Theas Welt fehlt ein Fixpunkt, ein ruhender Pol. Kindheit, Jugend, die ersten Erwachsenenjahre sind für die Einzelgängerin ein ständiges Suchen, Loslassen, Weiterziehen – sich bloß nicht zu lange auf eine Person einlassen, keine Bindungen eingehen. Plötzlich wirft die Begegnung mit der faszinierenden Reisefotografin Suzannah Thea aus der Bahn: Suzannah fordert nichts, läßt Thea Zeit und Raum, denn Suzannah weiß: Theas unstetes Leben wird sie immer wieder zu ihr zurückführen. Suzannahs Anziehungskraft bietet die Sicherheit und Geborgenheit, vor der Thea all die Jahre geflohen ist. Nach langem Wiederstreben läßt sie sich darauf ein. Und mit der Zeit erkennt sie, daß Suzannah ein Teil ihrer Welt geworden ist. Doch auch Suzannah ist eines Tages fort, und dieser plötzliche Verlust kündigt ein neues Kapitel in Theas Leben an, ein Kapitel, in dem sie sich an dem festhält, was ihr von dieser einzigartigen Liebe geblieben ist: Gedanken, Erinnerungen und die vielen Bildern von ihr, von Suzannah. Thea verläßt Berlin und geht nach Paris, Suzannahs Heimatstadt. Hier, fern von den Freunden, ihrem schwulen Onkel Paul und all den Vergnügen, denen sie sich jahrelang hingegeben hat, ordnet Thea ihr Leben neu. Und hier entsteht ein Buch, dieses Buch. Karen-Susan Fessel gräbt tief, in aufwühlenden Bildern fordert sie Gefühle ans Tageslicht, sondiert die Verlustängste, Freuden, Wünsche, Hoffnungen ihrer Figuren mit einer Kraft und Intensität, die diese Geschichte einer großen Liebe einzigartig erscheinen lassen.
Gebundene Originalausgabe, Querverlag 1996, 354 Seiten, 12 €
Ich habe dieses Buch in gestern in einem Tauschregal entdeckt.Merkwürdigerweise ist es bei seinem Erscheinen an mir vorbeigedriftet, obwohl ich seit 78 alle Lesbenromane mit Freundinnen untereinander verliehen und besprochen hatte.
Jetzt, mit 67 finde ich es immer noch sehr aktuell und von einer tiefen Sensibilität und Ausdruckskraft seelischer Einblicke.
Es begleitet mich an diesem Wochenende auf sehr spannende und erfüllte Weise.
Begeisterte Grüße aus Bremen