Die Monatsbotin August 2017 // Notizen aus dem vierten Stock

Hier kommt die sechsundvierzigste Ausgabe der Monatsbotin von Karen-Susan Fessel – mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg!

Wem sie gefällt: liebend gern weiterempfehlen! Eine kurze Mail mit dem Hinweis „Monatsbotin gewünscht“ an kontakt@karen-susan-fessel.de – und schon liegt sie Monat für Monat im virtuellen Briefkasten …

Viel Spaß beim Lesen wünscht Karen-Susan Fessel!

Was war?

Ein zweigeteilter Juli – den ich in der ersten Hälfte am heimischen Schreibtisch, in der zweiten nahezu komplett in der Akademie Waldschlösschen verbrachte. Zunächst aber galt es, mein nächstes Kinderbuch „Frieda Fricke – unglaublich!“ noch einmal zu überarbeiten, bevor es fristgerecht Mitte des Monats an meine Lektorin im Kosmos Verlag ging, wo das Werk im nächsten Frühjahr erscheinen wird. Nachdem die umtriebige und nicht immer ganz pflegeleichte Frieda in Band 1 – „Frieda Fricke – unmöglich!“ sich erfolgreich dem Ansinnen des Jugendamtes, aus dem alten Hofhaus ausziehen zu müssen, widersetzt und mit Hilfe ihrer Freunde und des schnöseligen Nachbarjungen kurzerhand ein Kuh-Altersheim gegründet hat, geht es nun ums Ganze: auf die Wiese hinterm Deich soll ein Riesenhotel gebaut werden, und die Schafe sollen auch umziehen! Frieda braucht also erneut einen Plan …

Kaum war „Frieda II“ abgeschickt, ging es an ein kurzfristig eingeschobenes, spannendes Fremdlektorat und gleich danach an die Vorbereitungen auf die drei Schreibworkshops, die ich ab dem 16. Juli in der idyllisch nahe Göttingen gelegenen Akademie Waldschlösschen leitete. Den Anfang machte das Bundespositiventreffen, speziell für Langzeitpositive, bei dem ich seit vielen Jahren mit meinem Workshop mit von der Partie bin, gefolgt vom Treffen junger HIV-infizierter Menschen bis 30 Jahre, bei dem ich erstmalig einen Workshop anbot. Den krönenden Abschluss bildete dann die Sommerakademie, bei der die TeilnehmerInnen zwischen fünf verschiedenen Workshops auswählen konnten, um sich eine – leider sehr verregnete – Woche lang kreativ zu betätigen. Zum achten Mal hatte ich das Vergnügen, ein Dutzend Schreibwillige anzuleiten und mich an den entstehenden, äußerst unterschiedlichen, aber durch die Bank weg sehr einfallsreichen Texten zu erfreuen. Zum Ende der drei Seminartage dann lasen die Teilnehmerinnen auch noch vor großem Publikum je einen der Texte vor und wurden mit langanhaltendem Beifall belohnt. Da war dann auch der Dauerregen vergessen …

Und was kommt?

Tja, nochmal eine Reise ins Waldschlösschen, wo die Teilnehmerinnen des Treffens für Frauen mit HIV auf mich warten. Auch hier bin ich seit Jahren im Sommer mit einem Schreibworkshop dabei und immer wieder überrascht, welch bewegende, lustige, aber auch zutiefst berührende Texte im Laufe eines Wochenendes entstehen können.

Danach dann geht es noch einmal an den Schreibtisch – nicht nur, um die passenden Fotos für das im Februar beim konkursbuch Verlag Claudia Gehrke erscheinende, autobiografische Buch „Mutter zieht aus“ (worin ich exemplarisch für die Kriegskindergeneration die Geschichte meiner Mutter, aber auch meiner gesamten Familie erzähle) auszusuchen, sondern auch, um mich gedanklich einmal mit dem Thema Bilderbuch zu befassen. Nicht, dass ich jetzt etwa unter die Illustratorinnen gegangen bin – aber Bilderbücher brauchen schließlich auch gute Texte, vor allem Bilderbücher zu nicht ganz einfachen Themen. Und die sind ja bekanntlich mein Steckenpferd. Mehr aber wird fürs Erste nicht verraten!

Tja, und dann geht es in den Urlaub: Besuche bei Muttern in Meppen und Ziehtante in Ottendorf stehen auf dem Programm, danach die Toskana, wo wir zu sechst ein großes Ferienhaus gebucht haben. Und der frisch geschorene Hund kommt natürlich auch mit!

Luki (7) mit von der Autorin selbst geschorener Sommerfrisur auf dem heimischen Teppich, gleich links neben dem Schreibtisch

Einen erholsamen August wünscht Karen-Susan Fessel!

Öffentliche Termine im August: Leider keine öffentlichen Termine in diesem Monat!

Onlineworkshops: Die nächsten Kreativ-Quickies starten am 4. September und 4. Oktober – Informationen und Anmeldung auch für die weiteren  Workshops „Mein Buch“ und „Biografisches Schreiben“ sowie Einzelcoaching unter www.karen-susan-fessel.de/seminare

Ausgelesen Gard Sveen: Teufelskälte / Seinen Erstling „Der letzte Pilger“ hatte ich schon diverse Male in der Hand, um ihn wieder wegzulegen, aber dieses Werk hat mich dann doch überzeugt. Die äußerst spannend aufbereitete Geschichte um eine Fehlverurteilung und einen immer noch frei herumlaufenden Mörder im Oslo dieser Tage hat mich in der Tat gepackt. Endlich mal wieder ein überzeugender Ermittler mit Höhen und Tiefen, aber ohne übertrieben opulent ausgebreitetes Privatleben! // Gerhard Henschel: Arbeiterroman / Ja, und wieder der nächste Band der Langzeitautobiografie Henschels, deutsches Gegenstück zu Karl Ove Knausgårds Wälzer-Reihe. Mit jedem Band mehr allerdings offenbart sich der Meppen-Hasser (Henschel war eine Zeitlang dort, in meiner Heimatstadt, zu Hause, hat aber kein gutes Wort darüber zu berichten) als kühler und arroganter. Irgendwie enttäuschend, auch wenn mir die detailfreudige Sammlung von zeitbezogenen Reminiszenzen weiterhin immer wieder ein kurzweiliges Lesevergnügen bereitet. Aber mal ehrlich: Gern würde ich solch ein Mammutprojekt mal von einer weiblichen Autorin lesen. Nur fürchte ich, ein solches hätte im Buchbetrieb keine Chance … // Uta Eisenhardt: Am Dienstag habe ich meinen Vater zersägt und Jenseits von Böse/ Sowohl die sensationslüsternen Titel als auch die marktschreierische Aufmachung dieser absolut seriösen Sammlung von Berichten einer Gerichtsreporterin stehen in krassen Gegensatz zum Inhalt. Eisenhardt bietet erstaunlich tiefe Einblicke in die verborgene Disfunktionalität unserer Gesellschaft, die sich an den sprachlos machenden Entgleisungen einzelner Individuen offenbart.

 

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