Die Monatsbotin November 2017 // Notizen aus dem vierten Stock

Hier kommt die neunundvierzigste Ausgabe der Monatsbotin von Karen-Susan Fessel – mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg!

Wem sie gefällt: liebend gern weiterempfehlen! Eine kurze Mail mit dem Hinweis „Monatsbotin gewünscht“ an kontakt@karen-susan-fessel.de – und schon liegt sie Monat für Monat im virtuellen Briefkasten …

Viel Spaß beim Lesen wünscht Karen-Susan Fessel!

Was war?

Ein mit höchst abwechslungsreicher Oktober, der mit einem sehr spannenden, vergnüglichen und auch feuchtfröhlichen Wochenende an der Ostsee begann. Im Ostseeseminarhaus Büttelkow trafen sich gleich dreizehn Enkelkinder unserer Großeltern Friedrich und Sophie Wegener (bei MedizinstudentInnen und ÄrztInnen müsste jetzt ein kleines Glöckchen läuten …), um alte Erinnerungen aufzufrischen und sich vorrangig miteinander zu amüsieren. Erstaunlich, wie vertraut man sich doch nach Jahrzehnten immer noch sein kann! Eine wunderbare Generalprobe für unser großes Familientreffen mit gleich vier Generationen im Mai, dann aber im emsländischen Meppen, wo ja bekanntlich die Älteste der sieben Wegener-Kinder lebt: mein Mütterlein! Passend dazu erscheint dann auch deren von mir verfasste Biografie „Mutter zieht aus“ in meinem ursprünglich ersten Verlag, dem konkursbuch Verlag Claudia Gehrke.

Foto: privat. Rechts im Bild: Oliver Sechting, ganz rechts: die Nasenspitze des Moderators Max Taubert.

Am 13. Oktober folgte im Berliner Buchladen Eisenherz die Premiere von „Der Zahlendieb„, die Biografie des Sozialpädagogen Oliver Sechting, an der ich als Co-Autorin und Lektorin mitgearbeitet habe. Oliver Sechting, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Zwangserkrankungen, berichtet darin auf bewegende und auch humorvolle Art vom Umgang mit seiner Zangserkrankung. Unbedingt empfehlenswert!

Am 19. Oktober dann wiederum hatte ich nach der Premiere des sehr ergreifenden Theaterstücks „Eva, Adam & ich“ der Frl. Wunder AG, das die Biographien intersexueller Menschen thematisiert, Gelegenheit, im moderierten Nachgespräch mitzudiskutieren – Fazit: In Sachen Intersexualität bleibt noch viel zu tun, in juristischer wie auch gesellschaftlicher Hinsicht. Dank des Engagements vieler Betroffener und Unterstützer*innen aber bewegt sich mittlerweile schon einiges.

Foto: Arndt Rathjen. Leider bin ich nicht in der Lage, das Foto zu drehen …
…und auch dieses bekomme ich nicht in die gewünschte Position. Tut mir Leid! Scharfäugige aber dürfen sich bestätigt sehen: Ja, ich sitze quasi in einem Kamin, einem sehr alten, der sich im Veranstaltungssaal der bremischen Zentralbibliothek befindet. Zu trinken gab es aber Wasser, kein Beck’s. Vor mir saßen schließlich vierzig Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren aus Gröpelingen.

Weiter ging es dann nach Meppen in Niedersachsen, wo ich ja den größten Teil meiner Kindheit und Jugend verbracht habe, vorrangig im Stadtteil Esterfeld. Dort liegt auch die Anne-Frank-Schule, deren 9. Klassen ich am 24. Oktober mit einer Lesung aus „Alles ist echt“ erfreuen durfte. Um anschließend nach Bremen zu reisen und dort in drei Stadtteilbibliotheken (Huchting: Gröpelingen, Osterholz) sowie der Zentralbibliothek zweimal aus „Frieda Fricke – unmöglich!“ und „Alles ist echt“ vorzulesen. Dabei traf ich meinen Cousin Arndt, seines Zeichens Fotograf, so kurz nach dem Cousinentreffen gleich wieder, was er umgehend unter Beweis stellte (siehe oben).

Dazwischen stand auch ein viel zu kurzer Besuch bei der Fotografin Gaby Ahnert auf dem Programm, die seinerzeit u.a. das Cover für „Bronko, meine Frau Mutter und ich“ beisteuerte. Einziger Wermutstropfen in diesen zwei vollgepackten, schönen Tagen in Bremen: Ich hatte ob der frühen Morgentermine keine Gelegenheit, meinem abendlichen Lieblingsgetränk zu frönen, obwohl das doch in Bremen gebraut wird …

Ob zwischen diesen vielen Terminen noch Zeit zum Schreiben blieb? Leider kaum. Außerdem nimmt das Vorbereiten des geplanten neuen Romanes doch sehr viel Zeit in Anspruch, es kann noch ein wenig dauern, bis die ersten Zeilen wirklich auf dem Papier stehen und dann in die Tasten gehauen werden.

Und was kommt?

Grund zur Freude: Die seit einiger Zeit vergriffenen Bücher „Steingesicht“ und „Unter meinen Händen“ (beide Querverlag) werden gerade nachgedruckt und in der zweiten Novemberwoche wieder lieferbar sein. Vorher steht das Sichten der bisher gemachten Notizen für den neuen Roman an, dazu Eintippen, Ordnen, evtl. auch schon das Erstellen eines detaillierten Handlungskonzeptes. Und auch die Online-Workshops bedürfen natürlich weiterhin der Betreuung, was auch während des restlichen Monats der Fall sein wird. Den aber verbringe ich – wie stets im November – hauptsächlich auf Reisen: Am 12. November geht es nach Norden, in mein Geburtsbundesland Schleswig-Holstein. Dort, vom Stützpunkt Ottendorf aus, wo ich wie stets zu diesen Gelegenheiten bei meiner lieben älteren Freundin Margret S. unterkomme, besuche ich dann nacheinander Büchereien und Bibliotheken in Husum (13.), Norderstedt (14.), Neumünster (15.) und Bordesholm (16.), um anlässlich der Kinder- und Jugendbuchwochen auf Einladung der Büchereizentrale aus meinen Kinder- und Jugendbüchern vorzutragen. Weiter geht es dann nach Zürich, um in einem Lesungs- und Workshopmarathon in der Woche vom 20. bis zum 24. an diversen Schulen Schweizer Schüler*innen zu erfreuen. Und danach, zurück  in Berlin, lese ich am 27. im Europäischen Gymnasium Bertha von Suttner in Reinickendorf für den 5. und 6. Jahrgang, am nächsten Tag in der Stadtbibliothek Schöneberg, um am 29. wiederum in der Kreuzberger Lenau-Schule vorzutragen. Am selben Tag reise ich dann weiter nach Kassel, wo ich am 30. die 6. Klassen der Georg-August-Zinn-Europaschule und am 1. Dezember schließlich die Stadtbibliothek mit meinen Vorträgen zu beglücken hoffe. Den 1. Advent werde ich mir dann sicher wohlverdient haben!

Einen gemütlichen November wünscht Karen-Susan Fessel!

Öffentliche Termine im November: Teilnahme an den oben aufgelisteten Schul- und Bibliothekslesungen auf Anfrage möglich.

Onlineworkshops: Der nächste Kreativ-Quickie startet am 6. November – Informationen und Anmeldung auch für die weiteren  Workshops „Mein Buch“ und „Biografisches Schreiben“ sowie Einzelcoaching unter www.karen-susan-fessel.de/seminare

Ausgelesen Katharina Höftmann: Guten Morgen, Tel Aviv – Geschichten aus dem Holy Land / Im Zuge der Vorbereitung meiner Israel-Reise im kommenden Jahr führte ich mir diese relativ kurzweilige, bisweilen aber auch dank des hyperheiteren Tonfalls enervierende Sammlung von Mini-Aufsätzen zum Thema „Leben als Deutsche in Israel“ zu Gemüte. Was ich gelernt habe: Zwanzig- bis Dreißigjährige Israelis sind laut, lustig und eigensinnig. Mal sehen. Ende Februar weiß ich dann hoffentlich mehr. // Henning Mankell: Die italienischen Schuhe / Nach Die schwedischen Gummistiefel musste ich dann jetzt der Vollständigkeit halber doch noch Die italienischen Schuhe lesen. Solide, angenehme Mankell-Lektüre; das Thema des alten Mannes und seiner innerlichen Vorbereitung auf das Sterben zieht sich hier bereits durch. Im Wissen, dass es sich hier auch um eines der Spätwerke des für seine Krimis berühmten schwedischen Autors handelt. berührt das auf besondere Weise. Kein Muss, aber durchaus ein Kann. // Christophe Léon: Väterland / Die Idee ist nicht schlecht: ein junges, von einem schwulen Paar adoptiertes Mädchen lebt in einer Welt, in der Homosexuelle in Ghettos zusammengepfercht und mit Rauten gekennzeichnet werden. Dann gehen die beiden Väter beim Kauf eines Geschenks verloren … Aber die Umsetzung hat mich ernüchtert. Zu gewollt, zu absehbar das ganze Konstrukt, mit derben handwerklichen Fehlern gespickt, ohne durchgehaltene Perspektive ärgert mich dieses hochgelobte Werk leider mehr als dass es mich gepackt hatte. Zudem finde ich die literarische Bezugnahme auf den Holocaust fragwürdig und effekthascherisch. Und das Ende ist auch nicht gelungen … Nein, das hat mich nicht überzeugt.