Welttag des Buches am 23. April 2018

Und was macht eine waschechte Schriftstellerin an diesem bedeutsamen Tage? Das steht hier … in der Märkischen Allgemeinen Zeitung, verfasst und fotografiert von Ralf Stork

Lesung in Schönwalder Schule zum Welttag des Buches
Schönwalde-Glien

Der Welttag des Buches war zwar eigentlich schon am Montag, aber das Warten hat sich gelohnt: Mit Karen-Susan Fessel war Dienstag eine waschechte Schriftstellerin in der Klasse 6a der Grundschule Menschenskinder in Schönwalde zu Gast.

Eine Schriftstellerin, die nicht nur bis jetzt 36 Bücher geschrieben hat, sondern die auch mit Schwung und kindgerechten Humor über ihren besonderen Beruf erzählen kann: Darüber, dass sie Bücher schreiben will, seit sie im Alter von fünf Jahren das Märchen von Rumpelstilzchen gehört hat und es großartig fand, dass man sich einfach so Geschichten ausdenken kann. Darüber, wie man als Autor hofft und bangt, wenn man am Anfang ein fertiges Buch an zehn Verlage schickt und sechs Monate nichts zurück hört. Immer wieder bezieht Fessel die Schüler mit ein.

Eines ihrer Bücher ist in Japan ein Bestseller

„Was braucht man alles, wenn man Schriftstellerin sein möchte“, will sie wissen. Viel Fantasie – sagen die meisten Kinder. Einem Mädchen fällt noch Ausdauer ein. „Dann braucht man noch viel Disziplin und noch mehr Glück“, sagt Fessel. Denn die meisten geschriebenen Bücher werden am Ende nicht veröffentlicht. Die Autorin schreibt abwechselnd Bücher für Kinder und für Erwachsene. Eines ihrer erfolgreichsten heißt „Ein Stern Namens Mama“, in dem ein elfjähriges Mädchen den Tod ihrer Mutter verarbeitet. Das Buch wurde in viele Sprachen übersetzt und in Japan zum Bestseller.

Schon mit fünf wollte sie Schriftstellerin werden

Zum Vorlesen in der Klasse hatte Fessel aus ihrem reichen Fundus aber zwei lustigere Bücher ausgewählt: „Und wenn schon“ handelt von einem Jungen, der aus einer großen, aber armen Familie heißt und mit dem altertümlichen Namen Manfred gestraft ist. Das Buch ist aus der Perspektive Manfreds geschrieben und deshalb gespickt mit umgangssprachlichen Ausdrücken wie Penner, alter Knacker oder ,Leck mich doch’.

Die Schüler amüsieren sich köstlich und erfahren nebenbei, wie so die Verhandlungen zwischen Autorin und Lektorat aussehen können. „Die Lektorin hat nachgezählt. Zehn Mal hatte ich in dem Buch ,Scheiße’ geschrieben. Wenigstens fünf Mal sollte ich das Wort wieder streichen“, erzählt Fessel.

Ein Buch ist komplett in Jugendsprache geschrieben

Dann liest sie noch aus ihrem neuesten Buch „Hip-Hop Hund und Herzgehüpfe“, das im rosa Einband eher als Mädchenbuch daherkommt, aber eigentlich mit den Geschlechter-Klischees spielt. Erzählt wird die Geschichte von den Zwillingen Milla und Mika, die beide unheimlich gerne tanzen. Sie liebt Hip-Hop und er Ballett. Auch das Buch wird begeistert von den Schülern aufgenommen, unter anderem auch deshalb, weil Fessel anders als manch anderer Autor eine hervorragende Vorleserin ist.

Von Ralf Stork

Die Monatsbotin April 2018 // Notizen aus dem vierten Stock

Hier kommt die vierundfünfzigste Ausgabe der Monatsbotin von Karen-Susan Fessel – mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg!

Wem sie gefällt: liebend gern weiterempfehlen! Eine kurze Mail mit dem Hinweis „Monatsbotin gewünscht“ an kontakt@karen-susan-fessel.de – und schon liegt sie Monat für Monat im virtuellen Briefkasten …

Viel Spaß beim Lesen wünscht Karen-Susan Fessel!

Was war?

Ein trotz seiner 31 Tage viel zu kurzer Monat März, der durch wechselhaftes Wetter und abwechslungsreiche Tätigkeiten glänzte. Zunächst stand am 6. März die erste Lesung des Jahres auf dem Programm: die Achtklässler des Rosa-Luxemburg-Gymnasiums in Berlin-Pankow durfte ich in der Janusz-Korczak-Bibliothek mit „Alles ist echt“ und weiteren Werken erfreuen, gute zehn Tage später ging es dann auf die Leipziger Messe, um zwei meiner drei Neuerscheinungen dieses Frühlings zu präsentieren: Zuerst im Duett mit der Illustratorin Heidi Kull unser gemeinsames  Bilderbuch „Nebeltage, Glitzertage – Kindern bipolare Störungen erklären“ (Psychatrie-Verlag, ab 4),

Mutter zieht aus

 

 

 

dann meinen Roman „Mutter zieht aus“ (konkursbuch Verlag Claudia Gehrke). Messelesungen sind ja immer ein Fall für sich – gern nutzen erschöpfte Messebesucher die raren Sitzplätze zum Stullen verzehren und Handynachrichten abrufen -, aber zum Glück waren beide für den Sonntag angesetzt und die hohen Schneeverwehungen des plötzlichen Wintereinbruchs stellten kein Hindernis mehr dar.

Am 21. stellte ich dann in der Stadt- und Landesbibliothek im Bildungsforum Potsdam meine dritteFrieda Fricke - unglaublich! (ab 8, Kinderbuch, Kosmos Verlag 2018)

Frühjahrsneuerscheinung „Frieda Fricke – unglaublich!“ (Kosmos, ab 8) vor.  Gleich vier 4. Klassen lauschten amüsiert, wie Frieda und Mitja es hinkriegen, eine Schubkarre voller Schafskacke zu sammeln, die einem bestimmten, aber sehr guten Zweck dient …

Zwischen diesen Terminen standen natürlich auch die Online-Workshops auf dem Programm – und selbstverständlich die Schreibarbeit am kommenden Roman, dazu einiges an Organisatorischem:  die Akquise von Lesungen zeitigt Wirkung: „Mutter zieht aus“ werde ich in diesem Jahr auf jeden Fall in folgenden Städten präsentieren: 6. April:  Mönchengladbach, 19. April und 17. Mai: Berlin, 29. Mai: Osnabrück, 30. Mai: Mülheim/Ruhr, 20. Juni: Wadern, 21. Juni: Saarbrücken, 1. September: Hamburg, 4. September: Mildstedt, 6. September: Heide, 7. April: Westerland, 13. September: Meppen, 18. Oktober.:Kassel. Weitere Lesungen sind in Vorbereitung! 

Und Pressearbeit stand auch an. Kleine Kostprobe gefällig? Das aktuelle Interview mit dem queeren Bielefelder Stadtmagazin weird – hier zum Nachlesen …

Und was kommt?

Viele Lesungen stehen an, wie immer im April: „Mutter zieht aus“ steht gleich mehrfach auf dem Programm: am 6. April in der Buchhandlung Prolibri in Mönchengladbach, am 19. als Berlin-Premiere im „Goldenen Handwerk“, eine der wenigen noch erhaltenen und von mir heißgeliebten original Berliner Eckkneipe in meiner eigenen Straße – wo Hund Luki übrigens täglich vom freundlichen Wirt mit Leckerlis hereingelockt und verwöhnt wird. Zwischen 12 und 15h werden dort werktags auch die menschlichen Gäste verköstigt, mit üppiger zumeist deutscher Hausmannskost.

Danach sind dann erstmal wieder die Kinder dran – in der Stadtbücherei Falkenhagener Feld, der Grundschule Menschenskinder in Schönwalde-Glien und der Amerika-Gedenkbibliothek. Was übrigens bislang der meiner Wohnung im vierten Stock am nächsten gelegene Leseort war, aber das ist dann passé, denn das Goldene Handwerk liegt näher!

Und danach geht es dann auch wieder in die Akademie Waldschlösschen, um beim Treffen HIV-positiver Frauen zu meiner großen Freude neuerlich einen Schreibworkshop zu leiten.

Und dazwischen werden noch die Onlineworkshops betreut, und natürlich wird  geschrieben – nebenbei an einem internen Projekt, vorrangig aber am neuen Roman, über den ich noch nicht viel erzählen möchte.  Und wer mir jetzt zuerst schreibt, warum ich anfangs über meine in Arbeit befindlichen Bücher noch nicht reden möchte und ab welchem Stadium dann doch, der bekommt ein handsigniertes Exemplar von „Nebeltage, Glitzertage“ zugeschickt …

Einen munteren April wünscht Karen-Susan Fessel!

Öffentliche Termine im April:  6. April, 19h, Mönchengladbach, Buchhandlung Prolibri, Schillerstraße 22 : Lesung aus „Mutter zieht aus“ / 19. April, 20h Berlin-Kreuzberg, Zum Goldenen Handwerk, Obentrautstr. 36: Lesung aus „Mutter zieht aus“

Online Workshops: Die neuen Onlineworkshop „Der Kreativ-Quickie“ und „Biografisches Schreiben“ starten am 3. April und am 3. Mai – Informationen und Anmeldung auch für die weiteren  Workshops sowie Einzelcoaching unter www.karen-susan-fessel.de/seminare

Ausgelesen Lizzie Doron: Who the Fuck is Kafka / Mit diesem Buch hat die spannende israelische Autorin ihre literarische Beschäftigung mit der „zweiten Generation“ der Holocaust-Nachgeborenen abgeschlossen, was ich in der Tat bedauere. Als eine Art Zwiegespräch zwischen ihr und einem arabischen Israeli fungiert dieses Buch zugleich aber auch als faszinierendes Dokument einer bislang vergeblichen Annäherung, die viele erstaunliche Einsichten eröffnet. // Lizzie Doron: Sweet Occupation / Unmittelbar daran schließt dann Dorons neuestes Werk an, mit dem ich allerdings nur wenig anfangen kann. Der ehrgeizige Versuch, den Boden für einen vielleicht auch nur brüchigen Frieden zwischen Juden und Arabern in Israel vorzubereiten, indem die Autorin die Bewegung der Friedenskämpfer porträtiert, wirkt auf mich zusammengestoppelt und hingehetzt und lässt genau jene Eindringlichkeit vermissen, für die ich Doron so schätze. Schade, aber geht sie literarisch eben einen neuen Weg, auf dem zumindest ich ihr nicht folgen möchte. // Amira Hass: Bericht aus Ramallah. Eine israelische Journalistin im Palästinensergebiet / Diese Sammlung von Reportagen aus dem Westjordanland, verfasst von der einzigen dort lebenden israelischen Journalistin, hat mich dann schon eher gepackt. In nüchterner Sprache schildert Hass nahezu wertfrei die großen und kleinen Schikanen, unter denen die Palästinenser zu leiden haben. Die Frage, ob die Bevölkerung Israels und Palästinas jemals in Frieden zusammenleben kann, bleibt nach der Lektüre der vor gut zehn Jahren entstandenen Texte auch weiterhin unbeantwortet. // Hans-Peter Föhrding und Heinz Verfürth: Als die Juden nach Deutschland flohen / Das ist spannende Geschichtslektüre: Dieser locker geschriebene Bericht über ein vergessenes Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte hat mich immer wieder in Erstaunen versetzt. Die beiden  Autoren schildern das Leben in den Lagern für Displaced Persons, in denen sich nach Kriegsende zigtausende heimatlose Juden vorübergehend einrichteten. Teils bis 1957 lebten sie abgeschottet von den deutschen Nachbarn, die ihnen noch kurz zuvor nach dem Leben trachteten, zogen Kinder auf, bereiteten sich auf die Ausreise nach Erez Israel vor, die dann doch oft nicht stattfand. Eine Art Niemandsland für Verfolgte, Vertriebene und Gequälte, bis sie am Ende dann auch von dort vertrieben wurden … // Daniel Schreiber: Nüchtern. Über das Trinken und das Glück / Ein wenig mehr hatte ich mir dennoch erwartet, obwohl Schreiber wirklich ausführlich und fundiert recherchiert hat: Wie Alkoholmissbrauch in unserer Gesellschaft geduldet und gestützt wird, beschreibt er gekonnt und niemals langweilig. Aber wie genau sein persönlicher Alkoholkonsum aussah, welchen Unterschied das Nüchternsein dann wirklich macht und wie genau dessen Qualitäten aussehen, das steht dann irgendwie doch nicht in diesem Buch – und lässt mich vielleicht nicht nüchtern, aber ein bisschen ernüchtert zurück.