Die Monatsbotin November 2016 // Notizen aus dem vierten Stock

Hier kommt die siebenunddreißigste Ausgabe der Monatsbotin von Karen-Susan Fessel – mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg!

Wem sie gefällt: liebend gern weiterempfehlen:  Eine kurze Mail mit dem Hinweis „Monatsbotin gewünscht“ an kontakt@karen-susan-fessel.de – und schon liegt sie Monat für Monat im virtuellen Briefkasten …

Viel Spaß beim Lesen wünscht Karen-Susan Fessel!

Was war?

Allerhand war los: Der Oktober und der November sind traditionell die Lesemonate des Jahres im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur, und so war auch ich reichlich zu Lesungen unterwegs. Des Anfang machten am 6. Oktober zwei Lesungen in der Nordendschule in Eberswalde, die mir nicht nur wegen der aufgeweckten und fragefreudigen Fünft-, Sechst- und Achtklässler in ausnehmend guter Erinnerung bleiben werden, sondern auch wegen des liebevollen Empfangs seitens der Schule, vor allem der Deutschlehrerin Antje Mücke, und der erstaunlichen Gastgeschenke: Mit drei selbstgebastelten Bildern, die aus kopierten Textzitaten aus meinen eigenen Büchern hergestellt waren, einem wunderschönen Notizblock und einem mit meinen Titeln verzierten Bleistift fuhr ich entzückt wieder nach Hause. Und auch der Hund, der mich begleitet hatte, bekam reichlich Leckerlis für die Reise mit.

Am 11. Oktober dann hatte ich das Vergnügen, im Berliner Jugendtheater Strahl meine Jugendbücher vorzustellen, aus gegebenem Anlass – als Regen(-bogen)SchirmHerrin des neuen Theaterstückes von Uta Bierbaum „Hasen-Blues.Stopp„, das sich mit Genderfragen befasst und am 18. November in Berlin uraufgeführt wird, stellte ich u.a. „Steingesicht“, „Liebe macht Anders“ und „Jenny mit O“ vor, in denen es um ebensolche Thematiken geht.

Und während meine Literaturagentin sich auf der Messe mit viel Einsatz um mein bislang noch „privates“ Buchprojekt kümmerte, reiste ich zu einer gut gebuchten Lesereise nach Süden – auf Einladung der Fachstelle für das Bibliothekswesen las ich in verschiedenen Bibliotheken des Regierungsbezirks Freiburg aus meinen Kinder- und Jugendbüchern vor, zunächst in Breisach und Rheinau. Weiter ging es über Oberndorf am Neckar und Spaichingen nach Löffingen, von dort aus dann über das in der Hohenlohe gelegene Bühlertann, wo ich im Schulzentrum vor den fünften bis achten Klassen las, wieder zurück nach Berlin. Allein war ich nicht unterwegs, diesmal war mein kleiner Hund Luki mit dabei, der bei jeder einzelnen Lesung in seinem Hundekörbchen neben mir lag und in der gesamten Zeit dann von gut tausend Kinderhänden gestreichelt wurde, was er sich mit unendlichem Langmut gefallen ließ.

Danach ging es nach sofort wieder weiter nach Braunschweig – diesmal ohne vierbeinigen Begleiter – , wo ich im Rahmen der 36. Jugendbuchwoche vierzehn Lesungen an fünf Tagen hielt, vorrangig an Gymnasien der Stadt (Wilhelm-Gymnasium, Neue Oberschule, Martino-Katharineum, Ricarda-Huch-Gymnasium), aber auch in der Hauptschule Rüningen und der IGS Wilhelm Bracke.

Nein, zum Schreiben blieb da nicht viel Zeit, wohl aber zum Betreuen der Onlineworkshops. Das wird im nächsten Monat kaum anders sein …

Und was kommt?

… denn im November geht es genauso weiter: Vom 7. bis zum 11. November bin ich auf Einladung des Boedecker-Kreises Saarland in verschiedenen Schulen des Bundeslandes zu Gast. Danach kommt die Klasse 6a der Berliner Lenau-Schule in den Genuss eines dreitägigen Schreibworkshops, anschließend reise ich nach Mönchengladbach, um am dortigen Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Gymnasium aus „Schattenblicke“ u.a. Werken vorzutragen. Zurück in Berlin, lese ich am 22. und 23. in der Mittelpunktbibliothek Schöneberg, um danach wiederum an den beiden folgenden Tagen in Kassel an der Georg-August-Zinn-Europaschule und in der Jugendbibliothek vorzutragen.

Und damit findet der zweimonatige Lesemarathon dann auch sein Ende. Langsam wird es auch Zeit, denn die nächsten Bücher und Lektorate warten ja schon …

Einen milden November wünscht Karen-Susan Fessel!

Öffentliche Termine im September: Leider keine öffentlichen Termine in diesem Monat!

Onlineworkshops: Die neue Kreativ-Quickies starten am 3. November und 1. Dezember- Informationen und Anmeldung auch für die weiteren  Workshops „Mein Buch“ und „Biografisches Schreiben“ sowie Einzelcoaching unter www.karen-susan-fessel.de/seminare

Ausgelesen: Annette Pehnt: Mobbing / Klug komponierter Roman um den Niedergang einer Kleinfamilie, der mit einem Wechsel in der Firmenleitung des Mannes beginnt. Wie die bis dahin heile Welt in Schieflage und dann ins Rutschen gerät, ist meisterhaft erzählt. Dieses Buch stand mehrere Jahre lang in meinem Regal der noch ungelesenen Bücher; jetzt wundere ich mich sehr darüber …// Janne Teller: Nichts / Tellers preisgekröntes Werk über implodierende Jugendgewalt hat mich nicht richtig gepackt; ich glaube aber, als Jugendliche wäre ich begeistert gewesen. // Otto Dov Kulka: Landschaften in der Metropole des Todes / Dov Kulka, als Kind in Auschwitz interniert, unternimmt als alter Mann mit seinem uralten Vater eine Reise in die Schreckensstätte seiner Kindheit und geht vorher und nachher all diese Wege mental noch einmal ab. Sehr eindringlich, schwer auszuhalten, schwierig zu lesen, aber mit Sicherheit eines der Bücher, die ich mir in einigen Jahren noch einmal vornehmen werde. // Angelika Königseder/ Juliane Wetzel (Hg.): Lebensmut im Wartesaal. Die jüdischen Displaced Persons im Nachkriegsdeutschland. /Ungemein informativ und richtiggehend spannend geschrieben sind diese Aufsätze über das Schicksal und die Behandlung der jüdischen Rückkehrer und Vertriebenen nach dem Kriegsende. Dass die eigens für sie eingerichteten Lager teilweise noch bis 1959 existierten, dass also manche nach Kriegsende Geborenen ihre gesamte Kindheit und Jugend abgeschottet dort verbrachten, war mir zum Beispiel vollkommen neu. Ein wirklich lesenswertes Kapitel der deutschen Geschichte, gut aufbereitet und hochinteressant. // Marceline Loridan-Ivens: Und du bist nicht zurückgekommen / Mit 15 wird Marceline nach Auschwitz deportiert, ihr Vater nach Birkenau. Nur sie kehrt zurück; siebzig Jahre später schreibt sie ihm einen Brief. Und um diesen rankt sich der bewegende Bericht einer Verlorenen, die auf ihre Weise ebenfalls nicht wirklich zurück nach Frankreich gekommen ist. //Yrsa Sigurdadottir: DNA. / Nach den vielen Vorschusslorbeeren und all dem sensationellen Lob musste ich mir diesen Island-Krimi dann auch zu Gemüte führen. Solide Krimikost; ärgerlich nur, dass ich schon ungefähr auf Seite 23 ahnte, wer’s war, und zudem auf diverse Ungereimtheiten stieß, die mir das Lesevergnügen dann doch ein wenig verleideten. // Liana Millu: Der Rauch über Birkenau / Dieses schmale, durchweg berührende Bändchen mit seinen fünf Erzählungen über Frauenschicksale in Birkenau sollte zur Pflichtlektüre für Abiturienten gehören. // Lizzie Doron: Warum bist du  nicht nach dem Krieg gekommen? / Es war einmal eine Familie / Das Schweigen meiner Mutter // Ja, hier kann man gut sehen, dass ich in diesem Monat viel gereist bin und außerdem keine tägliche Tageszeitung abonniert hatte – was meinem Bücherkonsum durchaus zugute gekommen ist. Die absolute Entdeckung des Monats für mich ist Lizzie Doron, die israelische Schriftstellerin, deren erstes Buch ebenfalls mehrere Jahre schon in meinem Regal der noch ungelesenen Bücher ausharrte. Nachdem ich es gelesen hatte, besorgte ich mir alle fünf weiteren Bücher der Autorin, die darin – erstaunlicherweise, ohne ein Gefühl des Überdrusses im Leser aufkommen zu lassen – ein einziges Thema variiert: Das Schicksal der Holocaustüberlebenden, die sich in Israel niederließen, aus Sicht der nächsten Generation. Wie Doron über das Schweigen und die darin verborgenen Erfahrungen und Abgründe schreibt, hat mich nicht mehr losgelassen. Ich hoffe, dass noch viele weitere Variationen folgen werden.