Karen-Susan Fessels Dreimonatsbotin Nr. 8/2025 // Neuigkeiten aus dem vierten Stock

Hier kommt die achte Ausgabe der Dreimonatsbotin von Karen-Susan Fessel – mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg!

Wem sie gefällt: liebend gern weiterempfehlen! Eine kurze Mail mit dem Hinweis „Monatsbotin gewünscht“ an kontakt@karen-susan-fessel.de – und schon liegt sie jeweils im März/Juni/September/Dezember im virtuellen Briefkasten … Wer lieber Ruhe wünscht, desgleichen!

Viel Spaß beim Lesen wünscht Karen-Susan Fessel!

Das Jahr ist fast vorüber; mittlerweile bin ich 61 Jahre alt geworden und habe zum Geburtstag neun Bücher geschenkt bekommen, von denen ich zwei bereits durchgelesen habe (siehe unten). Endlich ist es richtig schön kalt geworden, und gestern bin ich auf Blitzeis mit meinem Fahrrad gestürzt, aber bis auf diverse blaue Flecken und einen abgebrochenen Bremshebel ist weiter nichts passiert, zum Glück. Also wieder mal Glück im Unglück gehabt, so darf es gern weitergehen!

Dieses Jahr 2025 hatte es in sich – und ich große Schwierigkeiten, meinen Vorsatz, endlich kürzerzutreten, zu beherzigen – erst jetzt, zum Jahresende hin, wird es ruhiger. Loslassen war mein zweiter großer Vorsatz, das klappte auch nur so einigermaßen, aber auch damit sieht es jetzt besser aus. Und so lehne ich mich zurück und betrachte zwölf vergangene Monate, in denen ich einen sehr wichtigen Menschen habe gehen lassen müssen, mich noch einmal neu intensiv mit Tod und Sterben auseinandergesetzt habe, einen Nachlass verwaltet und geordnet habe. Im Zuge dessen habe ich mein eigenes Hab und Gut auch noch gleich mit reduziert, unsere Wohnung teilweise renovieren lassen und mich von einigen Plänen und Gegebenheiten verabschiedet. Und so darf es ebenfalls gern weitergehen!

Jetzt, am Jahresende, bin ich ziemlich zufrieden und entspannt und sehe dem neuen Jahr gern entgegen. Das einzige, was mir gerade fehlt, ist eine lustige, regelmäßige Doppelkopfrunde; mal gucken, ob das sich im neuen Jahr vielleicht einrichten lässt.

Zeit also für einen kurzen Blick zurück: In den letzten drei Monaten habe ich zwar nicht konstant an einem Buch geschrieben, mir aber viele Notizen gemacht, mich  mit den drei laufenden Jahresworkshops beschäftigt, einige Lektorate bearbeitet und diverse Lesungen gehalten. Am 11. November las ich im Rahmen der schleswig-holsteinischen Jugendbuchwoche in der Bibliothek in Hohenlockstedt, am folgenden Vormittag in der Gesamtschule des Nachbarortes Hohenwestedt. Neun Tage später konnte ich dann leider nicht wie geplant ins Lahntal fahren, um beim 11. Hessischen Positiventreffen einen Schreibworkshop zu leiten, denn zum bereits vierten Mal hatte mich Covid erwischt. Immerhin konnte ich den Workshop dann online abhalten, und daran habe ich seit Pandemiebeginn 2020 ja nun reichlich Übung.

Die letzte Lesung des Jahres hielt ich dann auf Einladung des Projektes „Queer auf dem Lande“, eine Aktion des Queeren Netzwerkes Gifhorn e.V., in der Schule im niedersächsischen Rühen aus „Einfach nur Noni“ und weiteren Werken, eine rundum gelungene Veranstaltung mit anschließendem kurzweiligen Gespräch, die mir dank des sehr interessierten Publikums sehr gut in Erinnerung bleiben wird. Ich bin gespannt, was im neuen Jahr auf mich zukommt …

Einen schönen Winter wünscht Karen-Susan Fessel

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Online-Workshops: Die nächsten „Kreativ-Quickies“ starten am  5. Januar und 2. Februar. Informationen und Anmeldung auch für die weiteren Onlineworkshops „Mein Buch“ und „Biografisches Schreiben“, die neuen Jahreskurse 2026 und das Einzelcoaching unter www.karen-susan-fessel.de/seminare

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Ausgelesen: Ayelet Gundar-Goshen: Wo der Wolf lauert. Kein & Aber, Zürich 2022 / Als Adam klein ist, ziehen Lilach und ihr Mann mit ihm aus Israel ins ruhige, sichere Silikon Valley – nicht zuletzt, um Adam die Gefährdungen seines Heimatlandes zu ersparen. Lilach liebt ihren 16-jährigen Sohn sehr- und meint auch, ihn zu kennen. Aber das erweist sich im Laufe des Romans dann doch immer mehr als Trugschluss. Denn als Adams Klassenkamerad Jamal auf einer Party ums Leben kommt, stehen alle Gewissheiten auf einmal auf dem Kopf. Was ist wirklich passiert, und welchen Anteil trägt Adam? Und wie gut können wir unsere Nächsten eigentlich überhaupt kennen? Ein feiner, klug beobachteter Gesellschaftsroman voller überraschender Wendungen. // Stephan Schäfer. Jetzt gerade ist alles gut. park x Ullstein, Berlin 2025 / Hm. Dieses vielgelobte Werk über „das große Glück im Kleinen zu finden“ hat mich so gar nicht gepackt. Der Autor, der eine Streptokokkeninfektion nur um Haaresbreite überlebt hat, nimmt dieses Erlebnis als Ausgangspunkt für diverse halbphilosophische Betrachtungen der tieferen Bedeutung alltäglicher Kleinigkeiten, die für ihn vielleicht das große Glück beinhalten, mir aber belanglos und aufgebläht erscheinen. // Tove Alsterdal: Sturmrot. Rowohlt Polaris, Hamburg 2025 / Was für ein furioser Auftakt hingegen der erste Band der bisherigen Trilogie um die interessante, bodenständige Polizistin Eira Sjödin, die nach der Rückkehr in ihren heimatlichen mittelschwedischen Ort sogleich in eine Mordermittlung gerät, die immer weitere Kreise zieht. Alsterdal versteht es wirklich meisterhaft, spannend und tiefgründig zu erzählen, und es gelingt ihr mühelos, ihre gebeutelte Heldin aus verschiedenen Perspektiven zu zeigen und vor diverse Herausforderungen zu stellen. Die beiden Folgebände habe ich mir sofort im Anschluss besorgt, und ich kann jetzt schon verraten: Erdschwarz (für diese albernen, bedeutungsschwangeren Titel kann die vielfach ausgezeichnete Autorin ja nichts) steht seinem Vorgänger an Spannung und Erzählfinesse in nichts nach!

Unter der Lupe: Meine Werke

Nr. 14: Danke, ich schaff’s alleine! Eine Masturbierfibel für die selbstständige Frau von heute (2003)

Ach, was hatten wir doch für einen Heidenspaß bei der Herstellung dieses kleinen Nachschlagewerkes! Beim Texten musste ich immer wieder selbst lachen, meine liebe Freundin, die 2020 viel zu früh verstorbene Illustratorin Heidi Kull amüsierte sich beim Zeichnen  nachhaltig, die Models für die vielen Fotos – alle rekrutiert aus dem näheren Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis – hatten viel Freude dabei, ebenso die Fotografin Christiane Pausch, und ich musste beim Texten immer wieder selbst lachen.

Karen-Susan Fessel: Danke, ich schaff`s alleineNatürlich war der handliche „Ratgeber“ nicht unbedingt ein Verkaufsschlager, aber für Aufmerksamkeit sorgte er dennoch. Nicht zuletzt bei der Redakteurin einer seinerzeit sehr erfolgreichen Talkshow, die mich für eine Mitwirkung an einer der kommenden Live-Sendungen gewinnen wollte. „Wir hätten gern, dass Sie in unserer Runde einmal ganz frei über weibliche Selbstbefriedigung sprechen“, erklärte sie mir freundlich am Telefon. Als ich ihr mitteilte, dass ich daran aber kein Interesse hätte, wenn, dann würde ich nur über das Buch selbst sprechen, aber nicht als Expertin für Masturbation, herrschte einen langen Moment Schweigen. „Das habe ich ehrlich gesagt noch nie erlebt, dass jemand die Einladung zu unserer Talkshow ablehnt“, sagte sie verdutzt. „Normalerweise rennen uns die Leute ja die Bude ein. Aber irgendwie finde ich das gut von Ihnen.“

Fand ich auch. Und guckte mir lieber nochmal das Foto meines Schwagers auf Seite 59 an. Woher er diese seltsame buntgemusterte Unterhose hatte, die er dort trägt, ist mir bis heute ein Rätsel.

Danke, ich schaff’s alleine!: Eine Masturbierfibel für die selbstständige Frau von heute. Querverlag, Berlin 2003. Nur noch antiquarisch erhältlich.

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