Hier kommt die zweiundsechzigste Ausgabe der Monatsbotin von Karen-Susan Fessel – mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg!
Wem sie gefällt: liebend gern weiterempfehlen! Eine kurze Mail mit dem Hinweis „Monatsbotin gewünscht“ an kontakt@karen-susan-fessel.de – und schon liegt sie Monat für Monat im virtuellen Briefkasten …
Viel Spaß beim Lesen wünscht Karen-Susan Fessel!
Was war?
Ein mäßig geruhsamer, aber schöner Dezember liegt hinter mir, in dem ich mich erstmal ein wenig von den extrem arbeits- und reiseintensiven Wochen davor erholen musste. Da machte dann die einzige Lesung des Monats besondere Freude: Drei dritte Klassen einer Tempelhofer Grundschule lauschte am 12. Dezember in der Bezirkszentralbibliothek Tempelhof-Schöneberg den Abenteuern Frieda Frickes und erfreuten mich danach mit einer Reihe von lustigen Fragen – und Aussagen. Die Krönung dabei: ein niedlicher Achtjähriger, mit dem ich folgendes Gespräch beim Signieren seiner Autogrammkarte führte: „Wie heißt du denn?“
„Ammar!“
„Mit zwei M, ja?“
„Ja.“
„Ammar, das ist doch ein arabischer Name, oder?“
„Ja!“
„Der hat doch sicher eine Bedeutung. Weißt du vielleicht, was dein Name bedeutet?“
„Ja.“
„Und was?“
„Bauarbeiter.“
Ich habe später nachgesehen: Ammar bedeutet so etwas wie „langes, glückliches, wohlhabendes Leben“. Das kann man ja auch in der Tat als Bauarbeiter haben …
Den restlichen Monat über widmete ich mich meinem in Arbeit befindlichen Roman; noch liege ich im Zeitplan zurück, aber …
Und was kommt?
… das kann sich in diesem Monat durchaus ändern. Den Januar werde ich nämlich hauptsächlich zum Schreiben nutzen, abgesehen, von der vierten Kalenderwoche, die ich wieder einmal in der Schweiz verbringen werde, um im Kanton Zürich diverse Schulen mit Schreibwerkstätten und Lesungen zu besuchen. Schüler*innen der Klassen 7 bis 9 sind eingeplant, mein besonderes Steckenpferd. Obwohl es natürlich immer einen Unterschied macht, wenn die Jugendlichen sich freiwillig für eine Schreibwerkstatt anmelden oder als ganze Klasse „zwangsverpflichtet“ werden. Das aber weckt dann wiederum meinen besonderen Ehrgeiz; wenn es gelingt, die sich sträubenden Jugendlichen dann doch mehr oder minder zu begeistern, ist eventuell ein kleiner Keim gesät.
In den zurückliegenden Jahren habe ich immer wieder erlebt, dass gerade diejenigen, die vorher nicht das geringste Interesse an Sprache und Schreiben zeigten, dann am Ende sichtlich stolz waren, einen eigenen, unverwechselbaren Text vorweisen und im Idealfall auch präsentieren zu können. Mal sehen, was sich diesmal entwickelt!
Einen guten Jahreseinstieg wünscht Karen-Susan Fessel!
Online Workshops: Der nächste Kreativ-Quickie und die neuen Onlineworkshops „Mein Buch“ und „Biografisches Schreiben“ starten am 7. Januar; Informationen und Anmeldung auch für das Einzelcoaching unter www.karen-susan-fessel.de/seminare
Ausgelesen: Eva Schloss: Evas Geschichte: Anne Franks Stiefschwester und Überlebende von Auschwitz erzählt / Ein bisschen geschummelt ist es ja schon, aber Klappern gehört zum Handwerk: Zwar ist Eva Schloss durch die Heirat ihrer Mutter mit Anne Franks Vater tatsächlich zu Anne Franks Stiefschwester geworden, aber eben erst lange nach deren Tod. Das tut dem glänzend geschriebenen Erfahrungsbericht aber keinen Abbruch – die Besonderheit liegt hierin nämlich für mich in der detaillierten Beschreibung der ersten Tage und Wochen nach der Befreiung von Ausschwitz und der Irrfahrt durch halb Europa, bis Eva Schloss und ihre ebenfalls überlebende Mutter – Vater und Bruder starben auf einem der grausamen Todesmärsche – endlich wieder ihre Heimatstadt Amsterdam erreichten. Damit beleuchtet Schloss eine bislang wenig geschilderte Phase zwischen Holocaust und Nachkriegszeit, die leider für allzuviele Menschen immer noch den Tod mit sich brachte. Sehr empfehlenswert! // Barbara Bišický-Ehrlich: Sag‘, dass es dir gut geht! Eine jüdische Familienchronik / Und auch bei diesem Werk gibt es ein sehr interessantes Alleinstellungsmerkmal: Bišický-Ehrlich, deutsche Jüdin aus Frankfurt am Main, erzählt spannend und klar, wenn auch ein wenig holprig konzipiert, von ihren tschechischen Vorfahren. Dreiviertel der jüdischen Familie wurden im Holocaust umgebracht, alle Großeltern aber überlebten die Lager; eine Seltenheit sondergleichen. Einmalig auch der Familienzusammenhalt, aber auch die Offenheit, mit der die Autorin von ihren eigenen Schwächen und Ängsten berichtet.