Die Monatsbotin Juli 2020 / Notizen aus dem vierten Stock

Hier kommt die neunundsiebzigste Ausgabe der Monatsbotin von Karen-Susan Fessel – mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg!

Wem sie gefällt: liebend gern weiterempfehlen! Eine kurze Mail mit dem Hinweis „Monatsbotin gewünscht“ an kontakt@karen-susan-fessel.de – und schon liegt sie Monat für Monat im virtuellen Briefkasten … Wer lieber Ruhe wünscht, desgleichen!

Viel Spaß beim Lesen wünscht Karen-Susan Fessel!

Was war?

Wie üblich im Juli gerät auch diese Monatsbotin etwas kürzer als sonst, der Sommerpause geschuldet, die sich einfach mal so in die noch andauernde Coronaphase geschmuggelt hat. Wenn ich in meinen Kalender für den Monat Juni sehe, entdecke ich keinen einzigen öffentlichen Termin, dafür aber einen höchst erfreulichen offiziellen: meinen Antrittsbesuch in der Berliner Johanna-Eck-Schule, die ihre künftige Schulbibliothek – tatamm! – nach mir benennen möchte, was mich natürlich überaus freut.

Der kommissarische Schulleiter Engin Çatık und der umtriebige Verwaltungsleiter Axel Jürs führten mich über das weitläufige Gelände der bisherigen Sekundarschule im Bezirk Tempelhof-Schöneberg, die demnächst zu einer Gemeinschaftsschule mit gymnasialer Oberstufe umgebaut wird und die dann als eine der wenigen deutschen Schulen überhaupt mit einer Bibliothek aufwarten kann, die nicht nach einer verstorbenen Persönlichkeit, sondern einer putzmunteren Schriftstellerin benannt ist. Damit einher geht eine ebenso muntere Partnerschaft, deren einzelne Facetten wir noch gemeinsam aushecken werden. Denn als Namenspatronin werde ich in der Schule auch gelegentlich höchstpersönlich zugegen sein und die Schülerschaft mit diversen Lesungen und anderen Aktivitäten hoffentlich erfreuen und begeistern können. Wer sich schon mal vorab informieren möchte, dem sei auch das Corona-Tagebuch der Schule empfohlen, das regelmäßig als Blog im Berliner Tagesspiegel erscheint und mit dem die Schule auch an der Mitmachaktion (Corona-Archiv) des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten teilnehmen wird.

Natürlich war ich zudem auch weiterhin mit den laufenden Online-Workshops und einigen kleineren Lektoraten beschäftigt, außerdem bildete ich mich weiter in Sachen Podcasts und Hörbücher. Die Umsetzung letzterer ist allerdings mangels technischen Equipments erstmal wieder in weitere Ferne gerückt, aber dennoch geht es langsam voran. Wenn ich nachher diese aktuelle Monatsbotin eingesprochen habe, ist hoffentlich schon eine bessere Klangqualität zu bewundern. Das frisch eingespielte Intro ist mir leider abgestürzt, aber ich gebe nicht auf ….

Und was kommt?

Zwei neue Jugendbuchideen sind aufgekeimt und müssen noch genauer skizziert werden, und das nächste Bilderbuch liegt auch noch auf Halde und will überarbeitet werden. Das werde ich in diesem Monat in Angriff nehmen, aber dazwischen muss ich auch noch viel schwimmen gehen, Fahrrad fahren (was mit meiner fast gänzlich genesenen linken Hand endlich wieder geht!) und meine Mutter besuchen, und außerdem wartet noch ein spezielles Schulbuchprojekt auf mich, dem ich mich in den Sommermonaten widmen werde.

Und: Vom 26. bis 30. Juli findet nun tatsächlich die Sommerakademie in der Akademie Waldschlösschen statt, bei der ich zum elften Male einen Schreibworkshop leiten werde – unter sicherlich sehr veränderten Bedingungen und mit einem ausgeklügelten Hygienekonzept. Ich bin gespannt und freue mich!

Einen nicht knochentrockenen, sondern feuchtfröhlichen Juli wünscht Karen-Susan Fessel!

Online Workshops: Der nächste Kreativ-Quickie startet am 3. August; Informationen und Anmeldung auch für die neuen Onlineworkshops „Mein Buch“ und „Biografisches Schreiben“ und das Einzelcoaching unter www.karen-susan-fessel.de/seminare

Ausgelesen Jorn Lier Horst: Wisting und der fensterlose Raum. München, Piper (2020) / Nach dem spannenden ersten Band musste ich mich ein bisschen mühselig in den zweiten Roman um den norwegischen Kommissar William Wisting einlesen, und das zuerst etwas dröge erscheinende Szenario um einen toten Politiker und einen Geldfund in dessen Ferienhütte machte es nicht besser. Aber tatsächlich stieg die Spannung Seite um Seite, und als schließlich Wistings Journalistentochter Line ins Spiel kam, war ich dann auch wieder recht gefesselt. Besser die Spannungskurve auf- als abgebaut, lautet hier das Motto, aber so richtig überzeugt bin ich nicht, ob Horst sich nicht doch ein wenig länger Zeit hätte lassen sollen für dieses Buch … // Tobias Teismann: Grübeln. Wie Denkschleifen entstehen und wie man sie löst. Köln, balance 2016 / Ein schmales Werk für alle, die ewig vor sich hin grübeln und nicht so recht wissen, wie sie sich daraus befreien können – Psychotherapeut Teismann zeigt ziemlich sachlich und manchmal ein wenig sehr bemüht, aber doch zweckdienlich und gut lesbar auf, wie man (nicht nur nächtlich auftauchenden) Denkschleifen ein Schnippchen schlagen kann. Hundertprozentig hat es bei mir noch nicht gewirkt, aber immerhin ein bisschen; das ist doch schon mal was! // Else Lasker-Schüler: Sämtliche Gedichte. Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, Berlin 1998 / Diese nicht immer leicht verständlichen Gedichte können einen dann natürlich prompt wieder ins Grübeln bringen, aber vielleicht auch in positiver Hinsicht. Auf jeden Fall ist im dichterischen Gesamtwerk der aus Nazideutschland vertriebenen und in Israel nicht glücklich gewordenen gebürtigen Wuppertalerin so manch ein kleiner Lyrik-Schatz zu entdecken, auch wenn ich vieles darin nur mit verwundertem Kopfschütteln quittieren konnte. Zum krönenden Abschluss hier noch mein Lieblingszitat der Autorin: Ich sah mich doch am Fenster sitzend dichten. Ich sah sehr angegriffen aus. Mein zweites Ich hockt viel zu viel zu Haus. Also raus an die frische Luft und nicht allzu viel grübeln!