Hier kommt die vierzigste Ausgabe der Monatsbotin von Karen-Susan Fessel – mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg!
Wem sie gefällt: liebend gern weiterempfehlen: Eine kurze Mail mit dem Hinweis „Monatsbotin gewünscht“ an kontakt@karen-susan-fessel.de – und schon liegt sie Monat für Monat im virtuellen Briefkasten …
Viel Spaß beim Lesen wünscht Karen-Susan Fessel!
Was war?
Erstmal ein wenig eleganter Start ins neue Jahr: Pünktlich am ersten Morgen des neuen Jahres erwachte ich mit Schnupfen, Husten und Heiserkeit, wozu sich im Laufe des Tages noch weitere Symptome dazugesellten. Mit einer handfesten Erkältung im Gepäck brachte ich also meine liebe Mutter nach den gemeinsam in Berlin verbrachten Feiertagen zurück ins heimatliche Emsland, um mich dort im Hotel meiner Wahl drei Tage gesundzuschlafen. Jedenfalls einigermaßen, sodass ich die Rückreise in die Hauptstadt wieder antreten konnte. Dort nämlich stand zunächst die Renovierung der Küche an, die sodann von Vermieterseite mit einem komplett neuen Fußboden bedacht wurde. Jetzt schreite ich also über gepflegtes helles Linoleum in mein an die Küche angrenzendes Büro und kann dabei immer einen Blick auf dieses neu erstandene Gemälde des schwedischen Malers Carl Gunne werfen:
So, nun kann aber niemand mehr sagen, dass ich keine privaten Dinge in diesem Blog mitteilen würde …
Die dritte Woche des Monats verbrachte ich dann mit allerlei kleineren Lektoratstätigkeiten, um am 22. Januar wieder einmal auf Einladung des Volksschulamtes des Kantons Zürich für eine Woche in die Schweiz zu reisen. Diesmal gab es jedoch – nach fünfzehn vorangehenden Reisen, in denen ich jeweils 14 Lesungen abhielt – eine höchst interessante Neuerung: Neben zehn Schullesungen leitete ich auch zwei je vierstündige Schreibworkshops, einen davon für Achtklässler der Sekundarschule Dübendorf, den anderen für 15- bis 18-jährige des Oberstufenzentrums Lengg, das von SchülerInnen besucht wird, die aufgrund verschiedener traumatischer Erlebnisse oder Krankheitserfahrungen nicht (mehr) in einer regulären Schule beschulbar sind. Das war bewegend und spannend, zudem aber auch – trotz der kurzen Dauer – sehr produktiv. Zahlreiche kürzere Texte zu zum Teil sehr schwierigen Themen entstanden dabei, aber auch der Spaß kam bei beiden Workshops nicht zu kurz.
Besonders in Erinnerung bleiben wird mir auch die zehnte und letzte Lesung in dieser Woche an der Heilpädagogischen Schule in Humlikon, wo ich das Vergnügen hatte, vor gut zwei Dutzend Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 17 Jahren mit geistiger und/oder mehrfacher Behinderung, umfassender Lernbehinderung oder Entwicklungsverzögerung aus „Ein Stern namens Mama“, „Und wenn schon“ und „Achtung, Mädchen gesucht!“ vorzulesen. Eine rundum gelungene Lese- und Workshopreise, die mir bei aller Anstrengung wieder einmal viel Freude bereitet hat.
Erholen konnte ich mich davon bei einem spontanen zweitägigen Kurzurlaub mit Schlitten, Kind, Hund und der Liebsten im von mir noch nie zuvor bereisten tief verschneiten sächsischen Erzgebirge: Bad Gottleuba, die Festung Königstein, Bad Schandau, das fein renovierte Pirna und die weltberühmte Bastei mit Blick auf das Elbsandsteingebirge und die Elbe waren die Stationen unserer kleinen, feinen Reise.
Und was kommt?
Zunächst warten noch weitere Lektoratsarbeiten auf die Inangriffnahme, dann aber geht es an die literarische Arbeit: Der neue Roman und die Planung für die nächsten ein, zwei Jahre stehen an. Dazu werde ich mich jedoch aus meiner gewohnten Umgebung zurückziehen und zehn Tage abtauchen. Was dabei herausgekommen ist, erzähle ich dann in der nächsten Monatsbotin …
Einen knackig kalten und dabei höchst gemütlichen Februar wünscht Karen-Susan Fessel!
Öffentliche Termine im Februar: Leider keine öffentlichen Termine in diesem Monat!
Onlineworkshops: Die neuen Kreativ-Quickies starten am 6. Februar und am 6. März – Informationen und Anmeldung auch für die weiteren Workshops „Mein Buch“ und „Biografisches Schreiben“ sowie Einzelcoaching unter www.karen-susan-fessel.de/seminare
Ausgelesen: Yeonmi Park: Meine Flucht aus Nordkorea / Über kaum ein Land wusste ich weniger als über Nordkorea, und so geht es mir sicherlich nicht allein. Dieses sehr gut erzählte Buch über Leben und Flucht der Mittzwanzigerin hat mich einerseits aufgeklärt, andererseits in atemloser Spannung gehalten. Sehr zu empfehlen! // Joachim Meyerhoff: Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war / Seit gut zwei Jahren steht es in meinem Regal, endlich hab ich es gelesen, und das hat sich gelohnt: Meyerhoffs höchst vergnügliche, kurzweilige und fantasievolle Schilderung seiner Kindheit und Jugend auf dem Gelände einer Nervenheilanstalt macht Lust auf mehr … // Joachim Meyerhoff: Alle Toten fliegen hoch. Amerika / … und so las ich gleich im Anschluss den ersten Band der auf sechs Werke angelegten autobiographisch geprägten Reihe um den turbulenten Werdegang des angehenden Schauspieler und Autoren. Dieser hier erzählt den einjährigen Amerikaaufenthalt des Verfassers, wirkt deutlich schwächer als der zweite Band, glänzt aber in den Passagen, die sich mit Tieren und Trauer befassen. Wie Meyerhoff vom Besuch in einer chinesischen Metzgerei erzählt, wird mir – leider – noch lange haften bleiben. // Marjaleena Lembcke: Wir bleiben nicht lange / Die deutsch-finnische Autorin ist mir als wunderbare Kinder- und und Jugendbuchautorin schon bekannt. Als Belletristin aber finde ich sie mindestens genauso gut: Die Geschichte um die beiden Schwestern, von denen die jüngere an Krebs sterben wird und die Ältere versucht, sie in ihren letzten Wochen im Krankenhaus dabei zu begleiten, erhellt manch düsteren Gedanken, lässt aber anderes im Dunkeln, darunter auch die verworrene und traurige Familiengeschichte und die Details, die sich um den Suizid der Mutter der beiden ranken. Das ist gekonnt erzählt und ungemein berührend. // Lizzie Doron: Der Anfang von etwas Schönem / Und zugleich das letzte von jetzt insgesamt fünf Werken, die ich von dieser wunderbaren israelischen Autorin gelesen habe. Aus drei Perspektiven berichtet Doron vom scheinbar halt- und ruhelosen Leben der israelischen Nachkommen der Holocaustgeneration; dabei nimmt das Buch an einer Stelle eine derart überraschende Wendung, dass ich verdutzt aufgeschrien habe – in 47 Jahren als Leserin ist mir das noch nie zuvor passiert! // Anouk Markovits: Ich bin verboten / Dieses feinsinnig und ungemein spannend geschriebene Buch erzählt hingegen die Lebensgeschichte zweier jüdischen Holocaust-Nachkommen in den USA, umspannt insgesamt sieben Jahrzehnte und die Lebenswege von vier Generationen in Siebenbürgen, Paris und Williamsburg in Brooklyn. Mila und Atara wachsen als chassidische Jüdinnen in der streng orthodoxen Satmarer-Gemeinde auf; und während Atara sich aus dem strengen Regelkorsett befreit und damit auch all ihre sozialen und familiären Bindungen hinter sich lassen muss, versucht Mila, die Gebote um jeden Preis zu befolgen. Ihr unerfüllter Kinderwunsch aber kommt ihr dabei in die Quere … Wie religiöse Regeln und Gesetze ganze Generationen ins Unglück stürzen können, erzählt Markovits, die selbst im Alter von 19 Jahren ihre chassidische Familie verlassen hat, um einer arrangierten Heirat zu entgehen, mit großer Kraft und großem Mut.