Hier kommt die siebenundsiebzigste Ausgabe der Monatsbotin von Karen-Susan Fessel – mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg!
Wem sie gefällt: liebend gern weiterempfehlen! Eine kurze Mail mit dem Hinweis „Monatsbotin gewünscht“ an kontakt@karen-susan-fessel.de – und schon liegt sie Monat für Monat im virtuellen Briefkasten … Wer lieber Ruhe wünscht, desgleichen!
Viel Spaß beim Lesen wünscht Karen-Susan Fessel!
Was war?
Der erste Corona-April aller Zeiten liegt hinter mir – der hoffentlich zugleich auch der letzte sein wird. Ein kompletter Monat im Lockdown, der die gesamte Welt in eine abrupte Entschleunigung gestürzt hat. Berlin ist auf einmal eine andere Stadt, mit fast kleinstädtischer Anmutung: wenig Verkehr, keine Touristen, kaum Fußgänger auf meinen abendlichen Runden mit dem Hund. Überhaupt sind, abgesehen von den immer mehr überfüllten Parks, wenig Menschen unterwegs und auch in den Fenstern kaum zu sehen. Dafür nimmt die Tierwelt zusehends Beschlag von der Stadt, zu meiner großen Freude – morgens hört man Vogelgezwitscher statt Verkehrsgeräusche, zwei Bussarde jagten sich kürzlich durch die Straße, und das laute Rufen der Turmfalken, die zwei Häuser weiter nisten und brüten, beschallt unsere gesamte Straße. Das alles gefällt mir gut, weniger gut gefallen mir die ausgefallenen Veranstaltungen (bis in den Herbst hinein wurden mir nahezu alle Lesungen und Workshops abgesagt, einige wenige wurden auch in die zweite Jahreshälfte verschoben). Und da ich ein ungemein geselliger Mensch bin, betrübt mich auch die Unmöglichkeit, mich abends mit Freunden in einer Kneipe zum Bier oder auch zu Hause zum Doppelkopf treffen zu können. Am meisten aber schlägt mir aufs Gemüt, dass ich weder meine Mutter noch meine alte Freundin Margret besuchen fahren kann. Menschen über 80 eben … Mal sehen, wie das weitergeht.
Demzufolge war ich also den gesamten April zu Hause in Berlin, was seit Beginn meiner Arbeit als Autorin vor mehr als zwanzig Jahren nicht mehr vorgekommen ist. Normalerweise ist ja gerade der Frühling die Hochzeit der Lesereisen, aber diesmal verbrachte ich meine Zeit brav daheim und widmete mich vorrangig Dingen, zu denen sonst nie Zeit bleibt: die Therme putzen, alte Akten aussortieren, Fensterrahmen schrubben … Ich finde dergleichen ja fast meditativ, ähnlich wie puzzeln, was vermutlich, sollte dieser Zustand noch länger anhalten, als nächstes auf die Liste meiner Aktivitäten kommen wird.
Aber daneben blieb natürlich auch Zeit für berufliche Tätigkeiten, allen voran die Bearbeitung der Online-Workshops, die einen so starken Zulauf wie noch nie erfuhren. Klar, diese Zeiten sind natürlich wie prädestiniert dafür, sich unter Anleitung mit dem kreativen Schreiben zu befassen – am kommenden Montag beginnt dann auch der nächste Kreativ-Quickie, für den ich hiermit nochmal kräftig die Werbetrommel rühren möchte.
Online-Aktivitäten sind ja momentan das Gebot der Stunde, und so hielt ich dann auch zwei Lesungen im Livestream auf Facebook ab, die natürlich auch jetzt noch dort angesehen werden können. Aber ganz ehrlich: So richtig meine Sache sind diese Live-Lesungen nicht. Ich bevorzuge das Live-Publikum, das ich auch sehen und hören kann, die gemeinsame Anwesenheit in einem Raum, die Atmosphäre, die diese Gemeinschaft erzeugt – und außerdem gefällt mir zwar meine Stimme im Internet sehr gut, aber nicht mein Anblick. Wie gut, dass ich nicht Schauspielerin geworden bin, was ich seinerzeit im zarten Alter von 18 Jahren noch als berufliche Alternative zum Schriftstellerinnendasein erwogen hatte … Aber das hätte ohnehin nicht gut gepasst, da ich mich schon im Kindesalter ungern verkleidet habe.
Ein bisschen kreativ tätig war ich dann aber auch noch: Der Text für ein neues Bilderbuch ist entstanden, über das ich erst nach Vertragsabschluss mehr verraten kann, desgleichen ein Konzept für einen Reportageband zu einem genauso interessanten Thema. Und jetzt wiederhole ich mich mal ausnahmsweise: Mal sehen, wie das weitergeht …
Und was kommt?
Dank der Spenden, die zu meiner ersten Livestreamlesung hereinkamen, habe ich nun ein prima Mikrofon samt Speicherkarte; aber meinen noch mangelhaften Technikkenntnissen geschuldet, hängt das Einsprechen meiner Bücher noch in der Warteschleife. Dem wird nun aber dank professioneller Unterstützung bald Abhilfe geschaffen, und so hoffe ich in diesem Monat damit beginnen zu können. Eine erste Kostprobe: Ab jetzt gibt es die Monatsbotin auch zum Hören, immer auf dieser Seite! Die Monatsbotin vom April ist auch schon eingestellt, hier kommt dazu die aktuelle Ausgabe. Ist das nicht ein vielversprechender Anfang?
Einen zartblühenden Mai wünscht Karen-Susan Fessel!
Online Workshops: Die nächsten Kreativ-Quickies starten am am 4. Mai und 2. Juni, Informationen und Anmeldung auch für die neuen Onlineworkshops „Mein Buch“ und „Biografisches Schreiben“ und das Einzelcoaching unter www.karen-susan-fessel.de/seminare
Ausgelesen: Asa Larsson: Der schwarze Steg. München, btb (2019) / Die Anwältin Rebecka Martinsson hat schon einiges hinter sich, als sie aus Stockholm zurück in ihre Heimat Kiruna im schwedischen Lappland zieht. Aber geruhsam wie erhofft wird es dort nicht für sie, denn mitten im eisigen Winter wird am größten See der Region die Leiche einer Frau gefunden – und Martinsson findet sich kurz darauf in einem Konglomerat aus Machtgier, Lügen, Betrug und Liebe wieder … Larssons Bücher glänzen durch fein ausgetüftelte tiefenpsychologische Vielschichtigkeit, hinter denen die gut komponierten Kriminalgeschichten nahezu verschwinden. Noch dazu die wunderbar stimmige Beschreibung der lappländischen Wildnis, gepaart mit den kunstvoll beschriebenen Eigenheiten der schwedischen Urbevölkerung – für mich die perfekten Thrillerzutaten!