Die Monatsbotin März 2021 // Notizen aus dem vierten Stock

Hier kommt die sechsundachtzigste Ausgabe der Monatsbotin von Karen-Susan Fessel – mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg!

Wem sie gefällt: liebend gern weiterempfehlen! Eine kurze Mail mit dem Hinweis „Monatsbotin gewünscht“ an kontakt@karen-susan-fessel.de – und schon liegt sie Monat für Monat im virtuellen Briefkasten … Wer lieber Ruhe wünscht, desgleichen!

Und: Wer nicht lesen will, kann hören: demnächst hier!

Viel Spaß beim Lesen wünscht Karen-Susan Fessel!

Was war?

Der Februar hatte es in sich – ein vollgepackter Monat für mich, was in diesen Covid-19-Zeiten ja eigentlich fast an ein Wunder grenzt. Nein, an Arbeit mangelt es mir nicht, und das Schöne daran ist: Ich habe sehr viel unterschiedliche Dinge zu tun, was mir immer besonders viel Freude macht.

Den Löwenanteil hatte dabei die Arbeit am Reportage-Band „Paare mit Paketen“, der voraussichtlich im April im psychiatrie-Verlag erscheinen wird, eventuell aber auch etwas später. Mir ist das Veröffentlichungsdatum  gleich, aber in der Tat bin ich ein wenig traurig, dass diese für mich überaus spannende Mischung aus Interviews – die meisten davon live -, deren Transkription (also abhören und aufschreiben) und dann das Verfassen überzeugender Texte nun schon bald wieder vorbei ist. Ich habe die Gespräche mit den elf Paaren aus der ganzen Bundesrepublik, von denen eine/r oder beide an einer psychischen Erkrankung gelitten haben oder noch leiden, sehr genossen; die entstandenen Texte zählen für mich persönlich zu meinen wichtigsten Arbeiten. Ich hoffe sehr, dass das Buch dazu anregt, sich mit den Merkwürdigkeiten des Lebens auseinanderzusetzen und betroffene Menschen mit anderen, freundlicheren Augen zu sehen. Ein weiteres Buch mit einem ähnlichen Konzept, aber einer anders gelagerten Thematik ist schon in Planung, näheres dazu dann, wenn es soweit ist! Neben diesem Projekt hatte ich im Februar noch ein größeres, vielversprechendes Lektorat in Arbeit, ein wirklich gut geschriebener Erstlingsroman, der bestimmt nicht in der Schublade vermodern wird. Auch einige kleinere Lektorate und Begutachtungen standen an, daneben aber auch mehrere Aufzeichnungen für Lesungen im Videoformat, zum Beispiel aus „Frieda Fricke“ und „Liebe macht Anders“ für die Zentralbibliothek Berlin; online gestellt werden die beiden Lesungen in den nächsten Wochen. Und ein erstaunlich amüsantes und gut funktionierendes neues Projekt lief auch an: Auf Einladung der Aidshilfe NRW e.V. biete ich nun schon seit sechs Wochen jeden Dienstag einen Online-Schreibworkshop mit Zoom-Konferenz für ein knappes Dutzend angemeldete Teilnehmer*innen an. Dieses einst von mir mit großes Skepsis betrachtete Format entwickelt sich als äußerst angenehme und vielseitige Methode, miteinander in Kontakt zu kommen und sich über das Schreiben innerlich zu stärken. Der einhellige Tenor der Teilnehmer*innen bislang: Der feste Termin zählt zu den Highlights der Woche und wirkt einem großen Problem radikal entgegen – der Einsamkeit und dem Verlust an Nähe. Noch zwei Termine stehen an, und auch hier bin ich schon jetzt ein wenig traurig über das nahende Ende … Aber wer weiß, vielleicht gibt es ja auch hier die eine oder andere Fortsetzung. Und am 23. März startet dann ja mein eigener Workshop mit wöchentlichen Zoom-Konferenzen für alle, die im Kreise anderer Interessierte schreiben und Spaß dabei haben wollen: „Los, aufgeschrieben!“ beginnt am Dienstag, dem 23. März, weitere Informationen und Anmeldung dazu hier! Und was kommt? Ja, einige spannende Projekte stehen auf dem Plan, zunächst natürlich die abschließende Arbeit an „Paare mit Paketen“: Die ersten von meiner Lektorin überarbeiteten Texte habe ich gerade vorgestern geschickt bekommen, nun müssen sie noch von mir überarbeitet und mit den interviewten Paaren abgestimmt und dann noch im Hinblick auf rechtliche Fragen geprüft werden. Die Textprobe für ein neues Jugendbuch, das mir schon seit längerem im Kopf herumgeistert, steht immer noch aus, und dann sind da natürlich auch noch die weiterhin laufenden Online-Workshops und ein besonders umfangreiches Projekt, über das ich leider nichts weiter erzählen kann, denn zum zweiten Mal in meiner nun doch schon recht langen Laufbahn als Autorin (seit nunmehr 27 Jahren schreibe ich Bücher, davon leben kann ich seit ca. 21 Jahren) werde ich als Ghostwriterin tätig sein. Ach ja, noch eins: Gerade heute konnte ich eine Recherchereise dazu nutzen, meine betagte Mutter zu ihrem ersten Impftermin in der Emsland-Arena im niedersächsischen Lingen zu begleiten. Wie das so vonstatten ging, berichte ich in einem Beitrag für den Blog des konkursbuch-Verlags, in dem ich ja auch einige Bücher veröffentlicht habe, darunter meinen Erstling und den (auto-)biografischen Roman „Mutter zieht aus„; wann der Beitrag online geht, ist noch nicht klar, aber es lohnt sich ohnehin, immer mal wieder reinzusehen! Einen frühlingshaften März wünscht Karen-Susan Fessel Online Workshops: Der nächste Kreativ-Quickie startet am 1. April; der interaktive Onlineworkshop „Los, aufgeschrieben!“ beginnt am 23. März. Informationen und Anmeldung auch für die neuen Onlineworkshops „Mein Buch“ und „Biografisches Schreiben“ und das Einzelcoaching unter www.karen-susan-fessel.de/seminare. Ausgelesen: Lilja Sigurdardóttir: Das Netz – ein Reykjavik-Krimi. Bd. 1 / Die Schlinge – ein Rejkjavik-Krimi. Bd. 2. München, Dumont 2020 / Sonja schmuggelt Kokain. Aber nur solange, bis sie genug Geld zusammen hat, um ihren Sohn, der nach einer schmutzigen Scheidung dem Vater zugesprochen wurde, wieder zu sich zu holen. Das jedenfalls ist der Plan der furiosen Einzelkämpferin. Kann das gelingen? Sigurdardóttir hat eine dicht erzählte Trilogie um eine von Sehnsucht zerfressene, starrsinnige und überaus sympathische Heldin erschaffen, die neben dem Kampf um ihr Kind und ihre persönliche Freiheit noch in eine heillos verfahrene Liebschaft mit einer homophoben Bankerin verstrickt ist. Gute Krimikost, so explosiv wie der isländische Vulkan, dessen Namen nach der Lektüre endlich fehlerlos auszusprechen sein dürfte …

 

 

Die Monatsbotin Februar 2021 / Notizen aus dem vierten Stock

Hier kommt die fünfundachtzigste Ausgabe der Monatsbotin von Karen-Susan Fessel – mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg!

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Viel Spaß beim Lesen wünscht Karen-Susan Fessel!

Was war?

Der Januar des neuen Jahres fing entspannt und schwungvoll zugleich an – entspannt, weil ich ein paar ruhige Tage in der wunderschönen Landschaft der märkischen Schweiz genießen konnte, und schwungvoll, weil es gleich reichlich zu tun gab. Neben diversen kleineren Lektorats- und Begutachtungsaufgaben und den wieder neu anlaufenden Online-Workshops arbeitete ich den gesamten Monat über mit Hochdruck an meinem derzeitigen Buchprojekt, dem Reportageband „Paare mit Paketen“.

Im Laufe des Monats habe ich die letzten drei noch fehlenden Interviews geführt, zwei davon online, das dritte dann doch lieber live, wofür ich am 29. ins bei Hamburg gelegene Halstenbek reiste und am selben Tag wieder zurück. Leider natürlich pünktlich zum in Norddeutschland einsetzendem Schneechaos, so dass die Rückfahrt dann gleich mal fünfeinhalb statt dreieinhalb Stunden dauerte. Aber ich hatte ja vierbeinige Begleitung und hörte mir in Ruhe einen Podcast nach dem anderen an, also wurde die Fahrt dann doch recht kurzweilig.

Vom 11. bis 15. Januar wäre ich ja eigentlich zum 20. Mal in Folge zu Schullesungen in den Kanton Zürich gereist, aber Covid 19 geschuldet fiel die Reise aus, stattdessen wurden alle Lesungen und Workshops online umgesetzt. Das machte mir im voraus ein wenig Kopfzerbrechen, denn gerade die Workshops leben ja von der interaktiven Gestaltung. Aber dank der ausführlichen Einführung in die Möglichkeiten der Videokonferenzen durch einen versierten und überaus geduldigen Schweizer IT-Fachmann (ja, in der Schweiz hat jede Schule so einen Spezialisten, der sich um alle Internet- und Technikbelange kümmert, beneidenswert!) war ich dann so gut gewappnet, dass die Online-Schreibworkshops in den Schulhäusern Stäfa und Dietlikon für Neunt- und Sechstklässler richtig gut liefen und mir ausnehmend viel Spaß machten – die Lesungen vor Siebt- und Sechstklässlern in Illnau und Kloten ohnehin. 

Da passte es hervorragend, dass die Aidshilfe NRW am Ende jener Woche mit der Bitte an mich herantrat, einen vierwöchigen Online-Workshop für HIV-Positive zu leiten. Gesagt, getan, am 26. Januar startete der Workshop, und der wiederum läuft so gut, dass ich mich entschlossen habe, einen weiteren für alle Interessierten buchbaren Workshop mit wöchentlichen Zoom-Konferenzen anzubieten. „Los, aufgeschrieben!“ beginnt am Dienstag, dem 23. März, weitere Informationen und Anmeldung dazu hier!

Und was kommt?

Zunächst einmal werde ich die letzten beiden Texte für das „Paare mit Paketen“-Buch fertigstellen, das danach natürlich noch einmal durch das Verlagslektorat gehen wird. Alle elf Paare sind übrigens in den letzten Wochen vom Fotografen Werner Krüper in Szene gesetzt worden, die Auswahl der Fotos wird demnächst erfolgen – mir gefallen sie alle sehr gut, ich bin gespannt darauf, welche Fotos dann im Buch erscheinen werden. 

Danach mache ich mich an ein größeres Lektorat; einer der bekanntesten deutschen Filmemacher schreibt derzeit an seinem ersten Roman, bei dem ich ihn als Lektorin begleiten werde. Und dann sind da noch einige weitere kleinere Lektoratstätigkeiten und die Textprobe für ein neues Jugendbuch, das mir schon seit längerem im Kopf herumgeistert. Und der Online-Workshop „Los, aufgeschrieben!“ natürlich, auf den ich besonders gespannt bin. Man sieht also, langweilig wird’s mir gewiss nicht …

Einen knackigen Februar  wünscht Karen-Susan Fessel

Online Workshops: Die nächsten Kreativ-Quickies starten am 1. März und 1. April; der interaktive Onlineworkshop „Los, aufgeschrieben!“ beginnt am 23. März. Informationen und Anmeldung auch für die neuen Onlineworkshops „Mein Buch“ und „Biografisches Schreiben“ und das Einzelcoaching unter www.karen-susan-fessel.de/seminare.

Ausgelesen Susanne Matthiesen: Ozelot und Friesennerz. Ullstein, Berlin 2020 / Sylt, die Perle der Nordsee. Ferienort der Schickeria, Flaniermeile für das mondäne Publikum der Republik. Das war einmal, das ist immer noch so – nur mit dem kleinen Unterschied, dass die Einheimischen mittlerweile zusehends mehr verdrängt werden. Und dass es kein Pelzgeschäft mehr gibt, denn Pelz ist out … Das weiß niemand besser als Susanne Matthiesen, deren Eltern genau dieses Geschäft jahrzehntelang leiteten. Höchst unterhaltsam, aber auch stets mit kritischem Blick auf die gesellschaftlichen Veränderungen erzählt die Autorin, die heute als erfolgreiche Journalistin in Berlin lebt, vom Sylt der Siebziger Jahre bis heute – ein sehr lesenwerter historischer Abriss mit Tiefgang. // Lilja Sigurðardóttir: Das Netz. Ein Reykjavík-Krimi. Dumont, Köln 2020 // Sie weiß selbst nicht recht, wie ihr geschieht – aber Sonja hat das Sorgerecht für ihren Sohn verloren und sich als Drogenkurierin anwerben lassen, um genug Geld anzusparen, damit sie Tomas wieder zu sich holen kann. Das alles geht gründlich schief, aber Sonja gibt nicht auf … auch nicht, als der Zollbeamte Bragi ihr auf die Schliche kommt. Der erste Teil der Trilogie um die einsame Heldin Sonja wirft ein schräges Licht auf den isländischen Bankencrash und die vielgepriesene Toleranz im Land der Elfen und Sagen. Ausgezeichnete Krimikost von einer jungen isländischen Autorin!

Die Monatsbotin Januar 2021 / Notizen aus dem vierten Stock

Hier kommt die vierundachtzigste Ausgabe der Monatsbotin von Karen-Susan Fessel – mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg!

Wem sie gefällt: liebend gern weiterempfehlen! Eine kurze Mail mit dem Hinweis „Monatsbotin gewünscht“ an kontakt@karen-susan-fessel.de – und schon liegt sie Monat für Monat im virtuellen Briefkasten … Wer lieber Ruhe wünscht, desgleichen!

Und: Wer nicht lesen will, kann hören: hier!

Viel Spaß beim Lesen wünscht Karen-Susan Fessel!

Was war?

Ein nicht ganz so ruhiger Dezember, wie es der erneute Corona-Lockdown hätte erwarten lassen können, liegt hinter mir. Die besinnliche Adventsstimmung fiel, so kam es zumindest mir vor, bundesweit aus, vielleicht auch, weil ich reichlich zu tun hatte. Nach monatelanger Veranstaltungsdürre hatte ich schon im Frühjahr beim ersten Lockdown drei Lesungen, die über den Berliner Autorenfonds gefördert wurden, in den Dezember verschoben, und diese fanden dann tatsächlich auch statt; allerdings nicht in den Bibliotheken für je zwei Klassen wie ursprünglich geplant, sondern in den jeweiligen Schulen und stets nur für eine Klasse: Am 1. Dezember las ich also für Achtklässler im Pankower Rosa-Luxemburg-Gymnasium, am 9. Dezember in der Lichtenrader Annedore-Leber-Grundschule und am 10. Dezember in der Grundschule am Tempelhofer Feld. Dazu kam zu meiner Freude noch eine weitere Lesung am 11. Dezember in der Johanna-Eck-Schule in Tempelhof, meiner speziellen Partnerschule, deren neu im Entstehen begriffene Schulbibliothek nach mir benannt werden wird. Unter dem neuen Schulleiter Engin Catik und dem regen Verwaltungsleiter Axel Jürs mausert sich die einst so umstrittene Sekundarschule langsam zu einem Vorzeigeobjekt, in dem die aktive Miteinbeziehung der Schüler*innen bereits jetzt, ein knappes Jahr nach dem Leitungswechsel, Früchte trägt. Selten habe ich an einer Oberschule eine so entspannte und freundliche Atmosphäre erlebt wie hier; ich freue mich auf weitere Termine vor Ort.

Am 17. und 18. Dezember dann hielt ich noch drei weitere sehr rege Onlinegespräche mit der Luzerner Hubelmattschule, deren 9.-Klässler allesamt mein Jugendbuch „Liebe macht Anders“ gelesen und bearbeitet hatten. Und auch mit der Wiener Buchhandlung Löwenherz war ich online im Gespräch und las noch dazu eine halbstündige Passage aus meinem aktuellen Roman „In die Welt“ vor.

Alles in allem, so mein Fazit für dieses gebeutelte Lesungsjahr, funktionieren Online-Lesungen und -veranstaltungen durchaus, vor allem, wenn sie von allen Beteiligten gut vorbereitet sind, aber lieber lese ich live. Doch das geht vermutlich fast allen Autor*innen so … der direkte Kontakt zum Publikum ist einfach nicht zu ersetzen. Und außerdem – da stimmen mir die meisten Kolleg*innen sicher ebenfalls zu – sieht man online einfach meistens viel unattraktiver aus als in natura. Ich jedenfalls, und damit lüfte ich jetzt ein lange gehütetes Geheimnis, habe immer den Eindruck, dass meine Zähne am Bildschirm viel schiefer aussehen, als sie in Wirklichkeit sind. Vom dadurch begünstigtem unvorteilhaften Schattenwurf ganz zu schweigen …

Gleiches gilt auch für Interviews, von denen ich bislang insgesamt acht für mein in Arbeit befindliches Reportagebuch „Paare mit Paketen“ geführt habe, sieben davon vor Ort, eines per Zoom. Der Band, der im Frühjahr beim psychiatrie-Verlag erscheinen wird, porträtiert elf Paare, von denen ein oder beide Partner an psychischen Erkrankungen leiden oder gelitten haben. Zwei Paare werde ich Mitte Januar in Süddeutschland interviewen, ein drittes und letztes Paar dann wiederum online.

Die Arbeit an diesem Buch macht mir ungemein viel Freude, liebend gern würde ich dreimal so viele Paare interviewen und an den jeweiligen Texten arbeiten, aber leider ist der Platz begrenzt. Doch wer weiß, ob es nicht einen weiteren Band geben wird oder ein ähnliches Projekt ….

Und was kommt?

Leider keine Lesereise in die schöne Schweiz, genauer gesagt in den Kanton Zürich. Nach 19 Jahren in Folge vermasselt mir Covid 19 das kleine Jubiläum zum 20-jährigen, aber das lässt sich nun mal nicht ändern (es sei denn, ich würde nach meiner Rückkehr nach Deutschland dann zwei Wochen in Quarantäne gehen, was ich natürlich nicht möchte). Aber das Volksschulamt hatte wohlweislich vorgesorgt und die Schulen verpflichtet, die Lesungen und Workshops online stattfinden zu lassen – oder in voller Höhe zu entschädigen. Und so kommt es, dass ich dann am 11. und 12. Januar je zwei Lesungen in Kloten und Illnau halte und vom 13. bis zum 15. Januar Schreibworkshops in Stäfa und Dietlikon, das alles online natürlich. Vor allem auf die Workshops bin ich gespannt, denn das ist Online-Neuland für mich.

Danach mache ich mich dann wieder an das „Paare mit Paketen“-Buch, auf geht es zu den letzten Interviews nach Süddeutschland, und im Anschluss dann an die Ausarbeitung der letzten Texte. Außerdem habe ich einige kleinere Lektoratsarbeiten vor mir und noch dazu natürlich die weiterhin laufenden Onlineworkshops. Danach steht dann ein größeres Lektorat ins Haus, und dann eine Textprobe für ein neues Jugendbuch, das mir schon seit längerem im Kopf herumgeistert. Anschließend … ach, das reicht doch fürs Erste, glaube ich. Ich möchte ja auch nicht zu weit vorgreifen, sondern erstmal mit Schwung ins neue Jahr starten!

Einen beflügelten Januar wünscht Karen-Susan Fessel

Online Workshops: Die nächsten Kreativ-Quickies starten am 4. Januar und 1. Februar; Informationen und Anmeldung auch für die neuen Onlineworkshops „Mein Buch“ und „Biografisches Schreiben“ und das Einzelcoaching unter www.karen-susan-fessel.de/seminare

Ausgelesen Jo Nesbø: Ihr Königreich. Ullstein, Berlin 2020 / Roys kleiner Bruder Carl kommt nach gut einem Jahrzehnt zurück auf den einsamen Berghof oberhalb des kleinen norwegischen Ortes. Aber er kommt nicht allein, sondern mit seiner geheimnisvollen frischgebackenen Ehefrau, der Architektin Shannon. Gemeinsam wollen die beiden ein riesiges Hotelprojekt aufziehen, für das sie allerdings die Unterstützung der gesamten Dorfgemeinschaft brauchen. Letzteres gelingt ihnen, aber mit dem Beginn der Bauarbeiten kommen nicht nur ein paar Felsbrocken ins Rollen, sondern zugleich ein paar lange gehütete Geheimnisse ans Tageslicht. Roy sieht sich gezwungen, einzugreifen … Nesbø ist es mit diesem umfangreichen Roman gelungen, genau wie seine Figuren neues Terrain zu betreten und eingetretene, sehr gut gangbare Pfade zu verlassen. Spannende, klug ausgetüftelte Lektüre für lange, dunkle Winterabende.

Karen-Susan Fessels EXTRA-Monatsbotin Dezember 2020

Einmal zum Gucken, einmal zum Hören:
Karen-Susan Fessels Laudatio zur virtuellen Preisverleihung des Förderpreises „Verein(t) für gute Kita und Schule“ 2020 ab dem 8. Dezember um 12h hier zu sehen

und

ein ausführliches Gespräch mit dem Wiener Buchhändler Veit Georg Schmidt mit Karen-Susan Fessel über „In die Welt“ samt Audiolesung ab dem 20. Dezember um 16h hier zu hören.

Viel Spaß und eine schöne Weihnachts- und Winterzeit wünscht Karen-Susan Fessel

Die Monatsbotin Dezember 2020 / Notizen aus dem vierten Stock

Hier kommt die dreiundachtzigste Ausgabe der Monatsbotin von Karen-Susan Fessel – mit Notizen, Gedanken und Terminen vom Schreibtisch aus dem vierten Stock in Berlin-Kreuzberg!

Wem sie gefällt: liebend gern weiterempfehlen! Eine kurze Mail mit dem Hinweis „Monatsbotin gewünscht“ an kontakt@karen-susan-fessel.de – und schon liegt sie Monat für Monat im virtuellen Briefkasten … Wer lieber Ruhe wünscht, desgleichen!

Und: Wer nicht lesen will, kann hören: hier!

Viel Spaß beim Lesen wünscht Karen-Susan Fessel!

Was war?

Gleich zwei Monate liegen hinter mir, die ich jetzt tunlichst zusammenfassen möchte, um meiner werten Leser*innenschaft einen Rundumeinblick in mein Schaffen in dieser Zeit zu geben. Da muss ich nun ja richtig weit zurückblicken – in den Oktober, der sehr weit zurückzuliegen scheint. Einigermaßen von meiner zweiten Karpaltunneloperation (diesmal der rechten Hand) genesen, gelang es mir tatsächlich noch, gerade rechtzeitig vor dem nächsten Teillockdown eine Lesereise nach Baden-Württemberg zu unternehmen. Am 11. Oktober also reiste ich auf Einladung der Fachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen nach Baden-Württemberg und besuchte im Laufe der Woche Schulen und Bibliotheken in Lehrensteinsfeld, Unterriet, Untergruppenbach, Nürtingen, Deggingen, Schwaikheim und Gerstetten. Meistgewünschter Titel dabei: „Frieda Fricke, unmöglich“. Das bedeutete, ich hatte jede Menge 8-10-Jährige vor mir, allerdings nicht so viele wie ursprünglich geplant – denn die Teilnehmer*innenzahl wurde durch die steigenden Corona-Zahlen deutlich nach unten begrenzt. Und fast hätte alles dann doch nicht geklappt, denn unmittelbar vor Antritt der Reise wurde Berlin zum Corona-Hotspot erklärt. Und gleich das erste Hotel, das ich nach siebenstündiger Autofahrt erreichte, wollte mich dann deshalb auch nicht beherbergen. Doch zum Glück hatte ich akribisch vorgesorgt und einen nagelneuen Covid-19-Test sowie eine Bescheinigung dabei, dass ich mich nach dem Test nicht in Berlin-Kreuzberg, sondern im Brandenburgischen aufgehalten hatte. So klappte es denn doch noch mit der Übernachtung, misstrauisch beäugt wurde ich vom Hotelpersonal dennoch. Die weiteren vier Nächte jedoch verbrachte ich dann allesamt in einem Reutlinger Hotel, statt täglich weiterzureisen, denn auch die danach gebuchten Hotels wollten einen max. 48 Stunden alten Covid-19-Test vorgelegt wissen, was mir verständlicherweise nicht möglich war. Aber immerhin konnte ich im Freiluftpool jeden Tag schwimmen, allerdings mit mehreren Schichten Pflastern und Plastikhandschuhen um die frische OP-Narbe. Nun, die Corona-Regelungen haben eben so ihre Tücken, aber immerhin ging dann bei den Lesungen alles glatt und es machte mir wirklich viel Freude, aus „Frieda Fricke“ vortragen zu können. Autogrammkarten konnte ich hingegen nur bedingt verteilen, auf Zuruf aus der Ferne nämlich, was nur bei einer kleinen Teilnehmer*innenanzahl möglich war.

Die weiteren geplanten Lesungen wurden dann allesamt abgesagt oder verschoben, so auch meine Reise zu den Bad Harzburger Kinder- und Jugendbuchwochen, die Lesungen in Berlin-Falkenhagener Feld, Falkenberg/Elster und Luzern wie auch der Schreibworkshop in Bremen. Letzterer ist nun für das Wochenende 26. und 27. Juni 2021 geplant, die Reise nach Bad Harzburg ist auf den Oktober kommenden Jahres verschoben, und zwei der Luzerner Lesungen habe ich online durchgeführt, weitere folgen dann noch am 17. und 18. Dezember. Geht also auch und macht sogar Spaß – auch das Autogramme schreiben über knapp tausend Kilometer Entfernung hinweg!

Sehr beschäftigt war ich dann im Oktober noch – abgesehen von den weiter gut laufenden Online-Workshops – mit den Vorbereitungen für mein aktuelles Buchprojekt: Für den Psychiatrie-Verlag arbeite ich an einem Band mit Reportagen von Paaren, die – entweder eine/r oder beide – an psychischen Erkrankungen leiden oder gelitten haben. Die Vorauswahl zu treffen, war allein schon nicht einfach; auf einen öffentlichen Aufruf des Verlages hin, erschienen auf mehreren Plattformen, meldeten sich zahlreiche interessierte Paare, die ich am liebsten allesamt interviewt hätte. Aber nur elf fanden aus Platzgründen schließlich den Weg in die Endauswahl. Drei in Berlin ansässige habe ich bereits im Oktober interviewt und vier weitere Paare auf einer eigens dafür geplanten kleinen Rundreise durch Nord- und Mitteldeutschland. Die letzte vier Interviews stehen dann im Dezember und Januar noch an. Das war ungemein spannend und vor allem sehr intensiv, eigentlich habe ich auf und nach der Reise kaum eine Nacht richtig geschlafen, weil mich die Gespräche so sehr beschäftigt haben.

Und was kommt?

Nun geht es an die Ausarbeitung und teils auch schon Überarbeitung der Texte, was mir ausnehmend viel Freude macht – gut und gern könnte ich mich damit noch ein weiteres halbes Jahr beschäftigen, aber Abgabe des gesamten Textes ist bereits im Januar. Schade fast!

Die Überarbeitung der Sonderedition meines vergriffenen Kinder- und Jugendbuches „GG-was ist das?“ hingegen habe ich ausgesetzt; die Geschichten selbst bleiben in der Originalform bestehen, ein neuer Mantelteil wird aber von einem Autorenkollektiv übernommen, was mir sehr gut passt. Mehr dazu, wenn das ganze aktuell wird.

Und Lesungen gibt es auch noch im schönen Dezember, drei durch den Berliner Autorenfonds geförderte und aus dem Frühjahr verschobene nämlich: am 1. Dezember im Berliner Rosa-Luxemburg-Gymnasium, am 9 Dezember in der Lichtenrader Annedore-Leber-Grundschule und am 10. Dezember in der Grundschule am Tempelhofer Feld. Wollen wir hoffen, dass Corona hier nicht noch einen letzten Strich durch die Rechnung macht!

Ja, und jetzt doch noch mal eine kleine Erklärung: Die letzte Monatsbotin musste leider ausfallen, nicht etwa, weil ich durch Covid-19 lahmgelegt wurde, sondern weil sich die Operationsnarbe an meiner rechten Hand fünf Wochen nach der Karpaltunneloperation schwer entzündet hatte. Zwei Wochen lang durfte ich also das rechte Handgelenk, das mit einer Schiene zudem stillgelegt war, nicht bewegen, eine wahre Tortur für mich, die ich doch täglich tippe oder per Hand schreibe. Aber nun ist alles fast wieder gut. Deshalb:

Einen friedlichen Dezember wünscht Karen-Susan Fessel

Online Workshops: Die nächsten Kreativ-Quickies starten am 3. Dezember und 6. Januar; Informationen und Anmeldung auch für die neuen Onlineworkshops „Mein Buch“ und „Biografisches Schreiben“ und das Einzelcoaching unter www.karen-susan-fessel.de/seminare

Ausgelesen Randi Crott und Lilian Crott Berthung: Erzähl es niemandem. Die Liebesgeschichte meiner Eltern. Dumont, Köln 2013 / Lilian ist 19, als sie den deutschen Soldaten Helmut kennen- und liebenlernt. Das aber darf zunächst niemand erfahren, den Lilian lebt in Norwegen und Helmut ist feindlicher Besatzer – und Sohn einer jüdischen Mutter. Die Liebenden müssen schweigen, aber natürlich bleibt die Liaison den Nachbarn in der nordnorwegischen Kleinstadt nicht verborgen. Nun sind beide in Gefahr … Erst viele Jahrzehnte später lüftet Lilian ihrer Tochter gegenüber das Geheimnis. Und gemeinsam machen die beiden Frauen sich auf die Reise in die Vergangenheit. Ein sehr bewegendes biografisches Buch, das noch dazu ausnehmend gut geschrieben ist! // Deniz Ohde: Streulicht. Suhrkamp, Berlin 2020 / Die Mutter der namenlosen Ich-Erzählerin stammt aus der Türkei und kann kaum lesen und schreiben, der Vater, deutscher Arbeiter, spricht kaum, schlägt seine Frau und sammelt alles, was man noch gebrauchen könnte. Was soll aus der Tochter solcher Leute schon werden? Deniz Ohde, 1988 in Frankfurt/Main geboren, macht sich auf Spurensuche im Ruhrpott und zeichnet dabei das eindringliche Bild einer mehrdimensionalen Klassengesellschaft, in der die Einsamen von vorneherein die Verlierer zu sein scheinen. Aber sie zeigt auch, wie es gelingen kann, sich daraus herauszukämpfen. Selten habe ich einen deutschen Roman gelesen, der Sprachlosigkeit auf vielen Ebenen so wortreich und detailliert beschreiben kann. Ein großer Erstlingswurf! // Heidi Benneckenstein: Ein deutsches Mädchen. Mein Leben in einer Neonazi-Familie. Tropen, Stuttgart 2019 / Ebenfalls eine Parallelgesellschaft wird in dieser Autobiografie präsentiert, auf andere Art eindringlich: Benneckenstein, geboren 1992, wächst in einer stramm rechten Familie auf; ihr Lebensweg scheint vorprogrammiert: Kinder, Küche, Linientreue. Doch sie bricht aus, gemeinsam mit ihrem Mann kehrt sie dem Neonazimilieu den Rücken. Was genau jedoch den Antrieb dazu gab und wie die Autorin ihre neuen Überzeugungen gewinnt, bleibt letztlich nebulös, und genau deswegen wirkt dieses „Aussteigerbuch“ am Ende dennoch unentschlossen. Sehr bestürzend jedoch die Beschreibungen der Kinder- und Jugendcamps der Heimattreuen deutschen Jugend, in denen noch heutzutage junge Menschen auf nationalsozialistische Spur gedrillt werden, und deshalb durchaus lesenswert.