Hier kommt die fünfzigste Ausgabe der Monatsbotin von Karen-Susan Fessel – mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg!
Wem sie gefällt: liebend gern weiterempfehlen! Eine kurze Mail mit dem Hinweis „Monatsbotin gewünscht“ an kontakt@karen-susan-fessel.de – und schon liegt sie Monat für Monat im virtuellen Briefkasten …
Viel Spaß beim Lesen wünscht Karen-Susan Fessel!
Was war?
Ein sehr arbeitsreicher Monat, den ich damit begann, mein im Frühjahr erscheinendes Buch „Mutter zieht aus“ noch einmal letztmalig zu überarbeiten. Zu meiner großen Freude erscheint der Roman – die Lebensgeschichte meiner Mutter und damit meine eigene Familiengeschichte – im März kommenden Jahres beim konkursbuch Verlag Claudia Gehrke als gebundene Ausgabe mit zahlreichen Fotografien, und so hieß es für mich, noch einmal sehr genau hinzusehen und letzte Feinheiten einzuarbeiten. Nun geht es bald in Druck, und ich bin sehr gespannt auf den Moment, in dem ich das erste Vorausexemplar in den Händen halten werde …
Der November war wie immer auch diesmal prall gefüllt mit Lesefesten und -wochen. Dazwischen liegt auch noch der bundesweite Vorlesetag, zu dem ich noch kurzfristig zahlreiche Einladungen erhalten habe, die ich allesamt ablehnen musste. Denn für diesen Tag war ich schon längst gebucht, und zwar im schönen Schleswig-Holstein, meinem Geburtsbundesland. Dort, wo auch mein Kinderbuch „Frieda Fricke, unmöglich!“ spielt, las ich in der Woche vom 13. bis zum 17. in Bibliotheken und Schulen in Husum, Norderstedt, Neumünster und Bordesholm aus meinen Werken vor, vorrangig vor Fünft- und Sechstklässler*innen und damit dann aus „Und wenn schon!“, „Ein Stern namens Mama“ und anderen, altersgerechten Werken. In Bordesholm zudem hatte ich das Vergnügen, an der dortigen Hans-Brüggemann-Gemeinschaftsschule vor der gesamten Oberstufe zwei Werkschauen darbieten zu dürfen, in denen ich, eingewoben in meinen beruflichen und künstlerischen Werdegang, verschiedene Bücher in Auszügen präsentierte, um danach mit den Jugendlichen, die ja schon bald junge Erwachsene sind, darüber zu diskutieren.
Nach einem kurzen Zwischenstopp in Berlin ging es dann weiter nach Zürich, um in einem Lesungs- und Workshopmarathon in der Woche vom 20. bis zum 24. an diversen Schulen zahlreiche Schweizer Schüler*innen zu erfreuen – und nach Möglichkeit auch zum Schreiben von eigenen Texten anzuregen. Das klappte teils recht gut, teils sehr gut, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass die Schüler*innen nicht unbedingt freiwillig teilnahmen. Schreiben ist ja nun wirklich nicht das Lieblingsvergnügen aller heutigen 14- bis 16-Jährigen, dafür aber kamen einige sehr interessante Texte zu Stande.
Aufgelockert wurde das straffe Arbeitspensum (drei mehrstündige Workshops und sieben Lesungen in fünf Tagen) durch eine äußerst vergnügliche Kolleg*innenrunde, die im selben Hotel untergebracht war, diesmal unter erschwerten Bedingungen: Zwecks Umbauten ratterte von 9 bis 16 Uhr nahezu unentwegt der Presslufthammer, dem nur durch gemeinsame Flucht in umliegende Lokalitäten zu entkommen war …
Zurück in Berlin las ich am 27. November im Europäischen Gymnasium Bertha von Suttner in Reinickendorf für den 5. und 6. Jahrgang samt Elternschaft aus „Hip-Hop, Hund und Herzgehüpfe“, eine höchst gelungene Veranstaltung, bei der ich unzähligen Fragen Rede und Antwort zu stehen hatte. Wenn diese aufgeweckte Schülerschaft die nächste Europäische Generation verkörpert, dann ist Gutes zu erwarten!
Gut hundert Viert- bis Sechstklässler*innen lauschten am nächsten Tag in der Mittelpunktbibliothek Berlin-Schöneberg den Erlebnissen von „Frieda Fricke“ und Mika und Milla aus „Hip-Hop, Hund und Herzgehüpfe“, gefolgt von zwei sechsten Klassen der Kreuzberger Lenau-Schule am 29. Unmittelbar danach ging es dann weiter nach Kassel, um einen Tag später die die 6. Klassen der Georg-August-Zinn-Europaschule und am 1. Dezember wiederum die der Offenen Schule Waldau mit meinen Büchern zu erfreuen, diesmal wieder einmal in sehr gern gesehener vierbeiniger Begleitung.
Zeit zum Schreiben blieb bei diesem derart vollen Programm nicht, wohl aber zum Nachdenken und Notizen sortieren. Mit dem neuen Roman werde ich so richtig also erst im Januar beginnen, denn vorher wartet ja noch mein Lieblingsmonat Dezember …
Und was kommt?
… in dem ich nicht nur Geburtstag habe, sondern nach meiner letzten Lesung des Jahres am 7. in der Stadtbücherei Berlin-Pankow eine Arbeitspause einlegen werde, von den weiter laufenden Online-Schreibworkshops mal abgesehen. Ob mir das gelingt, bezweifele ich zwar schon jetzt, aber zumindest werde ich es versuchen. Und als kleinen Vorgeschmack darauf fällt auch diese Jubliläumsausgabe der Monatsbotin deutlich kürzer aus als sonst. Ich hoffe, meine Leserschaft bleibt mir dennoch gewogen!
Einen geruhsamen Dezember wünscht Karen-Susan Fessel!
Onlineworkshops: Die nächsten Onlineworkshops „Kreativ-Quickie“ und „Biografisches Schreiben“ starten am 8. Januar – Informationen und Anmeldung auch für die weiteren Workshops sowie Einzelcoaching unter www.karen-susan-fessel.de/seminare
Ausgelesen: Jan Erik Fjell: Kälteeinbruch / Fast hätte ich ihn nicht gelesen, diesen klug komponierten, recht brutal inszenierten Krimi um eine Kurierfahrt mit Folgen. Der litauische Fahrer entdeckt erst in Norwegen, dass er lebende Fracht transportiert: zwei Jungen, die als „Spielzeug“ dienen sollen. Das kann Bernandas nicht mit seinem Gewissen vereinbaren, und schon gerät alles aus den Fugen … Die hymnenartige steckbriefartige Anpreisung des Ermittlers Anton Brekke hat bei mir das Gegenteil bewirkt, aber zum Glück schafft Fjell es bereits auf den ersten Seiten, soviel Spannung aufzubauen, dass ich weitergelesen habe – und mich auf den nächsten Band freue. // Robert Becker: Das Kind, mein natürlicher Feind – 20 Jahre Kooperative Erziehungsarbeit e.V. / An diesem sorgfältig aufbereiteten Rückblick auf die Entstehungsgeschichte und die ersten zwanzig wechselvollen Jahre eines Frankfurter Kinderheims finde ich nur eins nicht gelungen: den abschreckenden Titel. Becker, Gründer und langjähriger Leiter der Einrichtung, beweist in seinem einfühlsamen Portrait viel Sachverstand, unkonventionelle Denkweise und Herz und lässt auch einige der ehemaligen Zöglinge zu Wort kommen. Der Band bietet einen tiefen Einblick in eine bundesrepublikanische Realität, die meist verschlossen bleibt. // Austin Wright: Tony & Susan / Ein seltsames Buch, halb Krimi, halb Beziehungsroman: Zwanzig Jahre nach ihrer Scheidung bekommt Susan Post von Edward, ihrem Exmann: das Manuskript des Romans, den er schon immer schreiben wollte. Der aber hat es in sich; die rabiate Entführungsgeschichte zieht Susan in ihren Bann und verstört sie zutiefst … Durchaus spannend, aber merkwürdig unentschlossen gestaltet Wright in seinem bereits 1993 erschienenen, von der Presse hochgelobten Werk einen Abgesang auf eine zerbrochene Beziehung. Interessant darin vor allem die psychologische Feinzeichnung der Figuren. // Alina Bronsky: Baba Dunjas letzte Liebe / Das schmale, wunderbar durchdachte Porträt einer alten Frau, die wieder zurück in ihr angestammtes Heimatdorf nahe Tschernobyl zieht und sich mitnichten um Verbote, Konventionen und Absperrungen schert, hat mich begeistert. Bronsky, noch jung an Jahren, erweist sich für mich schon jetzt als wirklich große Autorin. Und nun freue ich mich auf ihren ersten Roman, Scherbenpark, und alle, die da hoffentlich noch folgen mögen!