisburg, Kleinkunsttheater „Die Säule“: Lesung aus „Leise Töne“ und „was du willst“ // 22. November, 19h: Wuppertal, Frauenzentrum Urania: Lesung aus „was du willst“ und „Liebe macht Anders“ // 27. November, 20h: Wien, Buchhandlung Löwenherz: Lesung aus „was du willst“ und „Liebe macht Anders“

 

3 Antworten auf „Die Monatsbotin: Notizen aus dem vierten Stock // November 2013“

  1. Wie die eifrige, sachkundige Leserin Susanna I. aus St. G. mir schrieb, ist Bern aber keine Hauptstadt, sondern eine Bundesstadt: Wie bei Wikipedia nachzulesen, entbrannte bei der Gründung des schweizerischen Bundesstaates eine Kontroverse darüber, ob die Schweiz eine Hauptstadt haben solle und welche. Der Kompromiss: Am 28. November 1848 wählten der National- und Ständerat die Stadt Bern als Bundessitz der Schweiz, sie wird jedoch nicht Haupt-, sondern Bundesstadt genannt und ist nur de facto, jedoch nicht de jure Hauptstadt der Schweiz.
    Schon wieder was gelernt! Vielen Dank für den Hinweis!

  2. Juhu! Das Rätsel ist gelöst! Die richtige Antwort auf die Frage, in welche Sprache „Bilder von ihr“ eventuell übersetzt werden wird, lautet: SLOWENIEN! Gewinnerin eines druckfrischen Exemplars ist eine Dame aus Österreich: Eva A. aus O. in der Nähe von Innsbruck hat im sechsten Anlauf die Lösung erraten! Herzlichen Glückwunsch!

  3. Die vielen Anäufe hatten eine nachhaltige Wirkung: Ich kenne mich nun besser aus was die Sprachenvielfalt in den Balkanländern angeht 😉
    Freu mich schon auf das neue Jugendbuch mit Schauplätzen von dort!

Kommentare sind geschlossen.