Wie angekündigt – hier ist sie, Karen-Susan Fessels brandneue Monatsbotin mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg.
Wem das zusagt, schickt eine kurze Mail an kontakt@karen-susan-fessel.de und schon landet die Monatsbotin ab der nächsten Ausgabe im virtuellen Briefkasten … Viel Spaß beim Lesen wünscht Karen-Susan Fessel!
Was war?
Der September begann mit einem Abschied: Mein temporäres Schreibstudio in meinem ehemaligen Elternhaus im emsländischen Meppen gibt es nicht mehr! Alle, die mich schon länger kennen, wissen, dass ich mich in den nunmehr einundzwanzig Jahren meiner schriftstellerischen Tätigkeit immer wieder auch phasenweise in das Haus meiner Eltern zurückgezogen habe, um dort intensiv und konzentriert an meinen Büchern zu arbeiten.
Mit dem letztlich schon länger fälligen Umzug meiner Mutter in eine flotte, behindertengerechte Zweizimmerwohnung in einer Seniorenwohnanlage ist das heimatliche Schreibstübchen nun dahin – schade, aber notwendig. Geliebt habe ich den Ausblick auf die gegenüberliegende Wiese mit den Obstbäumen, auf der sich abends zahlreiche Rehe und Damhirsche einfanden, und viele Szenen und Passagen meiner Bücher sind dort entstanden.
Doch in jedem Abschied liegt ja bekanntlich auch ein Neuanfang, und so mache ich mich beschwingt daran, nun fürs erste ausschließlich in meinem Arbeitszimmer im vierten Stock mit Ausblick auf den Kreuzberg zu schreiben – und zu berichten!
Eine schöne Neuigkeit gab es gleich zu Anfang des Monats: „Ein Stern namens Mama“ soll verfilmt werden! Nun berichte ich das zwar zum wiederholten Male, denn bislang wurde der Stoff meines ersten, ursprünglich 1999 im Verlag Friedrich Oetinger erschienenen Kinderbuches schon vier Mal optioniert, aber diesmal stehen die Zeichen günstig. Mit im Boot ist nämlich der Berliner Filmregisseur Kai S. Pieck, der bereits ein fertiges Drehbuch vorgelegt hat. Ich hoffe sehr, dass es klappt!
Und für Abwechslung durch Lesereisen ist übrigens weiter gesorgt – im September zunächst mit einer Reise ins bayerische Saulgrub, wo ich auf Einladung des Deutschen Blindenvereins eine sehr lange, ausführliche Lesung vor gut 50 vom Usher-Syndrom Betroffenen hielt, die sich in diesem idyllischen Ort mit Blick auf die Voralpen zu einem Begegnungsseminar versammelt hatten. Saulgrub liegt nur knapp fünfzehn Kilometer von Murnau entfernt – für mich schon allein deshalb eine besondere Fahrt, weil hier zeitweilig der Stummfilmregisseur F.W. Murnau lebte, über dessen Werke ich 1991 meine Magisterarbeit schrieb. Murnau gefiel es hier so gut, dass er den Ortsnamen zu seinem Nachnamen machte – und ihn mit in die Südsee nahm, wo er seine letzten Lebensjahre verbrachte. Es war mein erster Aufenthalt in Murnau, und allein der Anblick in einer Talsenke gelegenen Staffelsees lässt mich F.W. Murnau bestens verstehen … ich bin sicher, dass ich auch noch einmal hierherkommen werde, diesmal aber länger.
Menschen mit Usher-Syndrom leiden von Geburt an unter Hörproblemen bis hin zu völliger Gehörlosigkeit; später kommt dann noch eine Degeneration der Netzhaut hinzu, die unweigerlich zu völliger Erblindung führt und nicht behandelbar ist. Die Veranstaltung fand im Aura-Hotel statt, das sich auf die Beherbergung von Blinden spezialisiert hat; auch für Sehende ein sehr zu empfehlendes Mittelklassehotel! Mich haben die Begegnungen dort nachhaltig beschäftigt – und den mehrfach vom Publikum geäußerten Wunsch, ich möge in einem Buch doch auch einmal Hör- und Sehbehinderungen als zentrales Thema behandeln, bewege ich seitdem immer wieder in meinen Überlegungen. Vermutlich wird es ein Jugendbuch, sogar einen Arbeitstitel habe ich schon … aber ein Weilchen wird es noch dauern, bis ich mich an die Umsetzung machen kann. Zunächst einmal schreibe ich mein neues Erwachsenenbuch zu Ende, das im Frühjahr im Berliner Querverlag erscheinen wird: „Bronko, meine Mutter und ich“ lautet der Arbeitstitel, und vielleicht ist es nicht ganz erstaunlich, dass darin ein Hund und die Mutter der Icherzählerin die Hauptrolle spielen … und erstmalig als Kulisse mit dabei: die schöne Schweiz!
Zwei Schullesungen in Berlin standen im September auch auf dem Plan: zum einen in der wunderschön gelegenenen Grundschule am Vierrutenberg in Lübars, wo die beiden sechsten Klassen mit viel Begeisterung Auszügen aus „Ein Stern namens Mama“, „Und wenn schon!“ und „Achtung, Mädchen gesucht!“ lauschten; zum anderen in der Amerika-Gedenkbibliothek – nur ein paar hundert Meter von meinem Zuhause entfernt.
Und ein Schreibseminar stand ebenfalls auf dem Programm, das bereits Anfang Oktober – erstmalig eins in Berlin: Biografisches Schreiben für Frauen. Die Teilnehmerinnen arbeiteten sich im Laufe der vier Tage tief in ihre Texte und Biografien ein, und ich mich mit ihnen. Der „Testlauf“ im Kreuzberger Schreibatelier Rathjen mit Platz für max. sechs TN ist wunderbar geglückt, und so sind für das kommenden Jahr gleich vier Workshops geplant: Biografisches Schreiben für Frauen, Erotische Geschichten, Kurze Geschichten und Mein Buch – ein Workshop für Frauen, die ein eigenes Buch planen oder bereits in Arbeit haben. Termine folgen in Kürze!
Und was kommt?
Der Rest des Oktobers wird arbeits- und abwechslungsreich: Zunächst geht es nach Bern zur Queeren Lesewoche, danach folgt eine Gemeinschaftslesung im Berliner Eisenherzbuchladen mit einer Lesung aus dem neuen „Lesbischen Auge“, anschließend geht es nach Stuttgart in die Weißenburg. Und dann stehen gleich noch sechs Lesungen für Kinder und Jugendliche in Berlin auf dem Plan, in Lichtenrade, Steglitz, Kreuzberg, gefolgt vom Schreibkurs „Kurzer Text und Langer Atem – Kurzgeschichten schreiben“. Und dazwischen wird natürlich noch fleißig selbst geschrieben – an „Bronko“, versteht sich. Denn der muss ja noch in diesem Jahr ins Körbchen ;-)), damit er im Frühjahr 2014 die Leserschaft erfreuen kann …
Öffentliche Termine im Oktober:
9. Oktober, 19.30h: Bern, Frauenraum: Lesung aus „Leise Töne“ und „was du willst“ // 18. Okober, 20.30h: Berlin, Eisenherz Buchladen: Gemeinschaftslesung aus dem aktuellen „Lesbischen Auge“ // 19. Oktober, 19.30h; Stuttgart, Weißenburg: Lesung aus „was du willst“ und „Liebe macht Anders“ // Schreibworkshop: „Kurzer Text und langer Atem“ – Kurzgeschichten schreiben; Anmeldung und Information unter www.lektorat-fessel.de