Die Monatsbotin März 2023 // Notizen aus dem vierten Stock

Hier kommt die hundertsechste Ausgabe der Monatsbotin von Karen-Susan Fessel – mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg!

Wem sie gefällt: liebend gern weiterempfehlen! Eine kurze Mail mit dem Hinweis „Monatsbotin gewünscht“ an kontakt@karen-susan-fessel.de – und schon liegt sie Monat für Monat im virtuellen Briefkasten … Wer lieber Ruhe wünscht, desgleichen!

Viel Spaß beim Lesen wünscht Karen-Susan Fessel!

Was war?

Ein viel zu warmer Februar, der leider vom Grundgeräusch „Long Covid“ untermalt wurde, was mich aber nicht hinderte, weiter an meinem in Arbeit befindlichen Roman zu schreiben. „Einfach Noni“ (Arbeitstitel) wird im Herbst erscheinen, es sei dann, mich fällt ein Blitz, aber davon ist ja hoffentlich nicht auszugehen. Bislang sind sechs von zehn Kapiteln in der Rohfassung fertig, die letzten vier jedoch so gut vorgearbeitet, dass ich spätestens im April damit fertig sein werde.

Und jetzt schon finde ich es wieder traurig, mich von den mir so liebgewonnenen Personen dann verabschieden zu müssen … Aber das kenne ich ja schon zur Genüge.

Daneben aber hatte ich im Februar das Vergnügen, mich auch dem Onlineworkshop „Mein Buch“ und dem Individualcoaching widmen zu können. Und diversen geschäftlichen Gesprächen, in denen es zum Teil um anstehende (Film-)projekte und Bücher, aber auch um fertiggestellte ging. Was zur Folge haben wird, dass ich auch über das dritte meiner bisherigen drei Ghostwriter- bzw. Co-Autorinnen-Büchern den Mantel des Schweigens breiten werde. Allerdings stehe ich auch – wie bei Buch 2, dem Roman eines bekannten Filmemachers -, bei Buch 3 mit im Impressum; wer zuerst darauf stößt, der bekommt von mir ein signiertes Exemplar des Werkes über eine bekannte deutsche Rocksängerin, das allerdings noch nicht erschienen ist.

Und was kommt?

Ein ganzer Monat, in dem ich mich vorrangig meinem in Arbeit befindlichen Roman widmen werde. Am 2. März jedoch habe ich um 20h das Vergnügen, im schönen Glückstadt an der Elbe in der dortigen Bücherstube am Fleth aus „In die Welt“ vorlesen zu dürfen, meinem aktuellen Roman – eine Veranstaltung zum Internationalen Frauentag auf Einladung der Gleichstellungsbeauftragten.  An ebenjenem Tag übrigens habe ich vor nunmehr 40 Jahren (!!!) meinen Führerschein Klasse 3 und 1 absolviert. Das aber nur mal so nebenbei …

Leider kann ich die Strecke von Glückstadt nach Innsbruck unmöglich am nächsten Tag zügig bewältigen, um dort um 16h im Bogentheater die Premiere meines dort neu inszenierten Theaterstückes „Ein Stern namens Mama“ mitzuerleben. Wer also in Innsbruck die Gelegenheit hat, am 3. März oder an einem der folgenden vorläufig sechs weiteren sechs Termine das Bogentheater zu besuchen und die Aufführung zu sehen, der darf mir anschließend gern berichten!

Am 16. März wiederum habe ich das Vergnügen, im Aschaffenburger​ Karl-Theodor-v.-Dalberg​-Gymnasium aus „Blindfisch“ vorzulesen, genau wie am 21. März im Berliner Rosa-Luxemburg-Gymnasium und am 28. März in der Gustav-Heinemann-Schule im hessischen Borken. 

Dort wird dann auch die soeben erschienene Neuausgabe von „Alles ist echt“ (Klett-Verlag“) zum Einsatz kommen. Volles Programm also wieder mal!

Einen milden März wünscht Karen-Susan Fessel!

Online-Workshops: Der nächste Kreativ-Quickie startet am 6. März; Informationen und Anmeldung auch für die neuen Onlineworkshops „Mein Buch“ und „Biografisches Schreiben“ und das Einzelcoaching unter www.karen-susan-fessel.de/seminare

Ausgelesen: Daniela Dröscher: Lügen über meine Mutter. Kiepenheuer und Witsch, Köln 2022 / Die dicke Mutter – ein Thema für sich. Daniela Dröscher schreibt in derart einfühlsamer Weise über die Anfeindungen, die ihre übergewichtige Mutter ertragen muss – vor allem seitens des Ehemannes, der sich mit ihrer Körperfülle einfach nicht arrangieren kann -, und auch die Scham der Tochter, dass es mir mehrere Male die Kehle zugeschnürt hat. Vor allem das komplizierte Verhältnis innerhalb ihrer Familie dient ihr immer wieder als Hebel, um die verkrusteten Strukturen und Sichtweisen aufzubrechen und neu zu bewerten. Ein hervorragendes Buch. //Lily King: Hotel Seattle. Erzählungen. C.H.Beck, München 2022 // Nur zwei Erzählungen von neun würde ich nicht die Bestnote erteilen, alle anderen aber berichten in klarer, direkter Sprache von den Unbilden des modernen Lebens, wobei „modern“ durchaus weitgefasst werden kann. Die erste große Liebe, das Sich-Zurechtfinden im Jugendalter, Einsamkeit als Schreckgespinst und die Risiken eines Outings in streng heterosexueller Umwelt – das sind Themen, mit denen sich die US-amerikanische Autorin und Hochschullehrerin in eindrücklicher Weise befasst. Endlich mal wieder ein richtig guter Kurzgeschichtenband!

Unter der Lupe: Meine Werke

Nr. 5: OUT! 500 berühmte Lesben, Schule und Bisexuelle (1997), zusammen mit Axel Schock

Heute ist das Werk längst von meinem Mitstreiter Axel Schock auf „800 berühmte und außerordentliche Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft“ erweitert; damals aber, im Erscheinungsjahr, waren in „Europas umfangreichstem „Who’s Who“ der lesbischen, schwulen und bisexuellen Welt“ noch 500 Porträts versammelt. Und die haben mich und meinen Co-Autoren Axel Schock – sowie später auch den Verlag selbst – gehörig Nerven gekostet.

Axel Schock, umtriebiger Kulturjournalist, hatte die Vorarbeit geleistet und in akribischer Feinarbeit mehrere Hundert Personen samt Quellen zusammengetragen, die wir dann hälftig abarbeiteten, wobei er die Männer und ich die Frauen übernahm (die wenigen Trans*personen, die damals schon bekannt waren, gingen dann auf unser beider Konto). Abarbeiten hieß, nachzurecherchieren, ob die Fakten stimmten und die Quellen korrekt waren und im Zweifel konkret anzufragen, ob eine Veröffentlichung gewünscht wäre.

Von „meinen“ weiblichen Kandidatinnen hagelte es reihenweise Absagen, darunter auch von mittlerweile längst geouteten Personen des öffentlichen Lebens. Aber 1996/1997 war es einfach für viele offenbar noch zu früh, sich zu einer lesbischen, schwulen oder auch bisexuellen Lebensweise zu bekennen. Axel und ich gaben uns alle Mühe, niemanden ungefragt zu outen, aber einer ging uns dann doch durch die Lappen und brachte damit fast den gesamten Verlag zum Erliegen: Eines Abends rief mich ein Herr auf dem Festnetztelefon an: „Jens Riewa, ARD Tagesschau.“ Da ich damals nur höchst selten fern sah, sagte mir der Name nichts, was ihm ein wenig zu missfallen schien.  Schließlich kam er zur Sache: Wie wir dazu kämen, ihn in „OUT“ als „schwulen Kollegen“ von Wilhelm Wieben (dem bekennend schwulen und schon verstorbenen Tagesschausprecher) zu titulieren?

Ich wusste von nichts, und Axel, der gutgläubig auf diverse inoffizielle, also nicht verifizierte Quellen vertraut hatte, unter anderem ein Interview mit Wieben selbst, konnte nur die

OUT! Erstausgabe 1998

Flucht nach vorn antreten. Aber auch eine Entschuldigung und das Angebot, die Passage in zukünftigen Auflagen zu streichen, nützte nichts: Riewa verklagte den Verlag und bekam Recht. Nur eine Benefizveranstaltung und die finanziellen Zuwendungen einzelner Gönner*innen konnten den Verlag damals vor dem Ruin retten. Puh, nochmal Glück gehabt!

Gelernt haben Axel und ich auch daraus: Alles immer akribisch prüfen, am besten gleich zweimal …

Karen-Susan Fessel/ Axel Schock: OUT! 500 berühmte Lesben, Schwule und Bisexuelle. Querverlag, Berlin 1997. Nur noch antiquarisch erhältlich. Der erweiterte Nachfolgeband „OUT! 800 berühmte Lesben, Schwule und Bisexuelle ist weiterhin lieferbar.

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