Die Monatsbotin September 2022 // Notizen aus dem vierten Stock

Hier kommt die hunderterste Ausgabe der Monatsbotin von Karen-Susan Fessel – mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg!

Wem sie gefällt: liebend gern weiterempfehlen! Eine kurze Mail mit dem Hinweis „Monatsbotin gewünscht“ an kontakt@karen-susan-fessel.de – und schon liegt sie Monat für Monat im virtuellen Briefkasten … Wer lieber Ruhe wünscht, desgleichen!

Viel Spaß beim Lesen wünscht Karen-Susan Fessel!

Was war?

Ein reger August mit vielen Hitzetagen, aber auch einigen milden Regengüssen liegt hinter mir. Letztere leider ausgerechnet während des von mir kuratierten und von langer Hand vorbereiteten Ruinenfestivals im märkisch-oderländischen Reichenow. Die ersehnte Abkühlung tat aber der guten Stimmung keinen Abbruch: Zum Glück waren genügend Schirme vorhanden, um Autor*innen wie auch das Publikum damit zu versorgen.

Im Regen lesen: Alexander Osang und Moderatorin Manuela Kay (vorne rechts) trotzen gemeinsam mit dem tapferen Publikum den Regenschauern am 20. August beim Ruinenfestival Reichenow (Foto: Johanna Lippmann, Berlin)
Reichenower Jungleser*innen holen sich Autogrammkarten bei meiner (Ersatz-)Lesung am 10. August (Foto: Johanna Lippmann, Berlin)

Das war bereits bei der Auftaktveranstaltung mit dem saarländisch-senegalesischen Künstler Ibrahima Ndiaye der Fall; die  Lesungen von Lutz van Dijk aus „Kampala – Hamburg“, Anne Maar („Mehr Affen als Giraffen“

Lutz van Dijk und Anne Maar (Foto: Jörn Jacob Rohwer, Berlin)

und Heike Brandt („Der tote Rottweiler“) fanden dann vorsorglich lieber im kleinen, aber feinen Vereinsheim delicati statt, wo allabendlich ein köstliches Abendessen serviert wurde.  Für Salah Naoura, der coronabedingt kurzfristig absagen musste, sprang dann am 19. August ich selbst ein, was (nicht nur) die örtlichen Kinder durchaus erfreut zur Kenntnis nahmen. Marion Poschmanns

Marion Poschmann liest in der abendlichen Kulturruine aus „Laubwerk“ (Foto: Johanna Lippmann, Berlin)

darauffolgende Naturlyrik-Lesung wurde wiederum von bestem Sommerwetter begleitet,  während Daniel Höra seinen Roman „Braune Erde“ am Samstagnachmittag unter Schirmen präsentierte, genau wie Alexander Osang „Das letzte Einhorn“ am selben Abend.

Die beiden Workshops jedoch konnten ihre Ergebnisse im Sonnenschein zeigen,

Leseinseln im Sonnenschein: Ilka Schneider erfreut das bequem gebettete Publikum am 21. August bei der Abschlussveranstaltung (Foto: Johanna Lippmann, Berlin)

auch die Abschlussveranstaltung mit örtlichen Autor*innen beim Lese-Speed-Dating fand am Sonntag dann bei gutem Wetter mit Blick auf den See statt.

Alles in allem ein gelungenes kleines Festival, gefördert im Rahmen von „Und seitab liegt die Stadt“, einem Projekt der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien und dem Literarischen Colloquium Berlin); mal sehen, ob es eine Wiederauflage gibt …

Vom vielgelobten „Butchfunk“, dessen bisherige acht Folgen überall dort zu hören sind, wo es Podcasts gibt, wird es allerdings in nächster Zeit keine Wiederauflage geben, zumindest nicht in der bisherigen Besetzung. Meine Mitstreiterinnen Manuela Kay, Ina Rosenthal und ich haben im Moment zu viele andere Projekte, um uns dem „Butchfunk“ so widmen zu können, wie er es verdient hätte.  Schade zwar, aber unumgänglich, jedenfalls im Moment …

Mein neues Jugendbuch „Blindfisch “ (ab 13, Verlag Friedrich Oetinger 2022) startet ziemlich gut durch und wurde bereits in den Berliner Zeitungen Tagesspiegel und Morgenpost ausführlich und sehr gut besprochen.

Besonders interessant dabei: Über Lons sexuelle Identität kursieren die unterschiedlichsten Meinungen. Ich selbst halte mich dahingehend bedeckt und habe beschlossen, Lons für mich wahre Identität erst in genau zehn Jahren zu lüften. Das dürfte dann ungefähr in der 211. Monatsbotin der Fall sein, denn: Ja, es bleibt bei der monatlichen Erscheinungsweise!

Dafür haben sich nahezu alle gut vierzig Leser*innen ausgesprochen, die meinem Aufruf aus der letzten Monatsbotin gefolgt sind und mir geschrieben haben, mit zum Teil sehr ausführlichen, fruchtbaren Vorschlägen für eine Neugestaltung. Und unschlagbar überzeugend fand ich die Argumentation von Holger F. aus Bielefeld: „Stell Dir den Aufwand vor, Du müsstest dann alle zu versendenden Mails in Zweimonatsbotin umschreiben. Das Wort allein sieht schon schrecklich aus.“ Stimmt haargenau – also bleibt es bei der Monatsbotin!

Ich werde aber dem Vorschlag von Margit M. aus dem Schwarzwald folgen und nun ab der nächsten Monatsbotin in jeder Ausgabe eins meiner nunmehr 44 Bücher vorstellen, in streng chronologischer Reihenfolge, mit einer kleinen Hintergrundgeschichte zu jedem einzelnen.

Die  Gewinner*innen der signierten Ausgabe von „Blindfisch“ bzw. „Unter meinen Händen“: Axel J. und Stefan R. (beide Berlin) und Michaela W. aus Cuxhaven. Herzlichen Glückwunsch und viel Spaß beim Lesen!

Und was kommt?

Nun stehen neben der Schreib- und Recherchearbeit an meinem aktuellen Jugendbuch eine Reihe von Veranstaltungen an: Zunächst lese ich am 9. September im schleswig-holsteinischen Heide auf Einladung von „Westküste denkt queer“ aus meinem Roman „In die Welt“

In die Welt (Roman, 2020)

, dann werde ich am 15. September im Rahmen des Dyke-Dog-Literatursalons auf dem Podium des Literarischen Colloquiums Berlin zusammen mit Hengameh Yaghoobifarah und Kaśka Bryla, moderiert von Magda Albrecht, über Strategien und Perspektiven lesbischer Literaturproduktion diskutieren. Am 20. dann lese ich vor dem Planetarium in Prenzlauer Berg zum Internationalen Kindertag aus „Selina Stummfisch“ und anderen Büchern, um am 23. wiederum im Theater Morgenstern in Steglitz „Und wenn schon!“ zu präsentieren. 

Und dann geht es zur 15. Jugendbuchwoche in die schöne Fachwerkstadt Celle, um vom 26. bis zum 30. September täglich drei Lesungen in verschiedenen Schulen des Ortes und der Umgebung zu halten. Ein wahres Mammutprogramm also, das ich mit Vergnügen gestalten werde!

Alle Termine sind auf meiner Website und hier einzusehen!

Einen abwechslungsreichen September wünscht Karen-Susan Fessel!

Online-Workshops: Der nächste Kreativ-Quickie startet am  4. Oktober; Informationen und Anmeldung auch für die neuen Onlineworkshops „Mein Buch“ und „Biografisches Schreiben“ und das Einzelcoaching unter www.karen-susan-fessel.de/seminare

Ausgelesen: Åsa Larsson: Wer ohne Sünde ist. C. Bertelsmann, München 2022 / Larsson gilt als die große Landschaftskünstlerin der schwedischen Literatur, und genau das kann ich nur bestätigen:  Ich lese ihre spannungsreichen, sprachgewaltigen Romane besonders gern, um meine Sehnsucht nach Lappland wenigstens ein bisschen stillen zu können  … In ihrem sechsten und vorläufig letzten Band der Reihe um die in den Ort ihrer Kindheit zurückgezogenen Staatsanwältin Rebecka Martinsson verwebt Larsson geschickt zwei Handlungsstränge ineinander: Martinsson muss sich zum einen erneut mit ihrer tragisch-traumatischen Familiengeschichte auseinandersetzen, zum anderen den Fall eines nach Jahrzehnten aufgetauchten Toten untersuchen, den auch dessen Sohn, der Boxer Börje Ström, aufklären will. Beide kommen sich auf unangenehme Weise in die Quere … Ein Muss für Lappland-Fans, eine Bereicherung für alle, die tiefenpsychologische Kriminalromane schätzen.

 

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