Hier kommt die dreiundvierzigste Ausgabe der Monatsbotin von Karen-Susan Fessel – mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg!
Wem sie gefällt: liebend gern weiterempfehlen: Eine kurze Mail mit dem Hinweis „Monatsbotin gewünscht“ an kontakt@karen-susan-fessel.de – und schon liegt sie Monat für Monat im virtuellen Briefkasten …
Viel Spaß beim Lesen wünscht Karen-Susan Fessel!
Was war?
Ein reichlich aktiver Monat April: Von 30 Tagen war ich die ersten elf in Berlin, um mich den Vorbereitungen für mein nächstes Kinderbuch zu widmen, danach dann den Rest den Monats auf Reisen – allerdings, muss ich gestehen, davon eine Woche zu meinem privaten Vergnügen. Nach einer kurzen Visite in Meppen bei Muttern ging es weiter nach Schleswig-Holstein, wo unsere alterprobte Reisegruppe, bestehend aus zwei Frauen, zwei Männern, einem Knaben und einem Hund, diverse Ausflüge unternahm, so zum Beispiel in die kleinste Stadt Deutschlands, Arnis, oder auch ans Wattenmeer auf die Halbinsel Nordstrand, wo ich Gelegenheit hatte, das widerlichste Fischbrötchen meines Lebens zu verzehren. Noch heute ist mir, als würde diese trockene, fade, eiskalte Bulette mir den Hals verstopfen …
Kaum zurück in Berlin, ging es am 19. auf nach Wernigerode, dem Auftakt meiner einwöchigen Lesereise quer durch Deutschland. Genauer gesagt, handelte es sich um eine Rundreise, mit der ich durchaus in Konkurrenz zu den vornehmlich von chinesischen Touristen unternommenen Schnelltrips „Europa in sieben Tagen“ treten könnte. Gleich durch zehn Bundesländer führte diese wirklich wunderschöne Bilderbuchreise, bei der sich Deutschland wirklich von der besten, frühlingshaften Seite präsentierte. Durch Brandenburg fuhr ich zunächst nach Sachsen-Anhalt in den Harz, um am 20. April in Wernigerode auf Einladung von Paul Jüttners Buchhandlung in der altehrwürdigen Remise des Kulturvereins vor ca. 70 Drittklässlern aus „Frieda Fricke – unmöglich!“ vorzutragen. Weiter ging es durchs blühende Eichsfeld in die idyllischen Weinberge rund ums hessische Groß-Umstadt und Groß Zimmern. Die dortige Buchhandlung Lesezeichen hatte gleich 200 Viertklässler in die Turnhalle der örtlichen Schule geladen, und auch hier war – wie schon in Wernigerode – mein kleiner vierbeiniger Reisebegleiter Luki neben Frieda Fricke der unumstrittene Star. Er ließ sich auch von hunderten Kinderhänden geduldig streichen, lehnte aber ein Bad hinterher absolut eindeutig ab.
Von Hessen aus reiste ich dann durch das liebliche Neckartal weiter nach Stuttgart, um dort am 22. nachmittags im Kosmos-Shop vor sehr überschaubarem Publikum vorzutragen. Dafür aber gab es im Anschluss einen wunderbaren Beitrag in Leseträumchens Blog inklusive mehrerer ganz wunderbarer Fotos:
Tja, Luki ist einfach höchst fotogen!
Und kam dann mit nach Wadern im schönen Saarland, wo ich zuerst einen Wandertag einlegte, den ich nutzte, um auf den Berg Litermont zu steigen und mir von oben das imposante Weltkulturerbe, die Völklinger Hütte, anzusehen. Am 24. dann warteten im Waderner Lichtspielhaus gut 160 Viertklässler auf „Frieda Fricke – unmöglich!“, eingeladen von der Bücherhütte Wadern, die sich sehr versiert mit interessanten Events zeigt: Auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse erhielt die umtriebige Inhaberin Beatrice Schmitt dafür dann auch den silbernen Buch-Markt-Award. Herzlichen Glückwunsch!
Diese wunderbare Lesereise endete dann am folgenden Tag im schleswig-holsteinischen Geesthacht, hier auch wieder in besonderer Kulisse: Die einladende Buchhandlung Lilienhof hatte gut hundert Kinder in die Salvatorius-Kirche geladen, wo deren Pastor höchst persönlich die Einführung hielt. Ein perfekter Abschluss der Lese-Reise zum Welttag des Buches! Die Lesungen selbst dabei wurden übrigens vom Sortimenter-Ausschuss im Börsenverein gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen (avj) verlost und vom Kosmos-Verlag finanziert. Eine tolle Aktion, wie nicht nur die Kinder und die BuchhändlerInnen finden, sondern auch ich!
Nach einem kurzen Zwischenstopp in Berlin las ich dann am 26. April wieder einmal in der Grundschule Menschenskinder in Schönwalde-Glien aus „Und wenn schon!“ und „Hip-Hop, Hund und Herzgehüpfe“, um zwei Tage später nach Rheinsberg zu fahren. Dort war eine Gruppe ältererer Sehbehinderter und Blinder aus Rathenow und Umgebung zu Gast, die viel Spaß an meiner Lesung aus „Bronko, meine Frau Mutter und ich“ hatte. Beschwingt ging es zurück nach Berlin, um am folgenden Morgen das Flugzeug nach Zürich zu besteigen. Das lesbisch-schwule Filmfestival Pink Apple hatte mich eingeladen, am 30. April aus „Bilder von ihr“ zu lesen und den spannenden Fragen der Rundfundmoderatorin Helen Hürlimann sowie des Publikums zu antworten. Am nächsten Tag dann saß ich erneut auf dem Podium, diesmal im Rahmen einer Diskussion zum Thema „Coming Out“, um, moderiert von Natalie Gehler, Rede und Antwort zu stehen. Die Atmosphäre war ungemein entspannt und freundlich, und so flog ich dann gestern Abend höchst zufrieden, aber auch erschöpft von diesem 19tägigen Lese- und Veranstaltungsmarathon zurück nach Berlin.
Und was kommt?
Vor allem Schreibarbeit: Schließlich will „Frieda Fricke 2“ mit dem Arbeitstitel „Frieda Fricke – unglaublich!“ im Juli abgegeben werden, damit es im kommenden Frühjahr erscheinen kann. Ich freue mich sehr darauf – auf die Arbeit daran und das Buch selbst!
Einige Veranstaltungen wird es in diesem Monat auch geben: am 10. Mai habe ich das Vergnügen, in der Falkenhagener Stadtteilbibliothek aus meinen Werken vorzutragen, eine Woche später bin ich in der Jury zum Berliner Landesentscheid des Vorlesewettbewerbes der 6. Klassen zu Gast und am Tag darauf lese ich erstmals in Greifswald, im Rahmen der Aktionswochen gegen Homophobie, Inter*phobie und Trans*phobie. Also, es geht munter weiter!
Einen wonnigen Mai wünscht Karen-Susan Fessel
Öffentliche Termine im April: Leider keine öffentlichen Veranstaltungen in diesem Monat!
Onlineworkshops: Die nächsten Kreativ-Quickies starten am 5. Mai und am 2. Juni – Informationen und Anmeldung auch für die weiteren Workshops „Mein Buch“ und „Biografisches Schreiben“ sowie Einzelcoaching unter www.karen-susan-fessel.de/seminare
Ausgelesen: Kristian Gidlund: Nach mir das Leben / Gidlund, hoffnungsvoller schwedischer Musiker und Autor, erkrankte in seinen Zwanzigern an Magenkrebs und erlag diesem nach langem Kampf und mehreren Rückfällen. Sein schriftliches Vermächtnis hat ganz Schweden bewegt, mich nicht ganz so sehr – aber lesenswert ist Gidlunds temperamentvolle Gedankenspielerei dennoch unbedingt. // Werner Schneyder: Krebs. Eine Nacherzählung. / Sehr mitgefühlt habe ich hingegen bei Schneyders Schilderung des Krebstodes seiner ersten Frau, wenngleich mir der Autor (und Kabarettist) selbst an vielerlei Stellen nicht gerade sympathisch daherkam. Aber genau deswegen hat mich die Lektüre auch so beeindruckt. Sicherlich auch eine Altersfrage, denn altersmäßig bin ich näher an Schneyder als an Gidlund; jüngeren LeserInnen sagt vermutlich wiederum Gidlund viel mehr. Eine Gegensatzlektüre, gern zur Nachprüfung zu empfehlen! // Donald Matt Haig: Ziemlich gute Gründe, um am Leben zu bleiben / Dieses Werk hingegen konnte ich unmöglich zu Ende lesen. Das vielgelobte Werk über Depression hat mich komplett angeödet, leider, und das trotz oder vielleicht gerade wegen der betont unterhaltsamen Schreibweise. Der Ich-Erzähler und sein Kampf gegen die Depression haben mich einfach nicht interessiert, und ich weiß nicht, ob auch das wohl eine Altersfrage ist – viel eher hat mich das Gefühl beschlichen, dass hier eine professionelle Werbemaschinerie angelaufen ist, damit die Kasse so richtig schön klingelt. Bücher zum Thema Depression sind ohnehin ein schwieriges Unterfangen, aber da bevorzuge ich dann doch Elizabeth Wurtzels quälende, holprig übersetzte biografische Abhandlung „Verdammte schöne Welt“, in der sie 1999 das Loblied auf Prozac sang. Irgendwie war das ungemein nervig, aber ungleich authentischer …