Hier kommt die neunzigste Ausgabe der Monatsbotin von Karen-Susan Fessel – mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg!
Wem sie gefällt: liebend gern weiterempfehlen! Eine kurze Mail mit dem Hinweis „Monatsbotin gewünscht“ an kontakt@karen-susan-fessel.de – und schon liegt sie Monat für Monat im virtuellen Briefkasten … Wer lieber Ruhe wünscht, desgleichen!
Viel Spaß beim Lesen wünscht Karen-Susan Fessel!
Was war?
Zwei zum Glück nicht so brütend heiße Monate liegen hinter mir – in denen erstmals seit über acht Monaten wieder Live-Veranstaltungen stattfinden konnten. Vom 3. bis 6. Juni hatte ich das Vergnügen, im Auftrag der Aidshilfe NRW e.V. einen Schreibworkshop für HIV-Positive in der Akademie Biggesee zu leiten, was mir ausnehmend viel Freude bereitete. Zwar hing nach der langen Schließzeit zunächst noch ein leicht muffiger Geruch in den Räumen, aber der verflog rasch während der munteren Workshopzeiten. Die Begeisterung der rund zwanzig Teilnehmer*innen darüber, endlich wieder mit anderen leibhaftig Anwesenden zusammen arbeiten, essen und feiern zu können, war nicht zu übersehen, genau wie vom 24. bis 27. Juni in der Akademie Waldschlösschen, wo ich das Vergnügen hatte, erneut beim beim Treffen HIV-positiver Frauen einen Schreibworkshop anbieten zu können.
Auch bei der ebenfalls dort stattfindenden „Sommerakademie“ in der letzten Juliwoche, bei der ich zum zwölften Mal das Vergnügen hatte, einen diesmal einwöchigen Schreibworkshop anzubieten, herrschte beste Stimmung unter den insgesamt 13 Teilnehmer*innen. So entstand bei allen drei Schreibworkshops eine Vielzahl an bewegenden, spannenden, heiteren und interessanten Texten, auch mehrere Langzeitprojekte wurden weiterbearbeitet.
Dazwischen las ich dann auch das erste mal wieder live in einer Schule, nämlich am 16. Juni im Berliner Herder-Gymnasium für die 7. und 9. Klassen, auf Einladung der Anton-Saefkow-Bibliothek. Wie schön, wieder einmal quicklebendige Schüler*innen vor mir zu sehen, die wiederum nicht an der Lesung selbst, sondern auch am mitreisenden Luki Freude hatten.
Große Freude bereitete mir dann aber auch, dass im Juni und Juli gleich zwei neue Bücher von mir erschienen sind: Mitte Juni kam es endlich heraus, mein Reportageband „Paare mit Paketen – psychische Erkrankungen gemeinsam meistern“ (Psychiatrie-Verlag, mit Fotos von Werner Krüper), an dem ich unter relativ schwierigen Bedingungen
im schwierigen Coronajahr 2020/2021 gearbeitet hatte. Elf sehr unterschiedliche, aber höchst interessante Paare habe ich in dieser Zeit interviewt, fast alle bei ihnen zu Hause, nur mit dreien musste ich notgedrungen online sprechen, was aber ebenfalls wunderbar und problemlos klappte.
Meine Reisen dazu führten mich nach Bargteheide, Hamburg, Halstenbek, Bünde, Bielefeld und Oldenburg; ungewöhnliche Erfahrungen in Zeiten, in denen die Autobahnen und Hotels wie leergefegt waren. Liebend gern hätte ich noch viele weitere Paare interviewt, aber die Kapazitäten waren erschöpft – doch wer weiß, vielleicht gibt es in absehbarer Zukunft ein neues Projekt. Zunächst einmal wünsche ich „Paare mit Paketen“ viel Aufmerksamkeit, die auch dazu dienen möge, das Tabu um psychische Erkrankungen aufzubrechen und Vorurteile abzubauen.
Mein zweites neues Buch erschien dann am 13. Juli, und nun kann ich das Geheimnis endlich lüften: Mein Ghostwriter-Projekt für den Riva-Verlag heißt „Selfmade Woman“ und beschreibt gemeinsam mit Sofia Ghasab ihren turbulenten Lebensweg vom geflüchteten Mädchen bis hin zu einer der bekanntesten Eye-Brow-Künstlerinnen Europas.
Zwar hatte auch ich zuvor noch nie von „Microblading“ gehört – dem Kosmetik-Spezialgebiet, auf dem Sofia Ghasab sich einen hervorragenden Namen gemacht hat -,aber nachdem ich mich mehr über diese junge Influencerin informiert hatte, die auf Instagram ein wahrer Star ist, stürzte ich mich dann mit großem Interesse in die Arbeit am Buch, das ich nicht nur Kosmetik-Interessierten ans Herz legen möchte, sondern allen, die sich dafür interessieren, was junge, an Kosmetik interessierte Frauen, oft mit Migrationshintergrund, heutzutage so bewegt. Und das sind beileibe nicht nur Fragen, die sich um Styling, Mode und Aussehen drehen …
Und was kommt?
Tja, nun geht es los mit der Arbeit an meinem nächsten Jugendbuch für den Berliner Querverlag, das im Frühjahr erscheinen soll. Ein weiteres Jugendbuch für einen anderen Verlag ist ebenfalls in Planung, mehr dazu in der nächsten Monatsbotin. Und ein zweites Ghostwriterprojekt ist auch schon in Arbeit ..
Außerdem stehen in diesem Monat noch gleich drei Lesungen in Berlin und ein Schreibworkshop in Bremen an: Zunächst lese ich am 5. August vor der Bibliothek am Wasserturm in Pankow aus meinem neuesten, im vergangenen Jahr im Berliner Querverlag erschienenen Roman „In die Welt“ – in der Tat ist das sogar die Berlin-Premiere, nachdem im vergangenen Jahr diese wie auch alle weiteren aus dem Buch der Corona-Pandemie ausfallen mussten.
Am 24. August dann lese ich in der Stadtbücherei am Falkenhagener Feld vor Grundschüler*innen, am Tag darauf in der Kreuzberger Lenau-Schule. Und zwei Tage später reise ich auch schon nach Bremen, um dort am 28. und 29. August einen Schreibworkshop für Frauen zu leiten, der von zwei umtriebigen Bremerinnen initiiert wurde und bereits zweimal Corona wegen verschoben werden musste. Ein einziger Platz ist noch frei – wer schnell ist, kann sich noch unter helgaviets@web.de dafür anmelden.
Und wer ebenfalls schnell ist, schreibt nun eine Mail an kontakt@karen-susan-fessel.de mit dem Stichwort „Selfmadewoman“ und unter Angabe der Postadresse – unter allen Einsendenden verlose ich fünf von mir signierte Exemplare von „Selfmade Woman“!
Einen entspannten August wünscht Karen-Susan Fessel
Online Workshops: Die nächsten Kreativ-Quickies starten am 2. September und 4. Oktober; Informationen und Anmeldung auch für die neuen Onlineworkshops „Mein Buch“ und „Biografisches Schreiben“ und das Einzelcoaching unter www.karen-susan-fessel.de/seminare
Ausgelesen: Lina Bengtsdotter: Mohnblumentod. Penguin, München 2021 / Auch der dritte Band um die eigenwillige Ermittlerin Charlie Lager ist wieder spannend und temporeich geraten: Mitten in der schwedischen Idylle wird ein Baby aus einem Kinderwagen entführt, den die Mutter vor dem Haus abgestellt hat. Ein Alptraum – der sich immer weiter fortsetzt, denn trotz groß angelegter Suche und exzessiven Pressemeldungen verlieren sich alle Spuren im mittelschwedischen Wald- und Seengebiet. Dann aber erhält Charlie einen bahnbrechenden Hinweis, der auf ihre eigene Familiengeschichte verweist … Eigentlich kann ich ja Krimis nicht leiden, bei denen am Ende (gern vor allem hochrangige) Polizei selbst in den Fall involviert sind. Aber Bengtsdotter umgeht diesen Spannungskiller so geschickt, dass ich diesen rasanten Kriminalroman bis zum Ende mit Genuss gelesen habe und mich auf den nächsten freue. // Jørn Lier Horst: Wisting und der See des Vergessens. Piper, München 2021 // Das ist auch bei Horsts neuerlichem Krimi um den kurz vor der Pensionierung stehenden Kommissar Wisting der Fall, der sich gerade in den wohlverdienten Urlaub begeben hat, als er einen seltsamen Brief erhält. War der Mord an der 17-jährigen Tone wirklich ein Einzelfall und aufgeklärt? In seinem neuen Roman erweist sich Horst wieder als der kongeniale Autor, der sich in den ersten Bänden um den wortkargen Ermittler Wisting ein veritables Publikum erschrieben und dann in den letzten Büchern deutlich nachgelassen hat. // Johanna Mo: Nachttod. München, Heyne 2021 / Dass der Auftaktroman der Serie der spätberufenen ehemaligen schwedischen Redakteurin Johanna Mo genau wie die von Lina Bengtsdotter einen derart simplen Titel trägt, dafür kann die Autorin nichts – wohl aber dafür, dass „Nachttod“ doch eine sehr lange Weile braucht, um in Schwung zu kommen. Dann aber gerät das umfangreiche Werk um die Polizistin Hanna Duncker, die nach Jahren der Abwesenheit zurück nach Öland gekehrt ist, doch noch zu einem soliden Schwedenkrimi mit passabler Geschichte, die jedoch ein paar sachliche Mängel aufweist (ein Tötungsdelikt wird von Anfang an Mord genannt, die Beerdigung des Opfers findet einfach nicht statt), und einigen interessanten Wendungen. Ein Jugendlicher wird inmitten dem Naturschutzgebiet Alvar tot aufgefunden. Sind seine drei Schulkameraden in die Sache verwickelt? // Tina Frennstedt: Cold Case – Das verschwundene Mädchen. Bastei Lübbe, Köln 2020 / Tina Frennstedts Erstling hingegen ist weitaus raffinierter konstruiert als der zweite nachfolgende Band. Vor Jahren ist die 19-jährige Annika verschwunden, nun zeichnet sich eine neue Spur ab, ausgerechnet in Zusammenhang mit mehreren neuen Morden und Vergewaltigungen im Raum Malmö. Dabei hat die taffe Kommissarin doch noch allerhand mit der Trennung von ihrer Lebensgefährtin zu tun … Wie es Frennstedt gelingt, beide Handlungsstränge mühelos zusammenzuführen, das allein macht ihren ersten Krimi schon lesenswert. Ich hoffe nur, dass sie diese Qualität dann in Nr. 3 wieder aufnehmen kann!