Hier kommt die einundsiebzigste Ausgabe der Monatsbotin von Karen-Susan Fessel – mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg!
Wem sie gefällt: liebend gern weiterempfehlen! Eine kurze Mail mit dem Hinweis „Monatsbotin gewünscht“ an kontakt@karen-susan-fessel.de – und schon liegt sie Monat für Monat im virtuellen Briefkasten …
Viel Spaß beim Lesen wünscht Karen-Susan Fessel!
Was war?
Ein sehr umtriebiger Oktober liegt hinter mir – der zunächst mit einer einwöchigen Familien- und Kulturreise begann. Zunächst war mal wieder ein Besuch mit Kind und Kegel im heimatlichen Meppen dran, danach ging es dann zügig weiter nach Eisenach, um von dort aus die Kulturschätze Thüringens zu erkunden – gemeinsam mit unseren beiden liebsten Reisebegleitern ging es auch nach Gotha und Oberhof, danach stand dann noch das wirklich überraschend schöne Weimar auf dem Programm. Der Besuch im Haus am Horn, dem ersten Bauhaus-Musterhaus, machte den 30-Euro-Strafzettel für Falschparken, den ich dann auch noch versehentlich bis zur Unleserlichkeit in der heimischen Waschmaschine verwusch, mehr als wett …
Danach ging es zügig an den Schreibtisch, um Kapitel 6 meines – wie es meine liebe Freundin M. neulich nannte – Jahrhundertromans endlich fertigzuschreiben und gleich mit dem letzten und siebten Kapitel zu beginnen. Das wiederum muss dann im November fertig werden, momentan bin ich auf S. 484 angelangt; die anvisierte 500-Seiten-Grenze werde ich dann endlich überschreiten. Aber ob sie nach dem Lektorat dann immer noch Bestand hat, wird sich ja erst zeigen!
Titel und Cover stehen nun, und ich bin davon schwer begeistert. Aber dazu, wie gesagt, mehr erst nächsten Monat, wenn ich wirklich mit dem Text durch bin!
Zum Monatsende hin begann dann die veranstaltungsreichste Zeit des Jahres, die im November ihren Höhepunkt finden wird. Wieder ging es nach Meppen, um im Kunstzentrum Koppelschleuse mit sieben schreibfreudigen Frauen an biografischen Texten zu feilen. Das war sehr intensiv, lustig und bewegend zugleich, die Teilnehmerinnen waren aus Berlin, Bremen, Schwanewede, Münster, Hannover und Meppen angereist, eine bunte, höchst interessierte Mischung; ein gelungenes Wochenende, das im nächsten Jahr erneut stattfinden wird, zu meiner Freude.
Zurück in Berlin, las ich am 30. Oktober dann in der Theodor-Heuss-Stadtbibliothek für einen höchst aufmerksamen Trupp Viert-und Fünftklässler aus „Frieda Fricke“ und „Hip-Hop, Hund und Herzgehüpfe“. Im Anschluss waren dann auch sämtliche sechs in der Bücherei vorhandene Bücher von mir gleich ausgeliehen, was mich besonders erfreut hat. Sage noch mal einer, man könne Kinder nicht mit Lesungen zum Lesen animieren …
Und was kommt?
Viele Veranstaltungen zunächst – beginnen werde ich am 1. mit dem alljährlichen Schreibworkshop beim Treffen HIV-positiver Frauen in der Akademie Waldschlösschen, wo ich seit nunmehr 17 Jahren mit von der Partie bin. Danach bleibe ich dann gleich in der Gegend, um mit gleich 15 Lesungen im Rahmen der Göttinger Kinder- und Jugendbuchwochen verschiedene Schulen in Göttingen, Einbeck, Uslar, Northeim, Hannoversch Münden, Gleichen und Duderstadt zu besuchen. Als alte Nachteule ist für mich der tägliche Lesungsbeginn um 7.50h zwar nicht gerade erfreulich, aber die vermutlich schon muntere Schüler*innenschar wird mich schon aufwecken und wachhalten.
Danach geht es dann gleich weiter nach Schleswig-Holstein, wo ich wiederum bei den dortigen Kinder- und Jugendbuchwochen in Reinbek, Wedel, Bordesholm, Bad Segeberg und Lensahn vortragen werde.
Ein älteres Publikum erwartet mich dann am 22. November in Hannover, wo ich im Andersraum e.V. aus „Mutter zieht aus“ lesen werde, am nächsten Vormittag wiederum im Kino am Raschplatz an einer Podiumsdiskussion zum Thema „Coming-Out“ teilnehmen werde, beides auf Einladung von Mosaikgesundheit e.V.
Und natürlich geht es ans Schreiben – der Roman will ja fertig werden! Nicht zu vergessen die Onlineworkshops, allen voran „Mein Buch“, wo zwei höchst spannende Autorinnen gerade dabei sind, ihr Erstlingswerk zu vollenden. Es bleibt also spannend!
Einen entspannten November wünscht Karen-Susan Fessel!
Öffentliche Termine im Oktober: 22. November, Andersraum e.V., Asternstraße 2, 30167 Hannover, 19h: Lesung aus „Mutter zieht aus“ / 23. November, Kino am Raschplatz, Raschplatz 5, 30161 Hannover, 11h: Kurzfilme und Generationengespräch „Coming-Out und lesbische Identität“
Online Workshops: Der nächste Kreativ-Quickie startet am am 4. November; Informationen und Anmeldung auch für die neuen Onlineworkshops „Mein Buch“ und „Biografisches Schreiben“ und das Einzelcoaching unter www.karen-susan-fessel.de/seminare
Ausgelesen: Didier Eribon: Rückkehr nach Reims. Berlin, Suhrkamp (2016) / Bereits 2009 erschienen, schlug Eribons detaillierte Abhandlung über seine proletarische Herkunft und seine intellektuelle Auseinandersetzung mit seiner eigenen Abgrenzung davon zunächst in Frankreich, dann auch insgesamt in Europa hohe Wellen. Der Soziologe Eribon, einer der wichtigsten Denker Frankreichs, beschreitet damit neue Denkwege in Sachen Klassenunterschiede. Nicht gerade ein populärwissenschaftliches Werk, aber dennoch gut zu lesen – für mich ein durchaus interessantes Werk, dass mich in mancherlei Hinsicht zum Nachdenken gebracht hat. // Søren Sveistrup: Der Kastanienmann. München, Goldmann Verlag (2019) : Einer der besten Krimis, die ich seit langem gelesen habe! An einem stürmischen Herbsttag finden die toughe Kommissarin Thulin und ihr schweigsamer Kollege Hess auf einem Spielplatz eine verstümmelte Frauenleiche, darüber hängt ein Kastanienmännchen. Und genau das erweist sich als eine abenteuerliche Spur, die zu weiteren Morden und einem entführten Mädchen führt … Zwar ahnte ich nach ungefähr 450 Seiten, wer der Mörder sein könnte, aber das tat der Spannung absolut keinen Abbruch. Ein fein ausgetüftelte Handlung mit vielen Irr- und Nebenwegen lassen einen verstörenden Mikrokosmos entstehen, dem ich mich nur schwerlich entziehen konnte – morgens um 3 h, zum Beispiel, wenn ich die Augen einfach nicht mehr aufhalten konnte … // Jo Nesbø : Messer. Berlin, Ullstein (2019) / Sveistrups Landsmann Nesbø passte dann ziemlich gut dazu, auch dieser Thriller, vielleicht sein bester sogar, hielt mich mehrere Tage und Nächte lang immer wieder in Atem. Dass aber die große Liebe des einsamen Wolfes zu Anfang sterben muss, kann ich dem Autor nur schwer verzeihen. Wie schade, wo ich doch genau diese Figur in all den vorigen Büchern so liebgewonnen hatte! // Jasper Nicolaisen: Erwachsen. Berlin, Querverlag (2019) / Was der Titel mit dem recht quirligen Unterhaltungsroman zu tun hat, erschließt sich mir nicht so ganz, aber Nicolaisen liefert vergnügliche Verstrickungen und flicht einige fantastische Elemente gleich mit ein in die queere Geschichte um den frischgebackenen schwulen Witwer Thomas, der nach einer neuen Richtung im Leben sucht. Die besten Passagen aber sind diejenigen, in denen sein pubertierender Sohn selbst nach Orientierung sucht. Vielleicht versucht sich Nicolaisen ja auch mal ganz konkret im Bereich Jugendbuch, das würde mich freuen!